Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
05 - Der Schatz im Silbersee

05 - Der Schatz im Silbersee

Titel: 05 - Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
will dir nur einen nennen, nämlich Old Firehand.“
    „Er ist ein Held; er ist unter den Bleichgesichtern das, was der Grizzly unter Präriehunden ist“, gab der Häuptling zu. „Aber er wäre auch der einzige; einen zweiten kannst du mir nicht nennen.“
    „O, viele, noch viele könnte ich anführen; aber ich will nur noch einen erwähnen, Winnetou, den du wohl kennen wirst.“
    „Wer sollte ihn nicht kennen, aber wenn er hier wäre, müßte er auch sterben; er ist unser Feind.“
    „Nein; er wagt und läßt sein Leben für jeden seiner roten Brüder.“
    „Schweig davon! Er ist der Häuptling der Apachen. Die Weißen fühlen sich zu schwach gegen uns; sie haben zu den Navajos gesandt und diese gegen uns aufgehetzt.“
    „Das weißt du schon?“
    „Die Augen des ‚Großen Wolfes‘ sind scharf, und seinen Ohren kann kein Geräusch entgehen. Gehören die Navajos nicht zu dem Stamm der Apachen? Müssen wir also Winnetou nicht als unsern Feind betrachten? Wehe ihm, wenn er in unsre Hände fällt!“
    „Und wehe dann auch euch! Ich warne dich. Ihr hättet nicht nur die Krieger der Weißen gegen euch, sondern auch viele tausend Streiter der Mescaleros, der Llaneros, der Jicarillas, Taracones, Navajos, Tschiriguam ї s , Pilanenjos , Lipans , Coppers , Gilas und Mimbrenjos, welche ja alle zu dem Stamm der Apachen gehören. Diese würden gegen euch ziehen, und die Weißen brauchten nichts zu tun, als nur ruhig zuzusehen, wie sich die Utahs und Apachen untereinander aufreiben. Willst du euern bleichen Feinden wirklich diese Freude machen?“
    Der Häuptling sah vor sich nieder und antwortete nach einer Weile: „Du hast die Wahrheit gesagt; aber die Bleichgesichter drängen von allen Seiten auf uns ein; sie überschwemmen uns, und der rote Mann ist verurteilt, eines langsamen und qualvollen Erstickungstodes zu sterben. Ist es da nicht besser für ihn, den Kampf so zu führen, daß er rascher stirbt und rascher vernichtet wird? Der Blick, welchen du mir in die Zukunft öffnest, kann mich nicht abhalten, sondern mich nur darin bestärken, das Kriegsbeil ohne Gnade und Rücksicht zu gebrauchen. Gib dir also keine Mühe; es bleibt bei dem, was ich gesagt habe.“
    „Daß ihr uns also am Marterpfahl sterben lassen wollt?“
    „Ja. Ergibst du dich in dein Schicksal, welches dir meine Worte bezeichneten?“
    „Ja“, antwortete Old Shatterhand mit solcher Ruhe, daß der Rote schnell rief: „So liefert eure Waffen ab!“
    „Das werden wir freilich nicht tun!“
    „Aber du sagst ja, daß du dich ergeben willst!“ erklang es im Ton der Verwunderung.
    „Allerdings, nämlich in das Schicksal, welches uns durch deine Worte verkündet wird. Was aber hast du gesagt? Daß ihr jedes Bleichgesicht, welches in eure Hände fällt, töten werden. Oder ist es nicht so?“
    „Ja, so waren meine Worte“, nickte der Rote, darauf gespannt, was Old Shatterhand darauf vorbringen werde.
    „Gut, so tötet uns, wenn wir in eure Hände gefallen sind, was aber bis jetzt noch nicht geschehen ist.“
    „Uff! Glaubst du uns etwa zu entkommen?“
    „Allerdings.“
    „Das ist unmöglich. Weißt du, wie viele Krieger ich bei mir habe? Es sind ihrer zweihundert!“
    „Bloß? Vielleicht hast du dir erzählen lassen, daß schon größere Horden sich vergeblich die Mühe gegeben haben, mich zu fangen oder festzuhalten.“
    „Aber zweihundert und ihr nur vier! Es ist keine Lücke vorhanden, durch welche ihr entschlüpfen könntet!“
    „So werden wir uns eine Lücke machen!“
    „Ihr würdet dabei getötet werden!“
    „Möglich! Aber wieviele deiner Krieger würdest du dabei einbüßen! Ich rechne auf jeden meiner Gefährten wenigstens zwanzig und ich selbst werde gewiß viel mehr als fünfzig erschießen, ehe ihr mich in eure Hände bekommt.“
    Er sagte das mit einer solchen Zuversicht, daß der Rote ihn erstaunt anschaute. Dann stieß der letztere ein rauhes Lachen hervor und sagte, indem er die Hand geringschätzend auf und nieder bewegte: „Die Gedanken deines Kopfes verwirren sich. Du bist ein kühner Jäger, aber wie könntest du fünfzig Krieger erlegen?“
    „Mit Leichtigkeit. Hast du noch nicht erfahren, was für Waffen ich besitze?“
    „Du sollst ein Gewehr besitzen, aus welchem man immerfort schießen kann, ohne ein einziges Mal laden zu müssen; aber das ist eine Unmöglichkeit, ich glaube es nicht.“
    „Soll ich es dir zeigen?“
    „Ja, zeige es!“ rief der Häuptling, ganz elektrisiert von dem Gedanken, dieses

Weitere Kostenlose Bücher