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05 - Denn bitter ist der Tod

05 - Denn bitter ist der Tod

Titel: 05 - Denn bitter ist der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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noch hatte. Dann sagte ich mir, du hättest wahrscheinlich neue Schlösser anbringen lassen, weil es dir einfacher schien, als mich um den Schlüssel zu bitten und eine neuerliche Szene zu riskieren. Später...« ein kurzes, lebloses Lachen, dessen Spott gegen sie selbst gerichtet zu sein schien... »später habe ich doch tatsächlich angefangen zu glauben, du wolltest nur warten, bis deine Berufung auf den Penford-Lehrstuhl erfolgt ist, um dich dann wieder zu melden und mit mir zu treffen. Dafür hätte ich ja den Schlüssel gebraucht, nicht?«
    »Wie kannst du glauben, daß das, was zwischen uns passiert ist - gut, das, was ich getan habe -, auch nur das Geringste mit der Berufung auf den Lehrstuhl zu tun hatte!«
    »Weil du mich nicht belügen kannst, Tony. Ganz gleich, wie du dich selbst und alle anderen belügst. Es ging dir immer nur um die Berufung. Elena war nichts als ein Vorwand. Das hörte sich besser an als Karrieresucht. Wieviel nobler, aus Rücksicht auf deine Tochter Schluß zu machen als aus Angst, daß aus deiner Berufung nichts werden würde, wenn bekannt werden sollte, daß du deine zweite Frau wegen einer anderen verlassen hattest.«
    »Es war Elena. Nur Elena. Das weißt du.«
    »Ach, hör doch auf, Tony. Bitte.«
    »Du hast nie versucht zu verstehen, wie es war. Sie war endlich bereit, mir zu verzeihen, Sarah. Sie war bereit, Justine zu akzeptieren. Wir waren dabei, gemeinsam etwas aufzubauen. Wir drei, als Familie. Sie hat das gebraucht.«
    »Du hast es gebraucht. Du wolltest diesen schönen Schein von der heilen Welt für dein Publikum.«
    »Ich hätte sie verloren, wenn ich Justine verlassen hätte. Zwischen ihnen hatte sich eine Beziehung angebahnt, und wenn ich Justine verlassen hätte - genau wie ich damals Glyn verlassen habe -, dann hätte ich Elena vielleicht für immer verloren. Und Elena kam für mich an erster Stelle.« Seine Stimme wurde lauter, als er seinen Platz im Zimmer wechselte. »Sie ist zu uns gekommen. Sie hat gesehen, wie ein harmonisches Zuhause aussehen kann. Das konnte ich doch nicht kaputtmachen - ich konnte doch ihren Glauben an uns nicht zerstören, indem ich Justine verließ.«
    »Und darum hast du zerstört, was mir das Wichtigste war.
    Das war ja auch viel bequemer.«
    »Ich mußte Justine halten. Ich mußte ihre Bedingungen annehmen.«
    »Für deine Karriere.«
    »Nein! Verdammt noch mal. Ich habe es für Elena getan. Für meine Tochter. Aber das hast du nie einsehen wollen. Du wolltest nicht glauben, daß ich zu Gefühlen fähig sei, die über... «
    »... über Narzißmus und Selbstsucht hinausgehen?«
    Statt einer Antwort hörte Lynley den klirrenden Klang von Metall an Metall, das unverwechselbare Geräusch, das mit dem Laden einer Schrotflinte einhergeht. Er schob sich ganz nahe an die Tür heran, aber er konnte weder Weaver noch Sarah Gordon sehen. Er versuchte, am Klang ihrer Stimme auszumachen, wo sie standen.
    »Ich glaube nicht, daß du mich wirklich erschießen willst, Tony«, sagte Sarah Gordon. »So wenig, wie du mich der Polizei ausliefern willst. Denn in jedem Fall wird es einen Riesenskandal geben, und ich kann mir nicht vorstellen, daß du das möchtest.«
    »Du hast meine Tochter getötet. Du hast am Sonntag abend Justine von meinem Collegezimmer aus angerufen. Du hast dafür gesorgt, daß Elena allein laufen würde, und dann hast du sie getötet. Du hast Elena getötet.«
    »Deine Schöpfung, Tony. Ja. Ich habe Elena getötet.«
    »Sie hat dir nie etwas getan. Sie wußte nicht einmal...«
    »... daß ich deine Geliebte war? Nein, da war ich wirklich brav. Sie hat es nie erfahren. Sie hat bis zum Schluß geglaubt, du seist Justine treu ergeben. Und das wolltest du doch, nicht wahr? Alle sollten das glauben.«
    Obwohl ihre Stimme unendlich müde klang, war sie klarer, deutlicher zu hören als seine. Sie steht wahrscheinlich mit dem Gesicht zur Tür, dachte Lynley. Er drückte ganz vorsichtig gegen das Holz. Die Tür glitt einige Zentimeter nach innen. Er konnte den Rand von Weavers Tweedsakko sehen. Er konnte ein Stück des Gewehrs sehen, das an seiner Hüfte lag.
    »Wie hast du das fertiggebracht, Sarah? Du hast sie gekannt. Sie hat hier in diesem Zimmer gesessen. Du hast mit ihr gesprochen, du hast sie...« Seine Stimme brach.
    »Was?« fragte sie. »Was habe ich, Tony?« Sie lachte brüchig, als er nicht antwortete. »Ich habe sie gemalt. Ja. Aber das war nicht das Ende der Geschichte. Dafür hat Justine gesorgt.«
    »Nein.«
    »Doch. Meine

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