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05 - Der Kardinal im Kreml

05 - Der Kardinal im Kreml

Titel: 05 - Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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in Bereitschaft stehen, zurückschossen.» Er legte eine kurze Pause ein. «Gibt es so etwas in Amerika denn nicht?»
«Nein, nicht daß ich wüßte. Aber unsere neuen Raketen werden aus viel größerer Entfernung gestartet.»
«Stimmt, aber die sowjetische Idee ist trotzdem nicht übel.»
«Wie zuverlässig ist das System?»
Ein Achselzucken. «Nicht sehr. Das Problem ist der Bereitschaftsgrad des Personals. In Krisenzeiten ist jeder voll auf dem Posten; daher mag das System manchmal funktionieren. Aber jedes Mal, wenn es klappt, treffen viele Bomben die Sowjetunion nicht. Das ist ein für die sowjetische Führung entscheidender Faktor. Gibt es so etwas in Amerika denn nicht?»
«Ich habe noch nie von so etwas gehört», erklärte Ryan wahrheitsgemäß.
Ramius schüttelte den Kopf. «Uns erzählte man, Sie hätten so etwas. Nach dem Abschuß tauchen wir tief und entfernen uns mit äußerster Kraft.»
«Im Augenblick möchte ich herausbekommen, wie sehr die Sowjetunion daran interessiert ist, die Ergebnisse unserer SDI-Forschung abzukupfern.»
«Interessiert?» Ramius schnaubte. «Im Großen Vaterländischen Krieg kamen zwanzig Millionen Russen ums Leben. Meinen Sie, die sowjetische Führung will so etwas noch einmal zulassen? Ich sage Ihnen, die Sowjets sind da klüger als die Amerikaner. Wir mußten eine härtere Lektion lernen. Jawohl, wir haben guten Grund, die Rodina zu schützen.»
Ein anderer Charakterzug der Russen, den man nicht vergessen darf, sagte sich Jack. Nicht so sehr die Tatsache, daß sie ein abnorm langes Gedächtnis hatten; in ihrer Geschichte waren Dinge passiert, die niemand vergessen konnte. Wer von den Sowjets erwartete, daß sie ihre Verluste im Zweiten Weltkrieg vergaßen, konnte genausogut die Juden auffordern, den Holocaust zu verdrängen.
Jack überlegte: Vor gut drei Jahren hatten die Russen also eine großangelegte ABM-Übung gegen von U-Booten gestartete ballistische Raketen durchgeführt. Das Such- und Zielauffassungsradar hatte funktioniert, doch dann war wegen einer Computerstörung ein Systemversagen eingetreten. Das war wichtig. Doch
«Und die Computerstörung lag an -»
«Mehr weiß ich nicht. Ich kann nur sagen, daß es ein ehrlicher Test war.»
«Was meinen Sie damit?» fragte Jack.
«Unser ursprünglicher Befehl lautete, von einer bekannten Position aus zu feuern. Doch kurz vor dem Auslaufen wurde der Befehl geändert. Geheimanweisung nur an den Kapitän, ein neuer Befehl, unterschrieben von einem Assistenten des Verteidigungsministers. Irgendein Oberst der Roten Armee. An den Namen kann ich mich nicht mehr erinnern. Der Mann wollte, daß der Test unter realen Bedingungen stattfand. So bekam ich Anweisung, an eine andere Stelle zu fahren und zu einer anderen Zeit abzufeuern. Wir hatten einen General an Bord, der platzte, als er den neuen Befehl sah. Er war stinkwütend, aber was taugt ein Test schon ohne Überraschungseffekt? Amerikanische Raketen-U-Boote rufen ja auch nicht erst die Russen an und teilen ihnen mit, an welchem Tag sie schießen wollen. Entweder ist man bereit, oder man ist nicht bereit», schloß Ramius.
*
     
«Man hat uns nicht von Ihrem Besuch unterrichtet», stellte General Pokryschkin trocken fest.
    Oberst Bondarenko war um eine ungerührte Miene bemüht. Er hatte zwar einen schriftlichen Befehl vom Verteidigungsminister und kam von einem ganz anderen Teil der Streitkräfte, hatte es aber dennoch mit einem General zu tun, der bestimmt über Protektion im ZK verfügte. Doch auch der General mußte sich vorsehen. Bondarenko trug seine neueste und bestgeschnittene Uniform mit mehreren Reihen von Ordensbändern, einschließlich der beiden Tapferkeitsauszeichnungen, die er sich in Afghanistan verdient hatte, und dem Abzeichen der Stabsoffiziere des Verteidigungsministeriums.
    «Genosse General, ich bedaure etwaige Unannehmlichkeiten, aber ich hatte meine Befehle.»
«Selbstverständlich», meinte Pokryschkin mit einem breiter werdenden Lächeln und wies auf ein silbernes Tablett. «Tee?»
«Gerne.»
Der General rief nicht die Ordonnanz, sondern schenkte selbst zwei Tassen ein. «Sehe ich da ein Rotes Banner? Afghanistan?»
«Jawohl, Genosse General. Ich war dort eine Zeitlang eingesetzt.»
«Und wie haben Sie sich den Orden verdient?» «Ich war einer SpeznasEinheit als Sonderbeobachter zugeteilt, und wir verfolgten eine Gruppe Banditen. Unglücklicherweise waren diese klüger, als der Führer unserer Einheit glauben wollte, und er ließ zu, daß wir ihnen in

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