0498 - Der Schatten des Killers
Mündungsblitz der Waffe.
Mac Simpson spürte, wie die Kugel in seinen Brustkorb drang. Er fühlte sich mit einem Male mitten im Sprung herumgewirbelt. Dann schlug er schwer auf den Asphalt auf.
Komisch, überlegte Mac, das Hinfallen ist schmerzhafter als die Kugel. Mac dachte an seine beiden Kinder und an Mary, seine Frau. Sie wird sich bestimmt Sorgen machen, wenn ich nicht komme, fiel ihm ein. Aber es machte ihm nicht sonderlich viel aus. Im Gegenteil, er fühlte sich ganz leicht, schwerelos und ohne Sorgen. Das einzig Merkwürdige waren die roten Ringe, die vor seinen Augen tanzten.
Das alles spielte sich in Sekunden ab. Mac Simpson sah, wie der Gangster aus dem Wagen sprang und zum Taxi hinüberlief.
Simpsons Fahrgast stand auf der Straße. Verzweifelt sah er sich um. Er wollte flüchten. Zwei, drei Schritte machte er in Richtung Distriktgebäude. In diesem Augenblick hob der Gangster die Pistole.
Zweimal drückte er ab, zweimal gab es ein »Plopp«. Simpsons Fahrgast drehte sich einmal um die eigene Achse und schlug dann zu Boden.
Mit einem Satz war der Gangster heran. Er entriß seinem Opfer eine schwarze Aktentasche. Er durchsuchte rasch die Brieftasche und hastete dann zum Buick zurück.
Der Überfall verlief so blitzartig, daß die umstehenden Passanten die Situation erst begriffen, als der Motor des Buick wieder auf jaulte und der Wagen mit kreischenden Reifen davonjagte.
Mac Simpson schloß die Augen. Ihm wurde mit einem Male übel. Irgendwo hörte er den schrillen Ton einer Polizeipfeife.
»Gleich ist es aus«, murmelte er. Er spürte, wie die Kälte des Todes langsam in seinem Körper emporkroch.
Wir standen im Hof unserer Fahrbereitschaft. Mein Freund Phil, unser Kollege Steve Dillaggio und ich.
Gestern hatte ich mir ein paar neue Reifen für meinen Jaguar gekauft. Diese ganz neuen Modelle mit dem Noppenprofil, die erst seit kurzem auf dem Markt sind.
Phil bestaunte die neuesten Erzeugnisse der Reifenindustrie, als uns plötzlich der Alarmton einer City-Police-Pfeife aus unseren Betrachtungen riß.
»Da ist etwas passiert«, rief Phil und trabte im gleichen Augenblick auch schon los.
Steve Dillaggio warf den Reifenprospekt achtlos zur Seite und flitzte hinterher. Ich überprüfte noch schnell meinen Smith and Wesson. Er war ordnungsgemäß geladen.
Wenn Sie die 69. Straße kennen und den für New Yorker Verhältnisse recht schwachen Verkehr dort, wissen Sie, daß der Verkehrscop in dieser Straße bestimmt nicht dann Alarm pfeift, wenn es einen leichten Autozusammenstoß gegeben hat. Es mußte also schon etwas anderes passiert sein.
Ich holte meine Kollegen am Ausgang unseres Wagenparks ein. Ein Blick auf die Straße genügte mir, um sofort zu wissen, warum der Cop Alarm gepfiffen hatte.
Zwei Männer lagen auf dem Asphalt. Zwei Männer, von denen der eine ganz still und bewegungslos lag und der andere seine Hand auf die Brust preßte.
Nur hundert Yard entfernt waren sie von mir. Auf diese Entfernung konnte man jede Einzelheit erkennen.
Phil schaute mich kurz an. Wir verstanden uns sofort. »Los, Steve!« rief ich, »Alarmiere unsere Leute. Spurensicherung, Fotografen und Fahndung!« Steve machte auf dem Absatz kehrt und raste zum Distriktgebäude zurück. Phil und ich hasteten los.
Acht Sekunden später war ich bei dem Mann, der sich die Hand auf die Brust preßte. An seiner Lederjacke erkannte ich ihn als den Taxidriver.
Ich blickte in ein jungenhaftes, jetzt vom Schmerz verzerrtes Gesicht.
Der Mann hatte mich kommen hören. Er schlug die Augen auf. Schnell beugte ich mich nieder. Ich sah den roten Fleck auf seiner Brust. Er wurde von Sekunde zu Sekunde größer.
»Wer sind Sie?« kam es leise über die Lippen des Verletzten.
»Jerry Cotton vom FBI. Wissen Sie, wer es war?«
Er versuchte zu sprechen. Jede Bewegung schien eine ungeheure Anstrengung für ihn zu sein. Ich sah, daß es mit ihm zu Ende ging.
»Wissen Sie, wer es war?« wiederholte ich eindringlich meine Frage.
»Jack… Er — er… nannte… sich… Jack«, kam es mühsam über seine Lippen. Ein dünner Blutstrom zog sich aus seinem rechten Mundwinkel. Sein Atem wurde immer flacher.
»Wie weiter?«
Der Verletzte sah mich gequält an. »Weiß… nicht«, keuchte er und schüttelte den Kopf.
»Wie sah er aus? Beschreiben Sie ihn!«
»Er… wie… ein…«
»Wie wer?«
»Wie ein… Henker!«
»Genauer!« rief ich. »Ich muß genauere Angaben haben«, sagte ich eindringlich, doch er schien mich nicht mehr zu
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