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05 - Der Kardinal im Kreml

05 - Der Kardinal im Kreml

Titel: 05 - Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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ihm ein Ende zu setzen. Für jeden in der St.-Georgs-Halle im Kremlpalast gehörte dieser Dualismus zum normalen Leben.
    Die Teilnehmer waren vorwiegend Russen und Amerikaner und zerfielen in vier Gruppen.
Zuerst die Diplomaten und Politiker. Diese erkannte man leicht an überdurchschnittlich guter Kleidung und aufrechter Haltung, roboterhaftem Lächeln und vorsichtiger Ausdrucksweise, die auch das häufige Zuprosten unbeschadet überstand. Sie waren die Herren, sich dessen auch bewußt, und demonstrierten es mit ihrem Verhalten.
Zweitens die Soldaten. Abrüstungsverhandlungen gab es nicht ohne diese Männer, die über die Waffen bestimmten, sie prüften und pflegten und sich dabei einredeten, die Politiker würden den Befehl zum Start niemals geben. Die Militärs in ihren Uniformen standen vorwiegend in geschlossenen kleinen Gruppen, gegliedert nach Waffengattungen, jeder mit einem halbvollen Glas und einer Serviette in der Hand; ihre ausdruckslosen Augen schienen den Raum nach einer Bedrohung abzusuchen wie ein unbekanntes Schlachtfeld. Und genau das war diese Umgebung auch für sie, ein unblutiges Schlachtfeld, auf dem echte Treffen definiert wurden.
Die Soldaten trauten nur ihresgleichen - und oftmals ihren Feinden in andersfarbigen Uniformen mehr als ihren eigenen Herren im weichen Tuch.
Bei einem Soldaten, selbst bei einem aus dem anderen Lager, wußte man wenigstens, woran man war; etwas, das man von Politikern, auch von den eigenen, nicht immer behaupten konnte.
Sie sprachen leise miteinander, achteten immer darauf, wer zuhörte, hielten gelegentlich inne, um einen raschen Schluck zu trinken, begleitet von einem erneuten Rundblick im Raum. Sie waren die Opfer, aber auch die Raubtiere - Hunde vielleicht, an Leinen gehalten von Herren, die sich für die Meister der Lage hielten.
Auch dies zu glauben, fiel den Soldaten schwer.
Drittens die Reporter. Auch sie waren an der Kleidung zu erkennen, immer zerknittert, weil zu oft in zu kleine Koffer gepackt. Es fehlte ihnen die Glattheit der Politiker, das starre Lächeln; statt dessen hatten sie fragende Blicke und den Zynismus der Zügellosen. Viele hielten ihr Glas in der Linken, manchmal zusammen mit einem kleinen Notizblock anstelle der Papierserviette, die Rechte barg halb versteckt einen Stift. Sie zogen ihre Kreise wie Raubvögel. Einer fand jemanden, der zu reden bereit war, andere merkten das und kamen herüber, um die Information aufzusaugen. Wie interessant die Information war, erkannte der flüchtige Beobachter an der Geschwindigkeit, mit der sich die Reporter zur nächsten Quelle bewegten. In dieser Hinsicht unterschieden sich die Presseleute aus Amerika und anderen westlichen Ländern von ihren sowjetischen Kollegen, die sich um ihre Herren scharten wie Günstlinge bei Hof - um ihre Loyalität unter Beweis zu stellen und als Puffer gegen ihre ausländischen Kollegen zu wirken. Zusammen aber stellten sie das Publikum dieser Theatervorstellung dar.
Viertens die letzte Gruppe, die unsichtbare, die kaum jemand zu identifizieren vermochte. Das waren die Spione und die Abwehragenten, die sie jagten. Sie ließen sich leicht von den Sicherheitsoffizieren unterscheiden, die vom Rande aus argwöhnisch alle beobachteten, unsichtbar wie die Kellner, die mit Champagner und Wodka in Kristallgläsern auf Silbertabletts ihre Runden machten. Selbstverständlich waren unter den Kellnern Abwehragenten, die sich mit gespitzten Ohren durch den Raum bewegten, auf einen Konversationsfetzen lauschend, eine zu leise Stimme oder ein Wort, das nicht zur Stimmung des Abends paßte. Eine leichte Aufgabe war das nicht.
Ein Streichquartett in der Ecke spielte Kammermusik, der offenbar niemand zuhörte; doch auch dies gehörte zu diplomatischen Empfängen. Hinzu kam das Gewirr der Stimmen der über hundert Anwesenden. Jene, die in der Nähe des Streichquartetts standen, mußten laut sprechen, um sich überhaupt verständlich zu machen.
Die resultierende Kakophonie war gefangen in dem sechzig Meter langen und zwanzig Meter breiten Ballsaal mit Parkettboden und Stuckwänden, die den Schall reflektierten.
Und die Spione nutzten ihre Unsichtbarkeit und den Krach, um sich zu den Gespenstern des Festes zu machen.
    Aber sie waren gegenwärtig. Das wußte jeder. Jedermann in Moskau hat etwas über Spione zu erzählen. Wer sich einigermaßen regelmäßig mit jemandem aus dem Westen traf, meldete das. Kam es nur zu einem Treffen, und ein vorbeigehender Beamter der Moskauer Miliz oder Offizier

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