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05 - Denn bitter ist der Tod

05 - Denn bitter ist der Tod

Titel: 05 - Denn bitter ist der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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meines Lebens habe ich über alten Büchern gesessen, habe Vorträge und Seminare gehalten, bin langsam aufgestiegen. Es ist Zeit, daß ich meinen Horizont erweitere und neue Erfahrungen mache.
    Wie in allem hatte sie ihn auch darin unterstützt. Sie schloß sich ihm in seiner Tätigkeit nicht an - sie hatte kein tieferes Interesse an der Kunst -, aber sie bewunderte seine Skizzen, sie ließ seine Aquarelle rahmen und schnitt aus der Zeitung den Bericht über Sarah Gordon und ihre Malklassen aus. Das wäre vielleicht etwas für dich, Darling, hatte sie zu ihm gesagt. Ich habe zwar nie von ihr gehört, aber in der Zeitung steht, sie sei eine bemerkenswerte Künstlerin. Es wäre doch interessant für dich, eine richtige Malerin kennenzulernen, meinst du nicht?
    Das, dachte er, war die größte Ironie. Daß Justine die Vermittlerin ihrer Bekanntschaft gewesen war. Justine, die letztendlich allein verantwortlich war für das Ende dieser obszönen Tragödie.
    Wenn zwischen euch Schluß ist, dann trenn dich von dem Bild, hatte Justine gesagt. Vernichte es. Ich will es nicht in meinem Leben haben. Ich will sie nicht in meinem Leben haben.
    Aber es hatte nicht genügt, daß er es mit Farben entstellt hatte. Nur seine völlige Zerstörung konnte Justines Zorn beschwichtigen und den Schmerz über seine Untreue lindern. Und nur an einem einzigen Ort und zu einer einzigen Zeit konnte dieser Akt der Zerstörung durchgeführt werden, sollte er seine Frau von der Aufrichtigkeit seines Entschlusses, die Affäre mit Sarah zu beenden, überzeugen. Dreimal hatte er daher das Messer in die Leinwand gestoßen, während Justine zugesehen hatte. Doch am Ende hatte er es nicht fertiggebracht, das zerstörte Bild zurückzulassen.
    Hätte sie mir das gegeben, was ich brauchte, so wäre dies alles nicht geschehen, dachte er. Wäre sie nur bereit gewesen, sich zu öffnen; hätte nur schöpferisches Tun ihr mehr bedeutet als Besitzen; hätte sie nur mehr getan, als nur zuzuhören und Anteilnahme zu zeigen; hätte sie nur versucht, mich wirklich zu verstehen...
    »Wo ist dein Wagen, Anthony?« wiederholte Justine. »Wo ist deine Brille? Wo warst du überhaupt. Es ist nach neun.«
    »Wo ist Glyn?« fragte er.
    »Sie nimmt ein Bad. Und verbraucht dazu praktisch das gesamte heiße Wasser.«
    »Morgen nachmittag ist sie weg. Bis dahin wirst du es wohl noch aushallen können. Sie hat schließlich...« »Ja, ja, ich weiß schon. Sie hat ihre Tochter verloren. Sie leidet fürchterlich, und deshalb sollte ich fähig sein, über alles hinwegzusehen, was sie tut - und all die Gemeinheiten, die sie sagt. Aber ich lasse mir das nicht gefallen. Und wenn du es tust, bist du schön dumm.«
    »Tja, dann bin ich wohl schön dumm.« Er wandte sich vom Fenster ab. »Aber das hast du ja mehr als einmal zu deinem Vorteil ausgenützt, nicht wahr?«
    Röte schoß ihr in die Wangen. »Wir sind Mann und Frau. Wir sind eine Verpflichtung eingegangen. Wir haben in der Kirche ein Versprechen abgelegt. Ich jedenfalls habe das getan. Und ich habe es niemals gebrochen. Nicht ein einziges Mal. Ich war nicht diejenige...«
    »Schon gut«, unterbrach er. »Ich weiß.« Es war zu warm im Zimmer. Er sollte sein Jackett ausziehen.
    »Wo warst du?« sagte sie wieder. »Was hast du mit dem Auto gemacht?«
    »Es steht bei der Polizei. Sie haben mich nicht nach Hause fahren lassen.«
    »Sie - die Polizei? Was ist denn passiert?«
    »Nichts. Jetzt passiert gar nichts mehr.«
    »Was soll das nun wieder heißen?« Sie schien zu wachsen, als etwas wie eine Erkenntnis ihr zu kommen schien. »Du warst wieder bei ihr«, sagte sie anklagend. »Ich sehe es dir im Gesicht an. Ja, ganz deutlich. Ich sehe es. Du hast mir versprochen, daß Schluß ist, Anthony. Du hast es mir geschworen. Du hast gesagt, es sei Schluß.«
    »Es ist Schluß. Glaub mir.« Er ging aus dem Arbeitszimmer hinaus zum Wohnzimmer, hörte das Klappern ihrer hohen Absätze, das ihm folgte.
    »Was ist dann... Hast du einen Unfall gehabt? Ist das Auto kaputt? Bist du irgendwie verletzt?«
    Verletzt, ein Unfall. Eine andere Wahrheit konnte es nicht geben. Er hätte gern gelacht. Immer würde sie vermuten, daß er Opfer war, nicht Täter. Sie konnte sich nicht vorstellen, daß er ausnahmsweise einmal die Dinge selbst in die Hand nehmen würde. Sie konnte sich nicht vorstellen, daß er einmal doch in eigener Sache handeln würde, ohne Rücksicht auf die Meinung und das Urteil anderer, sondern einfach, weil er glaubte, es sei richtig

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