0490 - Hiebe auf den ersten Blick
K.o. Schlag versetzen?
Ich blickte ihn fest an. »Sie verbergen einen Mörder, Mr. Bregan! Wollen Sie mir nicht sagen, wo ich ihn abholen kann?«
Meine kalte, völlig sicher hervorgebrachte Behauptung warf ihn um. Er tastete nach der Lehne seines Schreibtischsessels und ließ sich schwer hineinfallen. »Das… das ist zu viel…«
»Der Meinung bin ich auch, Mr. Bregan. Zumal das Verfahren gegen Sie noch nicht abgeschlossen ist. Die Richter werden den Umstand, daß Sie einen Schwerverbrecher, einen Mörder, verbergen, bestimmt honorieren. Ich rechne zusätzlich mit mindestens acht Jahren.« Seine Augen röteten sich. Es sah aus, als ob er jeden Augenblick anfangen wollte zu weinen.
»Also, wo ist Mac Semple?«
Seine Augen zogen sich zusammen und wurden im nächsten Augenblick wieder größer. Es war eine Meisterleistung. »Aber Mr. Cotton, ich verstehe Sie überhaupt nicht. Was habe ich mit Mr. Semple zu tun?«
»Eben, ich kann es mir auch nicht erklären. Trotzdem bleibt die Tatsache bestehen, und das ist sehr übel für Sie!« Bregan lächelte. »Wenn Sie einen Haussuchungsbefehl haben, können Sie meine Geschäftsräume durchsuchen.«
»Es kostet mich nur einen Anruf«, entgegnete ich.
»Ich warte solange.«
Seine Selbstsicherheit war nicht gespielt. Mac Semple war nicht hier. Ich hatte es auch nicht angenommen. Jedenfalls schien Bregan aber zu wissen, wo sich der Eurasier aufhielt. Außerdem glaubte ich, was Phil aufgeschnappt hatte.
»Mr. Bregan«, begann ich aufs neue. »Es ist nur eine Frage der Zeit, dann haben wir Mac Semple. Glauben Sie, daß er nicht auspacken wird? Über Sje! Über Ihren Partner! Vielleicht wird er Ihnen Sachen anhängen, an denen Sie gar nicht beteiligt waren! Mein Rat ist ehrlich gemeint. Überlegen Sie alles in Ruhe. Ich gebe Ihnen noch fünf Minuten.«
Bregan ging zu einem Wandschrank und goß sich ein Wasserglas mit Whisky voll. Er leerte es in einem Zug.
Ich rauchte inzwischen eine Zigarette. Es waren noch nicht zwei Minuten vergangen, als er vor mich hintrat und sagte:
»Sie sind ein G-man, und G-men kann ich nicht leiden. Wahrscheinlich hängt das mit meiner Erziehung zusammen. Aber Sie sind ein fairer Kerl, Mr. Cotton. Und ich glaube Ihrem Rat.«
Er setzte sjch. »Wissen Sie, ich haoe mich da auf etwas eingelassen, aus dem es kein Entrinnen mehr gibt. Okay, ich gebe zu. Verbindung mit Semple aufgenommen zu haben. Aber wenn Sie'glauben, ich steckte hinter den Anschlägen, die auf Sie verübt wurden, dann…«
»Was wissen Sie darüber«, fuhr ich dazwischen.
»Nichts, Mr. Cotton, absolut nichts. Man hört nur manches.«
»Weiter.«
»Mac Semple hat uns erpreßt, mich und Davidson. Er ist gestern ganz plötzlich bei uns aufgetaucht und verlangte, daß wir ihn eine Weile aus dem Verkehr ziehen.«
»Haben Sie es getan?«
Bregan zuckte die Schulter. »Was blieb uns übrig? Er hat uns in der Hand. Semple war es, der die falschen Lieferscheine und Zollerklärungen besorgt hat. Ich kann es ruhig zugeben, Sie haben sowieso genügend Material gegen uns. Aber den Kopf wird uns die Geschichte nicht kosten. Wir werden ausbaden, was wir uns selbst zuzuschreiben haben.«
Ich machte eine wegwerfende Handbewegung. »Lassen wir das jetzt. Das Verfahren gegen Sie und Mr. Davidson steht im Augenblick nicht zur Debatte. Wo ist Mac Semple? Das ist die einzige Frage, die ich von Ihnen, beantwortet haben möchte!«
»Wir haben ein Wochenendhaus, drüben im Whitestone. Es liegt direkt am East-River.«
»Die Adresse?«
»Am Francis Lewis Park 67.«
Ich stand auf. »Mr. Bregan, ich brauche Sie wohl nicht darauf aufmerksam zu machen, daß…«
»Schon in Ordnung, Mr. Cotton. Schenken Sie sich die Rede.« Bregan wirkte auf einmal alt und müde. Als ich sein Büro verließ, saß er noch immer im Sessel und starrte vor sich hin.
***
Dick sah mich erwartungsvoll an. »Erfolg gehabt?«
»Wir werden die Aktion umdirigieren. Hast du Nachricht aus dem Headquarter?«
»Zwei Nachrichten, ich weiß nicht, ob sie dir Zusagen.«
»Mach’s nicht so spannend.«
Wir gingen zu dem bereitstehenden Wagen und fuhren hinüber nach Queens. Zwei Besatzungen folgten uns.
»Franklin Torrington ist zur Zeit unauffindbar, obwohl sein Haus unter dauernder Bewachung steht.«
»Das Haus, aber nicht er«, entgegnete ich. »Und was noch?«
»Du scheinst nicht sonderlich beeindruckt zu sein, Jerry!«
»Nein, rede weiter.«
»Unsere Leute haben herausgebracht, daß der ermordete Harold Peters
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