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05 - Denn bitter ist der Tod

05 - Denn bitter ist der Tod

Titel: 05 - Denn bitter ist der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Schöpfung, Tony. Das Original. Genau wie Elena.«
    »Ich habe dir doch gesagt, wie leid -«
    »Leid? Leid?« Zum ersten Mal brach auch ihr die Stimme.
    »Ich mußte ihre Bedingungen annehmen. Als sie über uns Bescheid wußte, hatte ich keine Wahl.«
    »Und ich hatte auch keine.«
    »Du hast also meine Tochter getötet - einen Menschen aus Fleisch und Blut, nicht ein lebloses Stück Leinwand -, um dich zu rächen.«
    »Nein, ich wollte keine Rache. Ich wollte Gerechtigkeit. Aber vor einem Gericht hätte ich sie nie bekommen. Denn das Gemälde gehörte ja dir. Es war mein Geschenk an dich. Wen interessierte es schon, was ich ihm von mir selbst mitgegeben hatte. Es gehörte ja nicht mehr mir. Ich hatte keinen Anspruch. Darum mußte ich selbst den Ausgleich schaffen.«
    »So, wie ich das jetzt tun werde.«
    Plötzlich war Bewegung im Raum. Sarah Gordon kam in Lynleys Blickfeld. Sie war unfrisiert, ihre Füße waren nackt.
    Sie war in eine Decke gehüllt, weiß wie die Wand. »Dein Wagen steht vor dem Haus. Bestimmt hat dich jemand kommen sehen. Wie willst du mich töten, ohne daß sämtliche Nachbarn es merken?«
    »Das will ich gar nicht. Es ist mir gleichgültig.«
    »Der Skandal, meinst du? Aber natürlich, da hast du ja nicht viel zu fürchten, nicht wahr? Du bist ja der gramgebeugte Vater, den der Schmerz über den Tod seiner Tochter fast in den Wahnsinn getrieben hat.« Sie straffte die Schultern und sah ihn an. »Du solltest froh sein, daß ich sie getötet habe. Die gesamte Öffentlichkeit ist auf deiner Seite, da bekommst du die Berufung bestimmt.«
    »Du gemeine...«
    »Aber wie willst du denn abdrücken, ohne daß Justine dir die Flinte hält?«
    »Das schaffe ich schon. Das kannst du mir glauben. Das schaffe ich mit Vergnügen.« Er trat einen Schritt näher an sie heran.
    »Weaver!« schrie Lynley und stieß gleichzeitig die Tür ganz auf.
    Weaver fuhr herum. Lynley warf sich zu Boden. Das Gewehr krachte. Der Gestank von Pulver breitete sich im Raum aus. Eine Wolke blauschwarzen Qualms erhob sich aus dem Nichts, wie es schien. Durch sie hindurch konnte er Sarah Gordon sehen, die keine drei Schritte von ihm entfernt gekrümmt auf dem Boden lag.
    Ehe er zu ihr eilen konnte, hörte er von neuem das Klirren von Metall an Metall. Er sprang auf und war bei Weaver, ehe dieser die Waffe gegen sich selbst richten konnte. Er sprang ihn an und schlug die Flinte auf die Seite. Ein zweiter Schuß löste sich, und im selben Moment wurde draußen die Haustür aufgestoßen. Ein halbes Dutzend Polizeibeamte stürmten mit gezückten Waffen durch den Korridor ins Atelier.
    »Nicht schießen!« rief Lynley laut.
    Und es gab in der Tat keinen Anlaß zu weiterer Gewalt. Weaver sank wie betäubt auf einen der Hocker. Er nahm seine Brille ab und ließ sie zu Boden fallen. Er zertrat die Gläser.
    »Ich mußte es tun«, sagte er. »Für Elena.«

    Das Team von der Spurensicherung traf nur Minuten nach der Abfahrt des Krankenwagens ein, der eine breite Schneise in die Menge der Neugierigen am Ende der Auffahrt pflügte. Mr. Davies und Mr. Jeffries hielten dort hof, stolz darauf, die ersten am Tatort gewesen zu sein und allen, die es hören wollten, mitteilen zu können, sie hätten sofort gewußt, daß da etwas nicht in Ordnung sei; sobald sie gesehen hätten, wie die dicke kleine Frau Flame ins Pub gebracht hatte.
    »Niemals würde Sarah ihren Hund freiwillig hergeben«, behauptete er. »Und nicht mal an der Leine war er. Ich habe sofort gewußt, daß da was nicht stimmt, wie ich das gesehen hab. Richtig, Mr. Jeffries?«
    Unter anderen Umständen wäre Lynley diese neuerliche Begegnung mit Mr. Davies wahrscheinlich auf die Nerven gegangen; so, wie die Dinge jedoch lagen, war er froh, den alten Mann zu sehen: Sarah Gordons Hund kannte ihn, kannte seine Stimme, war bereit ihm zu folgen, nachdem man seine Herrin mit einem Druckverband, um die Blutungen zu drosseln, im Krankenwagen abtransportiert hatte.
    »Die Katze nehme ich auch gleich mit«, sagte Mr. Davies und schlurfte mit Flame im Schlepptau die Einfahrt hinunter. »Wir sind zwar nicht gerade Katzenfreunde, Mr. Jeffries und ich, aber wir können das arme Vieh doch nicht auf der Straße sitzen lassen, bis Sarah wiederkommt.« Er sah beunruhigt zu ihrem Haus hinüber, vor dem mehrere Polizeibeamte standen. »Sie kommt doch wieder nach Hause, oder? Sie kommt doch durch?«
    »O ja, sie kommt durch.« Aber der Schuß hatte ihren rechten Arm getroffen, und nach dem Blick, den die

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