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05 - Der Schatz im Silbersee

05 - Der Schatz im Silbersee

Titel: 05 - Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ihr wollt“, antwortete dieser.
    „Platz? Tante Droll fährt stets auf dem ersten; also Kajüte, Sir. Und wie weit? Sagen wir einstweilen Fort Gibson. Können das Lasso ja zu jeder Zeit länger machen. Nehmt Ihr Nuggets?“
    „Ja, ganz gern.“
    „Aber wie steht's da mit der Goldwaage? Seid Ihr ehrlich?“
    Diese Frage kam so drollig heraus, und die beiden Äuglein zwinkerten dabei so eigenartig, daß sie gar nicht übelgenommen werden konnte. Dennoch gab der Kapitän sich den Anschein, als ob er sich ärgere, und antwortete: „Fragt ja nicht noch einmal, sonst werfe ich Euch auf der Stelle über Bord!“
    „Oho! Meint Ihr, daß Tante Droll so leicht ins Wasser zu bringen sei? Da irrt Ihr Euch gewaltig. Versucht's einmal!“
    „Na“, wehrte der Kapitän ab, „gegen Damen muß man höflich sein, und da Ihr eine Tante seid, so gehört Ihr ja zum schönen Geschlecht. Ich will also Eure Frage nicht so scharf nehmen. Übrigens hat es mit dem Zahlen keine große Eile. Wendet Euch gelegentlich an den Offizier!“
    „Nein, ich borge nicht, keine Minute lang; das ist so mein Prinzip, wenn's nötig ist.“
    „Well! So kommt also mit zur Office.“
    Die beiden entfernten sich und die andern tauschten gegenseitig ihre Ansichten über den sonderbaren Menschen aus. Der Kapitän kehrte schneller zurück als Droll. Er sagte in erstauntem Ton: „Mesch'schurs, die Nuggets hättet ihr sehen sollen, die Nuggets! Er fuhr mit der einen Hand in seinen Ärmel zurück, und als er sie dann wieder aus dem Loch streckte, hatte er sie voller Goldkörner, erbsengroß, haselnußgroß und sogar noch größer. Dieser Mann muß eine Bonanza entdeckt und ausgenommen haben. Ich wette, er ist viel, viel reicher, als er aussieht.“
    Droll bezahlte indessen in der Office das Passagegeld und sah sich dann in der Nähe um. Er erblickte zunächst die Leute des Cornels. Da er nicht derjenige war, der sich auf einem Schiff befand, ohne zu erfahren, welche Mitpassagiere er habe, so schlenderte er langsam nach dem Vorderdeck zu und sah sich die Männer an. Sein Auge ruhte für einige Augenblicke auf dem Cornel, dann fragte er ihn: „Verzeihung, Sir, haben wir uns nicht schon einmal gesehen?“
    „Nicht das ich wüßte“, antwortete der Gefragte.
    „O, mir ist genau so, als ob wir uns schon begegnet seien. Wart Ihr vielleicht schon einmal oben am Missouri?“
    „Nein.“
    „Auch nicht in Fort Sully?“
    „Kenne es gar nicht.“
    „Hm! Darf ich vielleicht Euren Namen erfahren?“
    „Warum? Wozu?“
    „Weil Ihr mir gefallt, Sir. Und sobald ich mein Wohlgefallen an einem Menschen habe, so läßt es mir nicht eher Ruhe, als bis ich erfahre, wie er heißt.“
    „Was das betrifft, so gefallt Ihr mir auch“, antwortete der Cornel in scharfem Ton; „trotzdem aber möchte ich nicht so unhöflich sein, Euch nach Eurem Namen zu fragen.“
    „Warum? Ich halte das für keine Unhöflichkeit und würde Eure Frage sofort beantworten. Ich habe keine Veranlassung, meinen Namen zu verschweigen. Nur derjenige, der keine ganz ehrlichen Gründe hat, verschweigt es, wie er heißt.“
    „Das soll wohl eine Beleidigung sein, Sir?“
    „Fällt mir gar nicht ein! Ich beleidige niemals ein Menschenkind, wenn's nötig ist. Adieu, Sir, und behaltet Euren Namen für Euch! Ich mag ihn nicht haben.“
    Er drehte sich um und ging von dannen.
    „Mir das!“ knirschte der Rote. „Und ich muß es so hinnehmen!“
    „Warum leidest du es?“ lachte einer seiner Leute. „Ich hätte diesem Ledersack mit der Faust geantwortet.“
    „Und den kürzeren gezogen!“
    „Aber ein Mann, der einen schwarzen Panther bis auf den Handgriff herankommen läßt und ihm dann so kaltblütig die Ladung gibt, als ob er ein Präriehuhn vor sich habe, der ist nicht zu mißachten. Übrigens handelt es sich nicht um ihn allein. Ich würde sofort noch andre gegen mich haben, und wir müssen alles Aufsehen vermeiden.“
    Droll war wieder nach hinten gegangen und stieß unterwegs auf die beiden Indianer, welche sich auf einen Tabakballen gesetzt hatten. Als sie ihn erblickten, erhoben sie sich wie Leute, welche erwarten, angeredet zu werden. Droll hemmte seinen Schritt, als er sie sah, ging dann eilig auf sie zu und rief aus: „Mira, el oso viejo y el oso mozo – siehe da, der alte Bär und der junge Bär!“
    Das war spanisch. Er mußte also wissen, daß die beiden Roten das Englisch nicht gut, das Spanisch aber geläufiger sprachen und verstanden.
    „Que sorpresa, la tía Droll –

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