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05 - Der Schatz im Silbersee

05 - Der Schatz im Silbersee

Titel: 05 - Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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welche Überraschung, die Tante Droll“, antwortete der alte Indsman, obgleich er ihn schon gesehen hatte, als er noch auf dem Floß saß.
    „Was tut ihr hier im Osten und auf diesem Schiff?“ fragte Droll, indem er beiden die Hand reichte.
    „Wir waren mit mehreren roten Brüdern in New Orleans, um Sachen einzukaufen, und befinden uns auf dem Heimweg, während die andern die Sachen nachbringen. Es sind viele Monde gewesen, seit wir das Angesicht der Tante Droll nicht gesehen haben.“
    „Ja, der junge Bär ist indessen doppelt so groß und lang geworden, als er damals war. Leben meine roten Brüder mit ihren Nachbarn in Frieden?“
    „Sie haben ihre Kriegsbeile in die Erde gelegt und wünschen nicht, sie ausgraben zu müssen.“
    „Wann werdet ihr zu den Eurigen kommen?“
    „Das wissen wir nicht. Wir glaubten, einen halben Mond zuzubringen, nun aber wird es länger währen.“
    „Nun aber? Was haben diese beiden Worte zu bedeuten?“
    „Daß der alte Bär nicht eher heimkehren kann, bis er sein Messer in das Blut des Beleidigers getaucht hat.“
    „Wer ist das?“
    „Der weiße Hund dort mit dem roten Haar. Er hat den alten Bär mit der Hand in das Gesicht geschlagen.“
    „Alle Teufel! Ist dieser Kerl bei Sinnen gewesen! Er muß doch wissen, was es heißt, einen Indianer mit der Hand zu schlagen, zumal den alten Bären.“
    „Er scheint nicht zu wissen, daß ich dieser bin. Ich habe meinen Namen in der Sprache meines Volkes gesagt und bitte meinen weißen Bruder, ihm denselben nicht in Englisch zu übersetzen.“
    „Wenn ich ihm jemals etwas übersetze, so wird es jedenfalls etwas andres sein, als der Name meines Bruders. Jetzt will ich fort, zu den andern, welche gern mit mir reden wollen; ich werde noch oft zu euch kommen, um eure Stimmen zu vernehmen.“
    Er setzte den unterbrochenen Gang nach hinten fort. Dort war jetzt der Vater des geretteten Mädchens aus der Kajüte gekommen, um zu melden, daß seine Tochter aus ihrer Ohnmacht erwacht sei, sich verhältnismäßig wohl fühle und nun nur der Ruhe bedürfe, um sich vollständig zu erholen. Dann eilte er zu den Indianern, um dem mutigen Knaben Dank für die verwegene Tat zu sagen. Droll hatte seine Worte gehört und erkundigte sich nach dem, was geschehen war. Als Tom es ihm erzählt hatte, sagte er: „Ja, das traue ich diesem Knaben zu; er ist kein Kind mehr, sondern ein voller, ganzer Mann.“
    „Kennt Ihr ihn und seinen Vater? Wir sahen, daß Ihr mit ihnen gesprochen.“
    „Ich bin ihnen einigemale begegnet.“
    „Begegnet? Er nannte sich ein Tonkawa, und dieser fast ausgestorbene Stamm befindet sich nie auf Wanderung, sondern ist auf seinen elenden Reservationen im Tal des Rio Grande seßhaft.“
    „Der ‚Große Bär‘ ist nicht seßhaft geworden, sondern den Gewohnheiten seiner Vorfahren treu geblieben. Er streift umher, gerade wie der Apachenhäuptling Winnetou. Es steht zwar zu erwarten, daß er einen bestimmten Ort hat, an welchem er von seinen Strapazen ausruht, aber er hält ihn geheim. Er spricht zuweilen von ‚den Seinigen‘, und so oft ich ihm begegne, erkundige ich mich, ob es denselben wohlgehe; aber wer, was und wo sie sind, das habe ich nicht erfahren können. Er wollte auch jetzt zu ihnen, sieht sich aber durch die Rache aufgehalten, welche er gegen den Cornel hat.“
    „Sprach er davon?“
    „Ja. Er will nicht eher ruhen, als bis sie vollzogen ist. Der Cornel ist also in meinen Augen ein verlorener Mann.“
    „Das habe ich auch gesagt“, meinte Old Firehand. „Wie ich die Indianer kenne, ließ er sich den Hieb nicht aus der Feigheit gefallen.“
    „So?“ fragte Droll, indem er den Riesen musternd anblickte. „Ihr habt die Indsmen auch kennengelernt, wenn's nötig ist? Ihr seht mir aber gar nicht danach aus, obgleich Ihr ein wirklicher Goliath zu sein scheint. Ich denke, Ihr paßt viel besser in den Salon als in die Prärie.“
    „O weh, Tante!“ lachte Tom. „Da habt Ihr einen gewaltigen Pudel geschossen. Ratet einmal, wer dieser Sir ist!“
    „Fällt mir gar nicht ein. Vielleicht seid Ihr so gut, es mir lieber gleich zu sagen.“
    „Nein, so leicht werde ich es Euch doch nicht machen. Ihr sollt dabei Euren Kopf wenigstens einigermaßen anstrengen. Dieser Herr gehört nämlich zu unsern berühmtesten Westmännern.“
    „So! Nicht zu den berühmten, sondern den berühmtesten?“
    „Ja.“
    „Von dieser Sorte gibt es nach meiner Ansicht nur zwei, denn kein dritter verdient es so wie sie, daß man den

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