0499 - Entscheidung in der Plutobahn
keines der bestehenden Rätsel wirklich gelöst war. Was geschah nun mit der Urmutter? Was hatte sie im Sonnensystem bewirkt? Stimmte es, was die plötzlich wieder einsetzende Erinnerung des Ganjos ergeben hatte - daß die Urmutter sich mit allen ihren Sammlern vernichten würde?
Niemand wußte es, aber man ließ wenige Gedanken an diese Unsicherheiten aufkommen.
Rhodan fragte ernst: „Das Ende unserer gemeinsamen Abenteuer, Ganjo Ovaron?"
„So meinte ich es. Auf euch alle werden andere Dinge warten - in eurer Heimat. Aber ich bin sehr froh, daß wir das Ziel geschafft haben, das wir uns vornahmen. Sie, Perry, und auch ich. Ich bin Ganjo, und Sie haben die, Gewißheit, daß keine takerische Invasion stattgefunden hat beziehungsweise zur Auswirkung gekommen ist."
„So ist es", meinte der Großadministrator und nahm einen kräftigen Schluck. Staunend sahen Cascal und Waringer zu, der Chef war berüchtigt für seine Enthaltsamkeit.
Claudia Chabrol, die neben Cascal stand und ihr Haar jetzt wesentlich kürzer trug, was sie jünger aussehen ließ, meinte nach einer Weile: „Wie werden Sie sich in der Auseinandersetzung mit den Juclas verhalten, Ovaron?"
Zwischen den Juclas und den zahlreichen anderen Völkern der Galaxis Gruelfin war ein offener Kampf ausgebrochen. Die Planeten hatten es satt, sich von Tyrannen regieren zu lassen, und auch hier, bei diesem auslösenden Funken, war das Wiedererscheinendes Ganjos ein Schnittpunkt gewesen, ein markantes Datum. Ovaron wurde zu einer Symbolfigur dieser Galaxis, aber zu einem Symbol positiver Werte, von denen einige Frieden, Gerechtigkeit, Klugheit und Vernunft hießen. Die Völker wieder wollten eine Diktatur nicht gegen eine andere eintauschen und lehnten es ab, sich von zwar geistig überragend handelnden, aber völlig amoralisch und bestialisch denkenden Kindern regieren zu lassen. Also wehrten sie sich und vertrieben die Agressoren.
Ovaron schaute Claudia eigentümlich an. Hatte er von ihr eine andere Frage erwartet?
„Wie meinen Sie das, Claudia?" fragte er.
Ein paar Takte Musik waren deutlich zu hören, dann schlug wieder der Lärm den zehntausend Terraner und Ganjasen veranstalteten, über der Gruppe zusammen.
„So, wie ich fragte - wie werden Sie sich verhalten? Greifen Sie ein, schlichten Sie, oder was tun Sie?"
Ovaron drehte den Kopf und sah einige Sekunden lang auf die ausgelassenen Menschen herunter, dann erwiderte er: Ich,werde mich hüten, in die erbitterten Kämpfe einzugreifen.
Ich bleibe neutral und warte im Hintergrund ab. In dieser Zeit, deren Ende ich allerdings schon absehen kann, werde ich die innenpolitischen und wirtschaftlichen, die kulturellen und zivilisatorischen Belange der Ganjasen ordnen. Schließlich ist viel zerstört worden, vieles muß abgelöst und durch andere Formen ersetzt werden."
Claudia nickte. Auf diese Antwort hatte sie gewartet.
„Zufrieden?" fragte Ovaron und winkte dem ganjasischen Mädchen, das hinter der Bar hantierte und inzwischen darüber unterrichtet worden war, welche Leute sie bediente.
Neue, volle Gläser kamen.
„Ja. Völlig zufrieden."
Cascal scherzte: „Aber ganz zufrieden wird sie erst sein, wenn sie wieder in Terrania City sitzt und dort mühevoll den versprochenen Pullover strickt, den ich einst tragen soll. Ich werde darin aussehen wie Vascalo der Krumme."
Waringer bemerkte kichernd „Oder wie Icho Tolot!"
Es gab ein gelöstes Gelächter.
Man hatte in den letzten Stunden, ehe man sich für dieses Fest vorbereitet hatte, zusammen die Berichte von den verschiedenen Kriegsschauplätzen gesichtet. Aus ihnen ging deutlich hervor, daß die Juclas vernichtende Niederlagen erlitten. Diese Niederlagen schienen ihre Mentalität zu belasten, und es wurde deutlich, daß sie sich zurückzogen und ihre kriegerischen Absichten mehr und mehr zurücksteckten.
Damit aber war niemandem gedient: Sie mußten sie ganz aufgeben. Da sie nichts mehr als den Tod - fürchteten, noch mehr als das Altern, war die endgültige Ruhe in der Galaxis Gruelfin - oder in der Sombrero-Galaxis, wie sie von den Terranern genannt wurde auch nur eine Frage der Zeit.
Cascal legte seinen Arm um Claudias Schulter und hob sein Glas, sah dabei - aber in die Richtung Waringers. Geoffry Abel Waringer saß gemütlich auf einer Sessellehne und schien leicht beschwipst zu sein.
„Professor, eine dienstliche Frage?" sagte Cascal.
„Nur zu. Wollen Sie von mir wieder einmal die Natur des Dakkarfunks erklärt wissen?" gab Waringer
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