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05 - Der Schatz im Silbersee

05 - Der Schatz im Silbersee

Titel: 05 - Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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dann neben den Cornel, welcher bereitwillig zur Seite rückte. Als das erste Glas über seine Zunge gelaufen war, goß er sich noch ein zweites voll, leerte es und fragte darauf: „Das ist eine Erquickung, Sir, die unsereiner sich nicht oft gewähren kann. Aber wie kommt Ihr auf den Gedanken, mich einzuladen. Ihr Weißen seid doch sonst nicht so zuvorkommend gegen uns Schwarze.“
    „Bei mir und meinen Freunden ist ein Neger ebensoviel wert wie ein Weißer. Ich habe bemerkt, daß Ihr beim Kessel angestellt seid. Das ist eine schwere und durstige Arbeit, und da ich mir denke, daß der Kapitän Euch nicht mit Hundertdollarscheinen bezahlen wird, so sagte ich mir, daß Euch ein guter Schluck so gerade recht sein würde.“
    „Da habt Ihr einen vortrefflichen Gedanken gehabt. Der Kapitän zahlt freilich schlecht; man kann es zu keinem rechten Trunk bringen, zumal er keinen Vorschuß gibt, wenigstens mir nicht, sondern erst am Schluß der Fahrt in den Beutel greift – damn!“
    „So hat er es wohl auf Euch abgesehen?“
    „Ja, gerade auf mich.“
    „Warum?“
    „Er sagt, mein Durst sei zu groß; den andern zahlt er täglich, mir aber nicht. Da ist's dann kein Wunder, wenn der Durst größer und immer größer wird.“
    „Nun, es soll ganz auf Euch ankommen, ob Ihr ihn heute werdet stillen können oder nicht.“
    „Wieso?“
    „Ich bin bereit, Euch einige Dollar zu geben, wenn Ihr mir dafür einen Gefallen tut.“
    „Einige Dollar? Huzza! Dafür bekäme ich ja mehrere Flaschen voll! Nur heraus mit Eurem Wunsch, Sir. Den Gefallen werde ich Euch gut und gern erweisen.“
    „Die Sache ist nicht so leicht. Ich weiß nicht, ob Ihr der richtige Mann sein werdet.“
    „Ich? Wenn's gilt, einen Brandy zu verdienen, so bin ich stets der richtige Mann.“
    „Möglich. Aber es muß schlau angefangen werden.“
    „Schlau? Es ist doch nicht etwa etwas, was meinem Rücken Schaden bringen kann? Der Kapitän duldet keine Unregelmäßigkeit.“
    „Keine Sorge; es ist nichts derartiges. Ihr sollt nur ein wenig lauschen, ein wenig horchen.“
    „Wo? Bei wem?“
    „In dem Salon.“
    „So? Hm?“ brummte er nachdenklich. „Warum denn, Sir?“
    „Weil – nun, ich will aufrichtig mit Euch sein.“ – Er schob dem Neger ein volles Glas hin und fuhr in vertraulichem Ton fort: „Da ist ein großer, riesenhaft gebauter Sir, den sie Old Firehand nennen, ferner ein dunkelbärtiger Kerl, welcher Tom heißt, und endlich eine Fastnachtsmaske in einem langen Lederrock, welche auf den Namen Tante Droll hört. Dieser Old Firehand ist ein reicher Farmer, und die beiden andern sind seine Gäste, welche er mit zu sich nimmt. Zufälligerweise wollen auch wir nach dieser Farm, um dort Arbeit zu nehmen. Es versteht sich da von selbst, daß es da eine gute Gelegenheit gibt, zu erfahren, was für Leute die sind, mit denen wir es zu tun haben werden. Ich denke, sie werden von ihren Angelegenheiten sprechen, und wenn Ihr die Ohren offen haltet, kann es Euch gar nicht schwerfallen, uns zufriedenzustellen. Ihr seht und hört, daß ich gar nichts Unrechtes und Verbotenes von Euch verlange.“
    „Ganz richtig, Sir! Kein Mensch hat mir verboten, zuzuhören, wenn andre hier sprechen. Die nächsten sechs Stunden gehören mir; ich bin arbeitsfrei und kann tun, was mir beliebt.“
    „Aber wie wollt Ihr es anfangen?“
    „Das ist eine Frage, über welche ich soeben nachdenke.“
    „Dürft Ihr in den Salon?“
    „Untersagt ist es mir gerade nicht; aber ich habe nichts darin zu suchen.“
    „So macht Ihr Euch einen Vorwand!“
    „Aber welchen? Ich könnte etwas hineintragen, etwas herausholen. Das ist aber in so kurzer Zeit geschehen, daß ich meinen Zweck dabei nicht zu erreichen vermag –“
    „Gibt es denn nicht irgendeine Arbeit, mit welcher Ihr Euch länger darin beschäftigen müßt?“
    „Nein – – – oder doch! Da fällt mir etwas ein. Die Fenster sind schmutzig; ich könnte sie putzen.“
    „Wird das nicht auffallen?“
    „Nein. Da der Salon stets besetzt ist, so kann diese Arbeit nicht zu einer Zeit vorgenommen werden, in welcher niemand da ist.“
    „Aber Ihr seid es nicht, der sie zu verrichten hat.“
    „Das schadet nichts. Sie ist eigentlich des Stewards Sache; diesem aber tue ich den größten Gefallen, wenn ich sie ihm abnehme.“
    „Aber er kann Verdacht fassen.“
    „Nein. Er weiß, daß ich kein Geld habe und doch gern einen Brandy trinke. Ich sage, daß ich Durst habe und an seiner Stelle für ein Glas die

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