0493 - Eine weint um Killer Jack
winzige Pünktchen — ein Stück Mikrofilm. In der Vergrößerung erkennt man eine volle Schreibmaschine!/ eite Text, rund dreißig Zeilen.«
Die Methode war alt. Im zweiten Weltkrieg war sie von den Deutschen entwickelt worden. Ein paar findige Köpfe hatten die auf Punktgröße reduzierten Negative auf die Satzzeichen getippter Briefe geklebt. Auf diese Weise waren wichtige Geheimnachrichten in die USA eingeschleust worden.
Nach der Entdeckung dieses Systems hatten die Agenten sich einige Variationen für ihre Methode ausgedacht. Die Übermittlung von Nachrichten in einem ausgehöhlten Stecknadelkopf zählte zu ihnen.
»Was steht darauf?« fragte Mr. High.
»Eine detaillierte Stimmungsschilderung von Angehörigen der Admiralität«, sagte Lieutenant Baldwin.
Phil und ich tauschten einen Blick aus. Unter den rund 165 Vergehen, für deren Ermittlung das FBI zuständig ist, stehen die Admirality Matters, die Admiralitätsangelegenheiten, nach dem Alphabet an oberster Stelle.
Wenn sich das FBI bisher nicht in den Fall der Ermordung des Admirals a.D. Mewitt eingeschaltet hatte, so lag das daran, daß Mewitt bereits vor ein paar Jahren aufgehört hatte, ein aktives Mitglied der Admiralität zu sein.
Nach Entdeckung der Nadel mit dem blauen Plastikkopf sah die Sache allerdings anders aus.
Selbstverständlich stand Hugh F. Mewitt auch nach seiner Pensionierung mit den Offizieren der Admiralität in engem Kontakt. Vermutlich hatte man auch oft genug über Dinge gesprochen, die nicht für die Ohren der Öffentlichkeit bestimmt waren. Sollte es Mewitt eingefallen sein, diese Informationen einem Nachrichtendienst zugänglich zu machen, gehörte der Fall selbstverständlich in unser Ressort.
»Natürlich habe ich mich gefragt, ob zwischen dem Mord und der Nadel irgendein Zusammenhang besteht. Darauf habe ich bis jetzt noch keine Antwort gefunden«, gab der Lieutenant freimütig zu.
»Haben Sie schon mit den Herren von der Admiralität gesprochen?« fragte Mr. High.
Baldwin schüttelte den Kopf. »Nein, aber ich habe mir vom Butler des Admirals die Namen einiger hochgestellter Offiziere nennen lassen, die in Mewitts Haus verkehrten. Vielleicht sollte man erst einmal mit ihnen sprechen.«
Mr. High nickte. »Okay. Mr. Cotton und Mr. Decker werden sich des Falles annehmen, Lieutenant.«
***
Hugh F. Mewitts bester Freund war Vizeadmiral Jack Richbecker. Phil und ich suchten ihn am Nachmittag in seinem Office auf. Der Vizeadmiral war 57 Jahre alt, hatte dichtes, fast weißes Haar, ein sonnengegerbtes Gesicht und sehr helle blaue Augen.
»Ich bin über den Fall bereits informiert«, sagte Richbecker, nachdem wir Platz genommen hatten. »Erstens fällt Hugh F. Mewitts Tod in meinen Zuständigkeitsbereich — ich beschäftige mich mit Abwehrfragen — und zweitens war Hugh mein Freund. Ich habe mir bis jetzt eingebildet, ihn durch und durch zu kennen. Offenbar habe ich mich getäuscht.«
»Halten Sie ihn für einen Spion?« fragte Phil überrascht.
»Nein«, versicherte der Vizeadmiral ohne Zögern, »wenn auch der Schein gegen ihn spricht. Ich weiß noch nicht, was es mit dieser Nadel auf sich hat, doch bin ich sicher, daß Hugh kein Landesverräter war. Ich denke, es gehört zu meinen Aufgaben, seinen guten Ruf wiederherzustellen. Das bin ich ihm als Freund und Offizier schuldig. Sie wissen, die Presse greift ihn heftig an. Hugh kann sich nicht mehr wehren. Ich werde es für ihn tun müssen.«
Phil und ich wechselten einen erstaunten Blick. Die Presse hatte zwar über die Ermordung des Admirals berichtet, an diffamierende Bemerkungen konnten wir uns jedoch nicht erinnern. Zudem war weder die Nadel mit dem blauen Kopf erwähnt worden noch der in ihrem Hohlraum versteckte Mikrofilm.
Richbecker breitete eine Zeitung vor uns aus. Es war die Mittagsausgabe des NEW TRUMPETER, eines Boulevardblattes, das häufig durch Sensationsmeldungen von sich reden machte.
Phil und ich überflogen den Artikel. Über den Nadelfund berichtete das Blatt in großer Aufmachung. Der Tod des Admirals wurde als dunkle Spionageaffäre bezeichnet. Der Artikel schloß mit der Frage, ob Mewitt für eine ausländische Spionageorganisation gearbeitet habe und was die Regierung zu tun beabsichtige, um die Wiederholung eines solchen Verbrechens zu vereiteln.
Es fehlten auch nicht gehässige Seitenhiebe in dem Artikel auf die angebliche Geschwätzigkeit gewisser Offiziere, ohne die der Mikrofilm ja wohl leer geblieben wäre.
»Es ist ein Skandal«,
Weitere Kostenlose Bücher