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05 - Der Kardinal im Kreml

05 - Der Kardinal im Kreml

Titel: 05 - Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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nun wie Fotografien - zweidimensionale, leblose grausame Erinnerungen an eine Zeit, die nie wiederkehren würde. Doch sie gaben seinem Leben wenigstens einen Sinn. Wann immer er Mitleid für seine Opfer verspürte, wenn er sich fragte, ob Allah das billigte, was er tat -, dann konnte er die Augen schließen und sich sagen, daß ihm das Jammern eines sterbenden Russen so süß in den Ohren klang wie die leidenschaftlichen Schreie seiner Frau.
«Fliegt weg», sagte Abdul.
    Der Bogenschütze drehte sich um. Sonnenstrahlen blitzten auf dem Seitenruder der Maschine, die nun über den nächsten Bergkamm flog. Selbst von diesem felsigen Grat aus hätte er die Antonow nicht erreichen können. Die Russen waren nicht auf den Kopf gefallen und flogen nicht niedriger als unbedingt erforderlich. Wenn er so eine Maschine abschießen wollte, mußte er nahe an einen Flugplatz herankommen... oder sich eine neue Taktik einfallen lassen. Interessanter Einfall. Der Bogenschütze schritt weiter über den endlosen Felsenpfad und begann sich mit dem Problem zu befassen.
«Wird es auch funktionieren?» fragte Morosow.
    «Es ist ja der Zweck des Tests, das herauszufinden», erklärte der Leitende Ingenieur geduldig und dachte an die Zeit, in der er jung und ungeduldig gewesen war. Morosow hatte echtes Potential, das bewies seine Arbeit an der Universität. Der Sohn eines Fabrikarbeiters aus Kiew hatte sich mit Intelligenz und Fleiß einen Platz an einer der Eliteanstalten der Sowjetunion verdient und sie mit Auszeichnung absolviert - so glanzvoll, daß er vom Militärdienst befreit worden war, ungewöhnlich für jemanden, der nicht über politische Beziehungen verfügte.
    «Und das ist die neue optische Beschichtung -» Morosow betrachtete sich den Spiegel aus nächster Nähe. Beide Männer trugen Overalls, Masken und Handschuhe, damit sie die Oberfläche von Spiegel 4 nicht beschädigten.
    «Wie Sie erraten haben, ist dies ein Element des Tests.» Der Ingenieur drehte sich um. «Fertig!»
«Räumen!» rief ein Techniker.
Sie kletterten über eine Leiter an der Säule hinunter und dann über einen Steg auf die Betoneinfassung des Loches.
«Ganz schön tief», bemerkte Morosow.
«Ja, wir müssen feststellen, wie effektiv unsere Maßnahmen zur Vibrationsisolierung sind.» Das machte dem Leitenden Ingenieur noch Kummer. Er hörte den Motor eines Geländewagens, drehte sich um und sah, wie der Kommandant einen anderen Mann ins Lasergebäude führte. Schon wieder Besuch aus Moskau. Wie sollen wir mit unserer Arbeit zu Rande kommen, wenn uns dauernd Parteihengste über die Schulter gucken?
«Haben Sie General Pokryschkin schon kennengelernt?» fragte er Morosow.
«Nein. Was ist er für ein Mensch?»
«Mir sind schon unangenehmere begegnet. Wie die meisten Leute hält er die Laser für die wichtigste Komponente. Lektion Nummer eins, Boris Filipowitsch: Entscheidend sind die Spiegel und die Computer. Die Laser sind nutzlos, wenn wir sie nicht auf einen bestimmten Punkt im Raum richten können.»
Die Lektion verriet Morosow, für welchen Teil des Projekts der Mann verantwortlich war, doch die wahre Lektion kannte der frischgebackene Ingenieur bereits: Das gesamte System mußte perfekt funktionieren. Ein fehlerhaftes Segment konnte die teuerste Anlage der Sowjetunion in ein Sammelsurium seltsamer technischer Spielereien verwandeln.
Die umgebaute Boeing 767, Codename «Cobra Belle», war kaum mehr als eine Plattform für ein riesiges Infrarot-Teleskop und mit einem unansehnlichen Buckel gleich hinter dem Flugdeck versehen, der ihr das Aussehen einer Schlange verlieh, die gerade einen viel zu großen Brocken verschlungen hat.
Erstaunlicher noch war die Beschriftung auf dem Seitenleitwerk: U.S. Army. Diese Tatsache, die die Air Force zur Weißglut trieb, rührte vom ungewöhnlichen Weitblick oder Starrsinn der Army her, die selbst in den siebziger Jahren ihre Raketenforschung weitergeführt und in ihrer sogenannten «Hobbywerkstatt» die Infrarot-Sensoren an Bord der Cobra Belle erfunden hatte.
Doch Cobra war inzwischen ein Programm der Air Force, das in Koordination mit dem Cobra Dane Radar bei Shemya lief und oft zusammen mit einer Maschine namens Cobra Ball, einer umgebauten Boeing 707, flog, weil Cobra der Codename einer ganzen Familie von Systemen zur Erfassung und Verfolgung sowjetischer Raketen war. Die Army ergötzte sich an der Tatsache, daß die Air Force ihrer Hilfe bedurfte, und achtete argwöhnisch auf Versuche, ihr das Programm zu

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