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05 - Der Schatz im Silbersee

05 - Der Schatz im Silbersee

Titel: 05 - Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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die Besinnung verloren. Als er wieder zu sich kam, fragte er sich, was zu tun sei. Der Mörder befand sich wohl noch im Haus; darum durfte er sich nicht hineinwagen. Aber Hilfe mußte geschafft werden. Er sprang also über die Fenz, wobei er aus Leibeskräften schrie, um den Mann zu verjagen und von den Eltern abzuhalten, und rannte der Wohnung des nächsten Nachbarn zu. Diese lag ebenso wie Engels Haus eine Strecke vom Ort entfernt. Die Leute hörten die Hilferufe, waren schnell munter und kamen aus dem Haus. Als sie hörten, was geschehen sei, bewaffneten sie sich und folgten dem zurückkehrenden Knaben. Noch hatten sie das Haus nicht erreicht , so sahen sie, daß es im Stockwerk desselben brannte. Der Fremde hatte Feuer angelegt und war dann entwichen. Die Flammen hatten so rasch um sich gegriffen, daß man schon nicht mehr nach oben konnte; was in den untern Räumen stand und lag, wurde meist geborgen. Das Wandschränkchen stand offen und war leer. Die Leichen, zu denen man unmöglich gelangen konnte, mußten verbrennen.“
    „Gräßlich – schrecklich!“ rief es rundum, als der Erzähler jetzt eine Pause machte. Fred Engel saß am Feuer, hielt das Gesicht in die Hände und weinte leise.
    „Ja, gräßlich!“ nickte Droll. „Der Fall erregte Aufsehen. Es wurde geforscht nach allen Richtungen, doch vergeblich. Die beiden Brüder Engel hatten in St. Louis eine Schwester, die Frau eines reichen Flußreeders. Sie bot zehntausend Dollar Prämie auf das Ergreifen des Raub- und Brandmörders; auch das fruchtete nichts. Da kam sie auf den Gedanken, sich an das Privatdetektivbüro von Harris und Blother zu wenden, und das hat Erfolg gehabt.“
    „Erfolg?“ fragte Watson. „Der Mörder ist ja noch frei! Ich nehme natürlich an, daß es der Cornel ist.“
    „Ja, er ist noch frei“, antwortete Droll, „aber schon so gut wie abgetan. Ich begab mich nach Benton, um dort die Augen einmal besser aufzumachen, als andre es getan hatten, und – – –“
    „Ihr? Warum Ihr?“
    „Um mir die Fünftausend zu verdienen.“
    „Es waren doch Zehntausend!“
    „Das Honorar wird geteilt“, bemerkte Droll. „Die eine Hälfte bekommt Harris und Blother, die andre der Detektiv.“
    „Ja, seid denn Ihr, Sir, ein Polizist?“
    „Hm! Ich denke, daß ich es hier mit lauter ehrlichen Leuten zu tun habe, unter denen es keinen gibt, dem man auch einmal auf die Fersen gesetzt wird, und so will ich sagen, was ich bisher verschwiegen habe: Ich bin Privatpolizeiagent, und zwar für gewisse Distrikte des Fernen Westens. Ich habe schon manchen Mann, der sich ganz sicher fühlte, an Master Hanf geliefert und denke, dies auch weiter fortzuüben. So, nun wißt Ihr es, und nun kennt Ihr auch den Grund, warum ich nicht von mir zu sprechen pflege. Der alte Droll, über den schon viele Hunderte gelacht haben, ist, wenn man ihn kennt, kein so sehr lächerlicher Kerl. Doch das gehört nicht hierher; ich habe von dem Mord zu sprechen.“
    Hatte man vorhin über den sonderbaren Namen der Tante gelacht, so sah man jetzt Droll mit ganz andern Augen an. Sein Geständnis, daß er Detektiv sei, warf einen erklärenden Schein auf seine ganze Persönlichkeit, auf alle seine angenommenen Eigenheiten. Er versteckte sich hinter sein drolliges Wesen, um seine Hände desto sicherer nach dem, den er fassen wollte, ausstrecken zu können.
    „Also“, fuhr er fort, „ich machte mich vor allen Dingen an Fred und fragte ihn aus. Ich erfuhr, was erzählt und gesprochen worden war. Das Wandschränkchen war von dem Mörder geöffnet worden. Er hatte es nicht aufbrechen dürfen, weil durch das dabei verursachte Geräusch die Bewohner des Hauses aufgeweckt worden wären; er hatte dieselben ermordet, um zu der Zeichnung zu kommen. Er wollte dieselbe natürlich benutzen, folglich hegte er die Absicht, nach dem Silbersee zu gehen. Ich mußte ihm nach und nahm Fred mit, der ihn gesehen hatte, und also erkennen würde. Schon auf dem Steamer, als ich die Tramps erblickte, war ich meiner Sache ziemlich sicher; die Gewißheit ist von Tag zu Tag gewachsen, und hoffentlich fällt mir der Täter heute in die Hand.“
    „Dir?“ fragte der alte Blenter. „Oho! Was willst du mit ihm tun?“
    „Das, was ich im Augenblick für das beste halte.“
    „Ihn etwa nach Benton schaffen?“
    „Vielleicht.“
    „Das laß dir nicht träumen! Es gibt Leute, welche weit mehr Recht als du auf ihn haben. Denke an die Rechnung, welche nur allein ich mit ihm quitt zu machen

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