0493 - Panik auf Titan
nachging. Das alles, dachte Pontonac methodisch hatte seinen tiefen Sinn. Hier wurde nicht einfach gehandelt, nur um das Gesetz des Handelns in die Hände zu bekommen, sondern hier würde eine Aktion von weitaus größerer Tragweite durchgeführt werden.
Diese Tragweite war jetzt noch nicht voll erkennbar.
Zweifellos bedeutete das vorsichtige Abtasten Ovarons, daß es sich bei Vascalo dem Krummen um einen höchst qualifizierten Takerer handelte. Ein echter Gegner also, nicht ein Opfer. Das wiederum bedeutete für ihn, den Standortkommandanten, daß sein relativ ruhiges Leben eine unter Umständen hochdramatische Bereicherung erfahren würde.
Wer war dieser Vascalo ...?
Warum war er ein gefährlicher Gegner ...?
Besaß er besondere Begabungen, die die offensichtlichen Mängel seines Aussehens sublimieren konnten?
Vermutlich war es so.
Ein Duell also zwischen Ovaron und Vascalo. Und er, Edmond, würde die Aufgabe bekommen, den Sekundanten zu spielen. Er ahnte, daß diese Pflicht sehr viel von ihm erfordern würde.
Wieder vergingen einige Minuten.
Dann brachte der Robot Roi Danton in den Raum und Merceile sprang auf, sobald sie Rhodans Sohn erkannte.
Von den Siganesen war nichts zu sehen, aber an der Art der Gestik konnte Pontonac erkennen, wo sich die winzigen Menschen befanden - Roi schob Merceile zärtlich, aber bestimmt von sich weg und deutete auf die Brusttaschen seiner Uniformjacke. Dort steckten, je drei Mann in jeder Tasche, die Siganesen.
*
Zur selben Zeit, als die sechs Siganesen es sich auf der Tischplatte bequem gemacht hatten, als ein spezielles Bandgerät mit mehrfacher Schallverstärkung ablief und sich Ovaron auf die Individualdaten des takerischen Befehlshabers, genannt ‘Vascalo der Krumme", konzentrierte, formierte sich die Flotte der Sammler neu.
Vascalo hatte, von der offensichtlichen Rückzugsabsicht der Terraner überrascht, diesen Befehl gegeben.
Der Mann aus dem Valos-Klan sah nicht so aus, als wäre er in der Lage, eine riesige Armada zu kommandieren, und zwar nur durch Schaltungen, nicht durch akustisch gegebene Befehle.
Trotzdem war er der beste Mann an diesem Ort.
Er war nur einhunderteinundsechzig Zentimeter groß, und sein untersetzter, in Schultern und Hüften sehr breiter Körper ließ ahnen, daß trotz des Kleinwuchses überraschende körperliche Kräfte erwartet werden durften.
Darunter hatte er sein Leben lang gelitten: Ein zu zwei Dritteln gerundeter Auswuchs zog sich den Rücken entlang herunter. Der Auswuchs begann in der Höhe des ersten Nackenwirbels und zog sich bis weit in den Rücken entlang der Wirbelsäule. Vascalo konnte seinen Kopf nur in einem Winkel von vierzig Grad drehen; wollte er sich mehr umsehen, mußte er die Drehung aus dem Becken heraus vollziehen. Die Arme waren zu lang und hingen weit über die Knie herab, aber die Hände waren von einer geradezu verblüffenden Schönheit. Starke Finger, dabei sehr gut geformt, mit gepflegten Nägeln ... die Hände eines Künstlers oder eines Dirigenten. Auch das Gesicht überraschte jeden, der Vascalo zuerst nur von hinten hatte sehen können.
Ein in klassischen Proportionen geschnittenes Gesicht von männlicher Schönheit mit großen, blauen Augen und einer Nasenform, die von einer griechischen Plastik stammen könnte.
Das Haar war dunkelbraun und floß in langen, natürlichen Wellen bis zum Ansatz des Buckels, der Vascalo zwang, seinen Oberkörper von der Hüfte an nach vorn zu krümmen. Daher auch sein Beiname.
Sein Körper war schuld daran, daß er diesen Beinamen besaß.
Sein Körper war es auch gewesen, der den Verstand und die moralische Grundhaltung in sehr untypische Bahnen gezwungen hatte.
Vascalo kannte keinerlei Skrupel. Er war in allen seinen Überlegungen eiskalt und ohne ethische Rücksichten. Seine Maximen richteten sich allein nach pragmatischen Gesichtspunkten aus; als glänzender Psychologe und hochdekorierter Wissenschaftler besaß er auch die notwendige Bildung für dieses Konzept der Macht und der Einflußnahme.
Hinter der schönen Maske seines Gesichts verbarg sich der Charakter eines Dämons.
Nicht einmal die Emotionen in bestimmten Situationen konnten Vascalo dazu verführen, einen Fehler zu begehen. Wut oder Haß verleiteten ihn nicht; er überwand sie und ging nach diesem Schaltakt des Verstandes seinen Weg weiter, unberührt von seinen selten hervorbrechenden - Gefühlen.
Er war einer der wenigen Takerer, deren Versicherung, sie hätten noch niemals in ihrem Leben
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