049 - Die Höhle der Untoten
Dreiäugigen löste sich auf, würde bald nicht mehr existieren.
»Das alles glaubt uns kein Mensch«, sagte Stuefer, das Schweigen durchbrechend.
»Genau das sagte auch schon Kommissar Roth.« Dorian lächelte andeutungsweise. »In einigen Jahren ist das alles hier nur noch Legende.«
»Ich werde das niemals vergessen können.«
Walter Dünhofen stand am Wasserkessel und wartete auf die Rückkehr von Dorian Hunter und Stuefer. Er rauchte aus Nervosität Kette und schaute in immer kürzer werdenden Zeitabständen auf seine Armbanduhr. Jetzt waren die beiden seit gut einer Stunde in der Höhle. Was mochte darin passiert sein? Hatten sie Liesel gefunden? Hatten sie sich gegen den Dreiäugigen durchsetzen können? Er sprang zurück, als plötzlich oben von den Bergen her ein knirschendes Reißen und Dröhnen zu hören war. Bevor er wusste, was eigentlich passierte, spie der Wasserkessel eine gewaltige Woge aus, die explosionsartig aus dem Kessel schoss. Dünhofen brachte sich in Sicherheit, lief zum Wagen hinüber, setzte sich ans Steuer und fuhr den Kombi auf einen kleinen Hügel.
Woge auf Woge ergoss sich aus dem Wasserkessel, überschwemmte die nähere Umgebung und ließ das kleine Rinnsal zu einem reißenden Bach anschwellen. Da wusste Walter Dünhofen, dass er nicht zu warten brauchte. Er ließ den Motor an und fuhr in rasender Eile zurück nach Greulingen, doch kurz vor dem Marktflecken bog er ab und steuerte den Bergwald an. Er sah die Menschen, die aus dem Wald kamen und stieg aus. Und dann sah er seine Freundin, die sich von der Gruppe löste und auf ihn zulief.
Er hielt sie noch wortlos in den Armen, als Dorian, Coco, Stuefer und die anderen Frauen ihn erreicht hatten.
»Hoffentlich werden wir das innerlich alles heil überstehen«, sagte Dorian.
Coco befand sich wieder in ihrem Zimmer und richtete sich her.
Unten in der Gaststube warteten Dorian und Jeff Parker auf sie. Ihr gemeinsamer Freund war aus Frankfurt gekommen und hatte alle notwendigen Ersatzpapiere bei sich. Gegen eine Abfahrt konnte nun auch die Polizei nichts mehr einwenden. Als Coco einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel warf, hörte sie die Stimme. Sie war plötzlich da, füllte den Raum, klang ein wenig resigniert und müde.
»Olivaro gibt auf«, sagte die Stimme. »Die Dämonen erkennen ihn nicht mehr an. Zu groß sind seine Fehler, zu groß die Anzahl seiner Misserfolge.«
»Wer spricht?«, fragte Coco, die nicht erschrak, sondern die Stimme wie selbstverständlich zur Kenntnis nahm.
»Der Anführer der Oppositionsdämonen«, kam die Antwort. »Olivaro gibt sein angemaßtes Amt wieder zurück. Und damit wird der Stuhl frei für den wahren Fürsten der Finsternis.«
»Wird es keine Hilfe mehr für uns geben?«
»Frei sind wir, frei seid ihr«, sagte die Stimme ohne Nachdruck oder Drohung. »Die Mächte der Finsternis werden siegen.«
Coco nickte. Sie hatte verstanden. Der Kampf gegen das Böse ging weiter, vielleicht in einer völlig anderen und neuen Form. Das Böse war überall und ließ sich nicht ausrotten. Man konnte es nur eindämmen und bekämpfen.
Als sie das Zimmer verließ, nahm sie sich vor, Dorian vorerst nichts zu sagen. Aber sie wusste, dass sie ihr noch ungeborenes Kind in Sicherheit bringen musste.
»Alles in Ordnung?«, fragte Dorian, als sie die Gaststube betrat und ihm und Jeff Parker zunickte.
Coco lächelte. »Alles in Ordnung.«
Sie dachte an ihr Kind und schmiegte sich an Dorian. Zusammen würden sie auch in Zukunft den Dämonen trotzen. Das Böse durfte nicht weiterwuchern und sich ausdehnen.
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