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05 - Der Schatz im Silbersee

05 - Der Schatz im Silbersee

Titel: 05 - Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Superlativ auf sie anwendet.“
    Er machte eine Pause, kniff das Auge zusammen, zwinkerte Old Firehand mit dem andern an, ließ ein kurzes Lachen hören, welches wie ein auf der Klarinette geblasenes „Hihihihi“ klang, und fuhr dann fort: „Diese beiden sind nämlich Old Shatterhand und Old Firehand. Da ich den ersteren kenne, wenn's nötig ist, so könnte dieser Sir kein andrer als Old Firehand sein. Ist's erraten?“
    „Ja, ich bin es“, nickte der Genannte.
    „Egad?“ fragte Droll, indem er zwei Schritte zurücktrat, und ihn nochmals mit dem einen offenen Auge betrachtete. „Ihr seid wirklich dieser Mann, vor welchem jeder Halunke zittert. Die Gestalt habt Ihr ganz so, wie er beschrieben wird, aber – vielleicht macht Ihr doch nur Spaß!“
    „Nun, ist das auch Spaß?“ fragte Old Firehand, indem er mit der Rechten Droll am Kragen seines Rockes packte, ihn emporhob, dreimal rund um sich schwenkte und dann auf eine nahestehende Kiste stellte.
    Das Gesicht des so Gemaßregelten war dunkelrot geworden. Er schnappte nach Atem und rief dabei in einzelnen kurz abgerissenen Sätzen: „Zounds, Sir, haltet Ihr mich für einen Perpendikel oder einen Zentrifugalregulator! Bin ich dazu erschaffen worden, im Kreis um Euch durch die Luft zu tanzen! Ein wahres Glück, daß mein Sleeping gown von starkem Leder ist, sonst wäre er zerrissen und Ihr hättet mich in den Fluß geschleudert! Aber die Probe war gut, Sir; ich sehe, daß Ihr wirklich Old Firehand seid. Ich muß es schon aus dem Grunde glauben, weil Ihr sonst imstande seid, diesen Gentleman den Umlauf des Mondes um die Erde noch einmal mit mir zu demonstrieren. Habe oft, wenn von Euch die Rede war, gedacht, wie sehr ich mich freuen würde, wenn ich Euch einmal zu sehen bekäme. Ich bin nur ein einfacher Trapper, weiß aber sehr genau, was ein Mann Eures Schlages zu bedeuten hat. Hier ist meine Hand, und wenn Ihr mich nicht tief betrüben wollt, so weist sie nicht zurück!“
    „Zurückweisen? Das wäre die reine Sünde. Ich gebe jedem braven Mann gern die Hand, um wie viel mehr also einem, der sich bei uns in so ausgezeichneter Weise eingeführt hat.“
    „Eingeführt? Wieso?“
    „Indem Ihr den Panther erschossen habt.“
    „Ach so! Das war keine Tat, über welche man viele Worte macht. Dem Tier war nicht allzu wohl im Wasser; es hat mir gar nichts tun, sondern sich nur auf mein Floß retten wollen. Bin da leider nicht sehr gastfreundlich gewesen.“
    „Das war klug von Euch, denn der Panther hatte es in Wahrheit auf Euch abgesehen. Vor dem Wasser fürchtet er sich nicht; er ist ein ausgezeichneter Schwimmer und hätte das Ufer ohne alle Anstrengung erreichen können. Welch ein Unglück, wenn ihm das gelungen wäre. Indem Ihr in tötetet, habt Ihr jedenfalls vielen Menschen das Leben gerettet. Ich schüttle Euch die Hand und wünsche, daß wir uns näher kennenlernen.“
    „Ganz auch mein Wunsch, Sir. Aber nun schlage ich vor, auf diese Bekanntschaft einen Trunk zu tun. Ich bin nicht auf diesen Steamer gekommen, um zu verdursten. Gehen wir also in den Salon.“
    Man folgte dieser Aufforderung. Tom mußte, um sich anschließen zu können, für die Kajüte nachzahlen, was er aber sehr gern tat.
    Als die Gentlemen vom Deck verschwunden waren, kam der Neger, welcher den Panther nicht mit hatte ansehen dürfen, aus dem Maschinenraum. Er war dort von einem andern Arbeiter abgelöst worden und suchte sich nun ein schattiges Plätzchen für den Mittagsschlaf. Langsam und verdrossen nach vorn schlendernd, zeigte er ein Gesicht, welchem deutlich anzusehen war, daß er sich in keiner guten Stimmung befand. Das sah der Cornel; er rief ihn an und winkte näher zu kommen.
    „Was soll's sein, Sir?“ fragte der Schwarze, als er herangekommen war. „Habt Ihr einen Auftrag, so wendet Euch an den Steward. Ich bin nicht für die Passagiere da.“
    Er sprach sein Englisch, wie ein Weißer.
    „Das kann ich mir denken“, antwortete der Cornel. „Ich wollte Euch nur fragen, ob es Euch beliebt, ein Glas Brandy mit uns zu trinken.“
    „Wenn's das ist, so bin ich Euer Mann. Im Feuerraum unten trocknet die Gurgel und die Leber aus. Aber ich sehe ja keinen einzigen Schluck hier!“
    „Hier habt Ihr einen Dollar; holt, was Euch beliebt, dort am Board, und setzt Euch mit zu uns!“
    Der Ausdruck der Verdrossenheit verschwand sofort vom Gesicht des Negers, auch war er jetzt viel beweglicher als vorher. Er brachte zwei volle Flaschen nebst einigen Gläsern und setzte sich

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