05 - Der Kardinal im Kreml
sie gelesen und ebenso unverständlich
wie Kurdisch gefunden hatte. Schon wurde Alan Gregory im gleichen
Atemzug mit Stephen Hawking oder dem Princeton-Professor Freeman
Dyson genannt. Der Haken war allerdings, daß nur wenige Leute seinen
Namen kannten. Jack fragte sich, ob jemand erwogen hatte, auch noch
diesen als Staatsgeheimnis zu klassifizieren.
»Alles bereit, Major Gregory?» fragte ein Generalleutnant der Air Force. Jack fiel sein respektvoller Ton auf. Gregory war kein gewöhnlicher Major.
Ein nervöses Lächeln. «Jawohl, Sir.» Der Major wischte sich die feuchten Handflächen am Hosenboden ab. Tröstlich zu sehen, daß der junge Mann Emotionen hatte.
«Sind Sie verheiratet?» fragte Ryan. Darüber hatte in der Akte nichts gestanden.
«Verlobt, Sir. Sie hat über Laseroptik promoviert und arbeitet auf dem Hügel. Am 3. Juni heiraten wir.» Die Stimme des jungen Mannes war so spröde wie Glas geworden.
«Gratuliere. Da bleibt wohl alles in der Familie, was?» Jack lachte in sich hinein.
«Jawohl, Sir.» Major Gregory starrte weiter zum Südwesthorizont. «Signal erfaßt!» rief jemand hinter ihnen.
«Schutzbrillen!» kam der Ruf über Lautsprecher. «Alle Augenschutz anlegen.»
Jack hauchte in die Hände, ehe er die Plastikbrille aus der Tasche nahm und aufsetzte. Nun war er praktisch blind; Mond und Sterne verschwunden.
«Erfassung! Discovery hat Abwärtsverbindung hergestellt. Alle Systeme arbeiten normal.»
«Ziel erfaßt!» verkündete eine andere Stimme. «Abfragesequenz einleiten ... Ziel eins im Strahl... Autofeuer-System scharf.»
Kein Geräusch verriet, was geschehen war. Ryan hatte nichts gesehen
- oder vielleicht doch? fragte er sich. Da war ein flüchtiger Eindruck gewesen... wovon? Habe ich mir das nur eingebildet? Neben ihm atmete der Major langsam aus.
«Versuch abgeschlossen», drang es aus dem Lautsprecher. Jack riß sich die Schutzbrille herunter.
«Ist das alles?» Was hatte er da gerade gesehen? Was war da passiert? Hinkte er mit seinen Informationen so weit hinterher, daß er trotz Briefing nicht verstand, was sich vor seinen Augen abspielte?
«Laserlicht ist praktisch unsichtbar», erklärte Major Gregory. «In dieser Höhe gibt es kaum Staub oder Feuchtigkeit in der Luft, die es reflektieren könnten.»
«Wozu dann die Schutzbrille?»
Der junge Offizier lächelte und nahm dabei seine ab. «Nun, falls ein Vogel zur falschen Zeit in den Strahl geriete, gäbe es einen spektakulären Lichtblitz, der Ihren Augen schaden könnte.»
Zweihundert Meilen über ihnen hielt Discovery weiter auf den Horizont zu. Der Shuttle sollte noch drei Tage im Raum bleiben und «routinemäßige wissenschaftliche Aufgaben» ausführen, diesmal vorwiegend ozeanographische Studien, wie man der Presse gesagt hatte, ein Geheimauftrag der Navy. Seit Wochen schon stellten die Zeitungen Spekulationen über die Mission an, die ihrer Auffassung nach etwas mit dem Orten von Raketen-U-Booten aus der Umlaufbahn zu tun hatte. Kein besserer Weg, ein Geheimnis zu hüten, als es hinter einem anderen zu verstecken. Jedesmal, wenn sich jemand nach der Mission erkundigte, hatte der Sprecher der Navy den Auftrag, keinen Kommentar zu geben.
«Hat es geklappt?» fragte Jack. Er schaute zum Himmel, Konnte aber den Lichtfleck, der den Raumgleiter bezeichnete, nicht ausmachen. «Das müssen wir erst sehen.» Der Major machte kehrt und ging zu einem in der Nähe abgestellten geschlossenen Lkw mit Tarnanstrich. Der Dreisternegeneral folgte ihm; Ryan kam hinterher.
In dem Fahrzeug, wo Temperaturen um den Gefrierpunkt herrschten, spulte ein Unteroffizier ein Videoband zurück.
«Wo waren die Ziele?» fragte Jack. «Das stand nicht in meinen Briefing-Unterlagen. »
«Ungefähr fünfundvierzig Süd, dreißig West», erwiderte der General. Major Gregory saß vor dem Fernsehschirm.
«Das ist bei den Falklands, nicht wahr? Warum ausgerechnet dort?» «Eigentlich näher bei South Georgia», gab der General zurück. «Eine schöne ruhige Gegend, und die Entfernung stimmt auch ungefähr.» Und die Sowjets hatten, wie Ryan wußte, innerhalb eines Radius von dreitausend Meilen keine Möglichkeit, Daten zu sammeln. Der TeaClipper-Test war genau zu einem Zeitpunkt durchgeführt worden, zu dem sich alle sowjetischen Spionagesatelliten unterm Horizont befanden. Außerdem war die Distanz identisch mit der zu den Abschußanlagen der sowjetischen Interkontinentalraketen entlang der Transsibirischen Eisenbahn.
«Fertig!» sagte der
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