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05 - Der Schatz im Silbersee

05 - Der Schatz im Silbersee

Titel: 05 - Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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auf sie aufmerksam und sagte: „Wenn man diese Squaws belauschen könnte, so würde man über die Absicht ihrer Krieger vielleicht etwas erfahren.“
    „Winnetou wird es versuchen, wenn sie nahe genug herankommen“, antwortete der Apache.
    Ja, sie kamen nahe genug herbei. Sie wollten nicht im See, sondern in der Mündung des Baches fischen. Dort setzten sie sich unter Büschen nebeneinander ans Ufer hin, warfen die Angeln aus und sprachen miteinander. Sie schienen es gar nicht zu wissen oder wenigstens sich nicht daran zu kehren, daß der Angler nicht sprechen darf. Winnetou wand sich wie eine Schlange zu ihnen hin und legte sich hinter die Büsche, an denen sie saßen. Es war unterhaltend, sie und zugleich auch ihn beobachten zu können. So lag er wohl über eine Viertelstunde und kehrte dann zurück, um zu melden: „Wenn diese Squaws nicht besser schweigen lernen, werden sie niemals eine Forelle fangen. Sie haben mir alles gesagt, was ich wissen wollte.“
    „Und was war das?“ wurde er gefragt.
    „Die fünf Krieger, welche an uns vorüberritten, sollen die Fährte Old Shatterhands deutlicher machen, und in kurzer Zeit werden fünfzig andre folgen, angeführt von dem ‚Großen Wolf‘.“
    „So ist er unverletzt?“
    „Ja. Der Hieb Old Shatterhands hat ihm die rechte Hand gelähmt und seinen Atem ins Stocken gebracht. Dieser ist ihm zurückgekehrt und die Hand hindert ihn nicht, die Verfolgung selbst zu leiten. Old Shatterhand soll erschossen werden, damit er den Navajos nichts über die Absichten der Utahs verraten kann. Diese letzteren zerstreuen sich heute in der ganzen Gegend, um zu jagen und Fleisch zu machen, denn morgen soll das Lager abgebrochen werden.“
    „Wohin wird es verlegt?“
    „Die Frauen und Kinder ziehen zu den Alten in die Berge, wo sie sicher sind; die Krieger aber folgen dem ‚Großen Wolf‘ nach, um den Versammlungsplatz aller Utahstämme aufzusuchen.“
    „Wo ist derselbe?“
    „Das schienen die Squaws nicht zu wissen. Mehr konnte ich nicht erfahren; es ist aber für das, was wir vorhaben, genug.“
    „So können wir nichts tun, als warten, bis der ‚Große Wolf‘ mit seinem Trupp vorüber ist. Daß er fünfundfünfzig Männer mit sich nimmt, zeigt uns, welchen Respekt er vor Old Shatterhand hat. Eine solche Überzahl gegen vier Weiße!“
    „Old Shatterhand ist mein Freund und Schüler“, meinte Winnetou stolz. „Er hat fünfundfünfzig nicht zu fürchten.“
    Nun legte man sich auf die Lauer, bis nach wohl einer Stunde der ‚Große Wolf‘ mit seinen Leuten kam. Sie ritten vorüber, ohne einen Blick unter die Bäume zu werfen. Ihr Aussehen war ein höchst kriegerisches. Sie waren ohne Ausnahme mit Schießgewehren bewaffnet. Der Häuptling trug die rechte Hand in einer Binde. Sein Gesicht war noch dicker bemalt als am Morgen. Von seinen Schultern hing der mit Federn geschmückte Kriegsmantel auf den Rücken des Pferdes nieder; aber der Kopf trug nicht mehr den Schmuck der Adlerschwingen. Er war besiegt worden und wollte diese Auszeichnung erst wieder anlegen, wenn er seine Rache befriedigt hatte. Seine Leute ritten die besten Pferde, welche sich im Lager befunden hatten.
    Zehn Minuten später folgte der kühne Winnetou ganz allein und nach abermals zehn Minuten brachen die andern auf. Von einem wirklichen Weg war natürlich keine Rede. Man ritt immer am Wasser aufwärts. Dieses hatte im Frühjahr während des Hochwassers an den Ufern gefressen. Losgerissene Steine und Stämme lagen überall, und man kam infolgedessen nur sehr langsam vorwärts, besonders da die Sänfte nur schwer über solche Hindernisse zu bringen war. Als man dann die Lehne des Berges hinter sich hatte, wurde es besser. Die größte Steigung war überwunden, und je weniger Fall das Wasser hatte, desto weniger zerstört war die Umgebung des Baches.
    Was die Fährte betrifft, welcher man folgte, so konnte dieselbe gar nicht deutlicher sein. Da Old Shatterhand solche Verbündete gefunden hatte, hielt er es nicht mehr für nötig, für eine unlesbare Spur zu sorgen. Die ihm folgenden fünf Utahs waren mit Absicht so geritten, daß ihre Hufeindrücke leicht zu sehen waren, und da der ‚Große Wolf‘ keinen Feind hinter sich wußte, war es ihm nicht eingefallen, Vorsicht anzuwenden. Die Richtung nach dem Nachtcañon führte an der schmalsten Stelle der Elk-Mountains quer über das Gebirge. Als man sich oben befand, wurde der Bach verlassen; es ging mitten durch Urwald, welcher kein Unterholz hatte. Die

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