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05 - Der Schatz im Silbersee

05 - Der Schatz im Silbersee

Titel: 05 - Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Hüten mit Wasser begießen, denn wenn es naß ist, wird die Sonne es aufwärts ziehen. Das muß auf einer Strecke geschehen, von hier an bis so weit das Auge reicht. Wenn dann die Yampa-Utahs kommen, steht das Gras hoch, und nur da, wo wir geritten sind, ist es niedergetreten.“
    Dieser Plan war ausgezeichnet. Die Genannten mußten herbei und, während die andern mit allen Pferden die Furt vollends passierten, über den Bach gingen und drüben warteten, denselben ausführen. Sie gingen auf der Fährte des Cornels wohl gegen hundert Schritte zurück, besprengten das Gras mit Wasser und richteten es auf, indem sie, langsam rückwärts schreitend, ihre Decken auf dem Boden hinter sich herzogen. Das übrige mußte die Sonne tun, und daß sie es tun werde, war ganz zweifellos. Wer nicht Zeuge dieses Vorganges gewesen war, mußte, wenn er eine halbe Stunde später kam, annehmen, nur die Fährte Old Firehands und seiner Begleiter vor sich zu haben. Diejenigen, welche die Fährte vertilgt hatten, sprangen über den Bach und stiegen wieder in den Sattel.
    Die gefangenen Roten hatten schweigend zugeschaut. Seit dem Aufbruch hatte überhaupt keiner von ihnen ein Wort gesprochen. Was sie jetzt gesehen hatten, kam ihnen verdächtig vor. Warum löschten die Bleichgesichter diese fremde Fährte aus? Warum verschwendeten sie mit dieser Arbeit die kostbare Zeit, anstatt der Spur so rasch wie möglich zu folgen? ‚Feuerherz‘ konnte es nicht über sich gewinnen, länger zu schweigen; er wendete sich an Old Firehand: „Wer sind die Männer, welche vorher hier geritten sind?“
    „Reiter“, antwortete der Gefragte kurz.
    „Wohin sind sie?“
    „Weiß ich es?“
    „Warum vertilgst du ihre Spur?“
    „Deiner Krieger wegen.“
    „Ihretwegen? Was haben sie mit dieser Fährte zu schaffen?“
    „Sie werden sie nicht sehen.“
    „Sie werden sie ja nicht sehen, denn die Spur befindet sich hier, und meine Krieger lagern im Wald des Wassers.“
    „Sie lagern nicht dort, sondern sie sind hinter uns her.“
    „Glaube das nicht!“
    „Ich glaube es nicht nur, sondern ich weiß es sogar.“
    „Du irrst. Zu welchem Zweck sollten meine Leute euch folgen?“
    „Um uns zwischen sich und diejenigen Utahs zu nehmen, welche im Tal der Hirsche lagern.“
    Man sah, daß ‚Feuerherz‘ erschrak. Er faßte sich aber schnell und sagte: „Meinem weißen Bruder hat wohl geträumt? Ich weiß nichts von allem, was er sagt.“
    „Lüge nicht! Wir haben wohl die Zeichen gesehen, welche die beiden jungen Häuptlinge dir mit der Decke gaben. Wir haben diese Zeichen ebensogut verstanden wie du selbst und wissen, daß du uns mit dem Calumet belogen hast.“
    „Uff! Meine Worte waren ohne Falsch!“
    „Das wird sich zeigen. Wehe euch, wenn uns die Yampa-Utahs folgen! Weiter habe ich dir nichts zu sagen. Wir müssen weiter.“
    Der unterbrochene Ritt wurde fortgesetzt, jetzt am Bach hinauf. Die Fährte, welcher man folgte, war breit, und also mußte ebenso breit geritten werden, damit es den Verfolgern nicht möglich war, zu erkennen, daß sie zwei Fährten vor sich hatten. Waren die Roten schon vorher schweigsam gewesen, so senkten sie jetzt erst recht die Köpfe. Sie sahen sich durchschaut und erkannten, daß ihr Leben nun keinen Pfifferling mehr wert sei. Wie gern wären sie entflohen, aber von einem Entkommen war keine Rede; ihre Banden waren unzerreißbar fest, und zudem wurden sie von den Weißen so eng umgeben, daß ein Durchbrechen derselben die reine Unmöglichkeit genannt werden mußte.
    Der Bach wand sich in vielen Krümmungen allmählich aufwärts. Das Tal wurde breiter und war weiter oben mit Büschen und Bäumen bestanden. Er verzweigte sich endlich in mehrere Nebentäler, aus denen kleine Wasser kamen, um den Bach, welcher hier seinen Ursprung nahm, zu bilden. Winnetou folgte der stärksten dieser Quellen, deren Tal wohl eine Viertelstunde ziemlich breit war und dann plötzlich eine Felsenenge bildete, hinter welcher es wieder auseinander ging, um eine saftig grüne Matte zu bilden. Als die Enge passiert war, hielt er an und sagte: „Das ist ein vortrefflicher Platz zum Ruhen und Essen. Unsre Pferde sind müde und hungrig, und auch wir bedürfen der Erholung. Meine Brüder mögen absteigen und die Antilopen braten.“
    „Dann aber ereilen uns die Utahs!“ bemerkte Old Firehand.
    „Was schadet das? Sie sollen sehen, daß wir wissen, was sie beabsichtigen. Sie können uns nichts tun, denn wenn wir nur einen Mann an die Enge der

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