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05 - Der Kardinal im Kreml

05 - Der Kardinal im Kreml

Titel: 05 - Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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ein breites, einladendes Lächeln, das ihre Freude, als Mitglied des Kirow-Balletts tanzen zu können, perfekt widerspiegelte.
    Auch Mischa mußte lächeln, als er sich daran erinnerte, wie ein junger Panzeroffizier als Belohnung eine Karte für die Vorstellung bekommen hatte. Wie bringen sie das wohl fertig? Balancieren auf den Zehenspitzen wie auf nadelscharfen Stelzen. Er entsann sich, als Kind auf Stelzen gelaufen zu sein, aber die Anmut dieses Mädchens! Und dann hatte sie dem feschen jungen Offizier in der ersten Reihe zugelächelt. Ganz kurz nur, nur für ein Augenzwinkern hatten sich ihre Blicke getroffen, dachte er. Und ihr Lächeln hatte sich ein wenig verändert. Sie hatte für diesen zeitlosen Augenblick nicht mehr für das Publikum, sondern nur für ihn allein gelächelt. Eine Kugel ins Herz hätte keine vernichtendere Wirkung auf ihn haben können. An den Rest der Vorstellung konnte Mischa sich nicht mehr erinnern; bis auf den heutigen Tag wußte er nicht einmal, was überhaupt gegeben worden war. Er entsann sich noch, den Rest der Vorstellung unruhig abgesessen und sich seinen nächsten Schritt überlegt zu haben. Leutnant Filitow galt bereits als vielversprechender junger Mann, ein brillanter Panzeroffizier, dem Stalins brutale Säuberungen Chancen und rasche Beförderung gebracht hatten. Er verfaßte Artikel über Panzertaktik, übte innovative Gefechtsübungen im Feld und argumentierte vernehmlich gegen die falschen «Lehren» aus dem spanischen Bürgerkrieg.
    Und was soll ich jetzt tun? hatte er sich gefragt. Wie man die Bekanntschaft einer Künstlerin machte, hatte man ihm bei der Roten Armee nicht beigebracht. Dies war kein Mädchen vom Land, das sich aus Langeweile jedem auf der Kolchose hingab - und besonders einem jungen Offizier des Heeres, der sie aus der Ödnis herausholen mochte. Mischa erinnerte sich beschämt an seine Jugend; damals hatte er mit seinen Schulterklappen jedes Mädchen ins Bett gelockt, das ihm unter die Augen gekommen war.
    Ich weiß noch nicht einmal, wie sie heißt, hatte er sich gesagt. Was soll ich tun? Am Ende hatte er die Sache angepackt wie ein militärisches Unternehmen. Gleich nach Ende der Vorstellung hatte er sich zur Toilette durchgekämpft und sich Gesicht und Hände gewaschen. Schmutz unter den Fingernägeln wurde mit dem Taschenmesser entfernt, das kurze Haar angefeuchtet und glattgekämmt, die Uniform glattgezogen und von Fusseln befreit. Am Ende war er vom Spiegel zurückgetreten, um sich davon zu überzeugen, daß seine Stiefel so auf Hochglanz waren, wie es sich für einen Soldaten gehörte. Damals war ihm aufgefallen, daß andere Männer in der Toilette ihn mit unterdrücktem Grinsen musterten, geahnt hatten, was der Zweck des Ganzen war, und ihm mit einem bißchen Neid Glück wünschten. Mit seiner Erscheinung zufrieden, hatte Mischa das Theater verlassen und sich beim Portier nach dem Bühneneingang erkundigt. Das hatte ihn einen Rubel gekostet; und bald darauf war er auf einen zweiten Türsteher gestoßen, einen bärtigen alten Mann, der Ordensbänder für Verdienste in der Revolution am langen Mantel trug. Mischa hatte sich von dem Kameraden besonderes Entgegenkommen erwartet, mußte aber feststellen, daß dieser alle Tänzerinnen als seine Töchter ansah - und nicht als lose Frauenzimmer, die man Soldaten überließ. Mischa hatte erwogen, dem Alten Geld anzubieten, sich aber dann gehütet. Statt dessen hatte er ihm ruhig, sachlich - und wahrheitsgemäß - gesagt, tief beeindruckt von einer einzigen Tänzerin zu sein, deren Name ihm fremd sei und die er nun einmal kennenlernen wolle.
«Und warum?» hatte der alte Türsteher kalt gefragt.
    «Weil sie mir zugelächelt hat, Großväterchen», hatte Mischa im ehrfürchtigen Tonfall eines kleinen Jungen geantwortet.
«Und Sie haben sich in sie verguckt», sprach der Türsteher streng, schaute ihn dann aber versonnen an. «Aber welche es ist, wissen Sie nicht?»
«Sie war - im Glied, also keine Vortänzerin. Wie sagt man dazu? Auf jeden Fall werde ich ihr Gesicht mein Leben lang nicht vergessen.» Das hatte er schon damals gewußt.
Der Türsteher musterte ihn und sah, daß er aufrecht stand und daß seine Uniform sauber und adrett war. Dies war kein arroganter NKWDOffizier, der nach Wodka stank, sondern ein gutaussehender junger Soldat. «Genosse Leutnant, Sie haben Glück. Wissen Sie warum? Weil ich selbst einmal jung war und das nicht vergessen habe. In zehn Minuten kommen sie heraus. Stellen Sie sich

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