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0497 - Die Fledermenschen

0497 - Die Fledermenschen

Titel: 0497 - Die Fledermenschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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nicht gefunden zu werden und nach dem Überfall für den Weiterbestand seines Volkes sorgen zu können.
    Halo stürzte förmlich in den Höhleneingang. »Die Geflügelten! Ich habe den ersten gesehen!« keuchte er.
    »Jetzt schon?« erschrak der Wächter. »Bei der Götterblume! Sie kommen in immer kürzeren Abständen…«
    Halo wollte ihm zuschreien: »Wir müssen etwas tun! Wir müssen den Eingang verbarrikadieren! Spitze Pfähle aufrichten, mit Gift bestrichen!« Aber er wußte, daß der Wächter das Recht hatte, ihn allein dieser Äußerung wegen niederzuschlagen und vielleicht sogar auszusperren. Allen saß, die furchtbare Angst im Nacken. Angst vor dem, was die Geflügelten mit jenen machen würden, die sich widersetzten.
    Von den Geflügelten erschlagen zu werden, war harmlos. Doch es gab Tode, die tausendmal schlimmer waren, und ein solcher Tod drohte jedem, der es wagte, den Geflügelten Widerstand zu leisten.
    Tief, ganz tief saß die Angst in den Somerern, und um einem ganzen Höhlen- oder Walddorf ein grauenhaftes, qualvoll langsames Dahinsterben zu ersparen, gab es das Gesetz, daß jeder, der auch nur davon sprach, Widerstand zu leisten, sofort ausgestoßen werden konnte, damit die Geflügelten, wenn sie ihn fanden, nicht auf die Idee kommen sollten, auch sein ganzes Dorf zu bestrafen. Jedes Zeichen der Sippenangehörigkeit wurde ihm aus der Haut geschnitten, ehe man ihn an die Oberfläche schickte, ohne ihm eine Chance der Rückkehr zu geben. Während die loyalen Feldarbeiter jederzeit eine offene Höhle oder eine offene Tür fanden, selbst wenn sie zu einer anderen Sippe gehörten - dann erst recht! -, blieb dem Ausgestoßenen der Zutritt verwehrt, damit er eines der ersten Opfer der Geflügelten wurde. Es war nur erlaubt, die Höhleneingänge zu verbarrikadieren, oder einen Sperrgürtel um die Wälder zu legen -keinerlei sonstige Verteidigung.
    Halo wollte kein Opfer werden.
    Halo wollte überleben, und er wollte eine Möglichkeit finden, den Geflügelten dennoch entgegentreten zu können. Es konnte nicht im Sinn der Götter sein, daß die Somerer mit der Zeit völlig ausgerottet wurden.
    Er kroch in die Höhle und hoffte, daß er auch diesen Angriff überleben würde. Dabei standen seine Chancen eher schlecht. Einmal mußten ja auch seine Mit-Somerer ein bißchen Glück haben und nicht nur er…
    ***
    Professor Zamorra hatte Ameisen in der Hose.
    So drückte Nicole Duval es zumindest aus. Ihr selbst ging es ja nicht viel anders. Stinklangweilig war es in den letzten Wochen gewesen, seit auch der letzte Sauroide zum Silbermond umgesiedelt und das Regenbogentor zwischen den Welten wieder geschlossen worden war! [2]
    Die Echsenwelt, jene sterbende Welt der Sauroiden, gab es nicht mehr. Höchstens noch Reste, die sich innerhalb der nächsten Monate oder Wochen endgültig in Nichts auflösen würden. Eine Epoche war beendet, die rund sechzig Millionen Jahre angedauert hatte - Erdzeit.
    Mehr als eine Million Sauroiden hatte den Exodus zum Silbermond hinter sich gebracht. Eine verschwindend geringe Zahl, wenn man sie mit der Erdbevölkerung verglich. Aber die Population der Echsenwelt war in den letzten Jahrmillionen nie besonders groß gewesen, und diese Million Sauroiden waren die letzten Überlebenden des entropischen Chaos. Für den Silbermond waren sie fast zuviel. Die Zahl der dort lebenden Druiden war nie so hoch gewesen. Doch immerhin war der Silbermond für eine Neubesiedelung frei gewesen.
    Über den von Julian Peters geschaffenen Regenbogen waren die Sauroiden, das Gegenstück zum Menschen in einer Welt, in der die Saurier nicht ausgestorben waren, zum Silbermond gegangen. Wie, das konnte niemand sagen, und Julian, der Träumer, schwieg sich aus. Am Ende des Regenbogens hatten die Sauroiden eine neue Zukunft gefunden. Auf sie wartete ein Paradies.
    Aber Professor Zamorra konnte den Schatten des Todes nicht vergessen, der ganz zum Schluß, nach dem letzten Sauroiden, noch zum Silbermond hinübergekrochen war. Er war fast sicher, daß es sich um das schattenhafte Dimensionsraumschiff der Meeghs handelte, das sich einige Zeit lang über der sterbenden Echsenwelt herumgetrieben hatte. Nun, vielleicht sollte man sogar den spinnenhaften Meeghs das Ende des Regenbogens gönnen; möglicherweise waren sie ohnehin die letzten ihres Volkes, das schon vor vielen Jahren restlos ausgelöscht worden war. Vielleicht hatte Merlins Zeitparadoxon sie überhaupt erst wieder ins Leben zurückgeholt…
    Zamorra

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