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0493 - Todestanz der Nixe

0493 - Todestanz der Nixe

Titel: 0493 - Todestanz der Nixe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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ihn und die anderen Männer aus dem Wasser gefischt hatte. Die Nixe hatte den Tod gesucht, nachdem sie erkannt hatte, daß es keine andere Möglichkeit mehr gab, daß Zamorra ihr nur auf diese endgültige Weise helfen konnte. So hatte sie das Amulett berührt. Die Energien vertrugen sich nicht; die Nixe, den erlösenden Todeswunsch im Herzen, starb. Es gab abermals eine Schockwelle, unter der Zamorra zu leiden hatte, und die seine Gedächtnisstörungen hervorrief.
    »Sie wollte nicht töten«, flüsterte er bestürzt, »und ich auch nicht. Und dennoch bin ich eigèntlich der, der sie…«
    Nicole unterbrach ihn. »Nein«, sagte sie. »Du hast sie nicht getötet. Sie hat Selbstmord begangen. Wenn jemand sich tötet, indem er einem anderen ein Auto stiehlt und damit mit Tempo 200 vor einen Brückenpfeiler rast - kannst du dann dem bestohlenen Autobesitzer die Schuld geben?«
    Zamorra schloß die Augen. »Das ist etwas anderes«, sagte er.
    »Nein!« beharrte Nicole. »Es ist dasselbe. Es gab keine andere Lösung mehr. Vielleicht ist sie auch gar nicht tot. Sie war mit den Ewigen artverwandt. Vielleicht ist sie hinübergegangen, wie es die Ewigen tun. Wir wissen doch nicht, was sich hinter diesem Begriff wirklich verbirgt.«
    »Vielleicht, ja«, murmelte Zamorra.
    Er war heilfroh, daß es keine weiteren Toten gegeben hatte. Die »Schiffbrüchigen« konnten geborgen werden. Das war das Wichtigste. Und es würde keine neuen Todesfälle mehr geben, weil es die Nixe nicht mehr gab. Das war ebenso wichtig.
    Alles andere berührte Zamorra nicht mehr. Er wollte nicht wissen, weshalb die Nixe mit jenem ominösen Fluch belegt worden war. Er wollte nicht wissen, was der Fluch erzwang - er hatte genug davon miterlebt. Ihn interessierte auch nicht, was aus der Transfunk-Ortung wurde und wann die beiden Schiffe sich wieder trennten, weil ihr Auftrag beendet war.
    Er und Nicole setzten sich mit Commander Siccine zusammen; Nummer vier in der Runde war Siccines Whisky-Vorrat. Am ersten Abend ertränkte Zamorra seine Gedanken im Whisky, am zweiten Abend erstickte er sie in handfesten Diskussionen. Später trennten die Freunde sich wieder, wie schon so oft in der Vergangenheit, aber auch im Château Montagne brauchte Zamorra noch ein paar Wochen, bis er endgültig über diese Sache hinweggekommen war.
    Urteile sind schnell gefällt. Ein Leben ist schnell ausgelöscht. Aber das Vergessen fällt schwer.
    Und Zamorra konnte die Nixe nie vergessen. Sie hatte recht behalten; ihr Tod rettete ihm das Leben. Er trug an ihrem Selbstmord keine Schuld; er hätte ihn keinesfalls verhindern können. Aber er hatte keine Zeit gehabt, eine andere Lösung zu finden, und das machte es für ihn so schwer. Er war der Gewinner und fühlte sich doch als Verlierer.
    Aber die Zeit heilt alle Wunden. Sie würde es auch mit dieser tun.
    ENDE
    [1] Siehe Professor Zamorra Nr. 492 »Der Zug aus der Hölle«
    [2] Siehe Professor Zamorra Nr. 475 »Der Drache der Zeit«, und folgende
    [3] Siehe Professor Zamorra Nr. 422 »Der Pirat und die Hexe«
    [4] Siehe Professor Zamorra Nr. 492 »Der Zug aus der Hölle«, Professor Zamorra Nr. 481 »Laurins Amazonen«

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