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05 - Der Schatz im Silbersee

05 - Der Schatz im Silbersee

Titel: 05 - Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Leitung der Verfolgung der Feinde.
    Der Kampf entfernte sich mehr und mehr. Jetzt war es für die drei unfreiwilligen Zeugen Zeit, sich in Sicherheit zu bringen. Der Weg nach ihrem Asyl war frei. Später, falls der Kampf vielleicht eine Gegenrichtung nahm, oder wenn die Utahs als Sieger zurückkehrten, war es wohl unmöglich, unbemerkt nach dem Versteck zu gelangen.
    Winnetou stieg vom Baum. Die beiden andern sahen es trotz der Dunkelheit und kamen auch herab. Noch immer stand der Häuptling an seiner Stelle. Das Getöse des Kampfes erscholl aus weiter Ferne.
    „Jetzt zurück!“ sagte Winnetou. „Später werden Freudenfeuer angebrannt, und dann ist's zu spät für uns.“
    „Nehmen wir den Häuptling mit?“ fragte Old Shatterhand.
    „Ja. Wir werden ihn leicht ergreifen, denn er ist allein. Ich will mich zu –“
    Er hielt inne. Und was er sah, das war auch ganz geeignet, ihn in das größte Erstaunen zu versetzen und ihm die Worte im Munde steckenbleiben zu lassen. Es kam nämlich aus dem Dunkel schnell wie der Blitz ein kleines, schmächtiges, hinkendes Kerlchen gesprungen, schwang die Flinte und schlug den Häuptling mit einem wohlgezielten Kolbenhieb zu Boden. Dann ergriff er den Roten beim Genick und zerrte ihn schnell fort, in das Dunkel hinein. Dabei hörte man die nicht sehr lauten, aber dennoch verständlichen Worte aus seinem Mund: „Was Old Shatterhand und Old Firehand kann, das können und verschtehen wir Sachsen mehrschtenteels ooch !“
    „Der Hobble-Frank!“ meinte Old Shatterhand erstaunt.
    „Ja, der Frank!“ stimmte Old Firehand ein. „Das Kerlchen ist verrückt! Wir müssen ihm schleunigst nach, damit er keine Dummheiten macht!“
    „Verrückt? Gewiß nicht! Ein possierlicher Knirps ist er; das ist wahr; aber das Herz hat er gerade da, wo es hingehört, und leichtsinnig ist er gar nicht. Ich habe ihn in die Schule genommen und kann sagen, daß ich meine Freude an ihm habe. Dennoch aber wollen wir ihm nach, da sein Weg auch der unsrige ist.“
    Sie eilten fort, hinter dem Kleinen her, in das Dunkel hinein. Schon hatten sie den Eingang zum Versteck fast erreicht; da fiel gerade vor ihnen ein Schuß.
    „Ein Roter ist auf ihn getroffen. Schnell drauf auf – – –“ wollte Old Shatterhand sagen, aber er schwieg, denn es ertönte die lachende Stimme des Kleinen: „ Dummkopp , so paß doch off, wo du hinzielst! Wennste mich treffen willst, darfste doch nicht in den Mond schießen! Da haste dein Teel , und nun gute Nacht!“
    Ein Krach wie von einem schweren Hieb, dann war es still. Die drei drangen vor und stießen auf den Kleinen.
    „Zurück!“ gebot er. „Hier wird geschossen und geschtochen !“
    „Halt, schieß nicht!“ warnte Old Shatterhand. „Was hast du denn hier zu suchen?“
    „Zu suchen? Nischt und gar nischt . Ich brauch' nich zu suchen, denn ich habs ja schon bis zum doppelten Findling gebracht. Danken Sie Gott, daß Sie den Mund geöffnet haben! Hätte ich Sie nich an Ihrer konglomeraten Schtimme erkannt, meiner Treu, ich hätte Sie kurz und kleen geschossen. Ich habe zwee Kugeln in der Büchse, was bei meiner Geistesgegenwart und Konsubschtanz fürwahr keen Schpaß nich is . Ich warne Sie allen Ernstes, sich nich wieder so blindlings erschtens in die Gefahr und zweetens mir entgegenzuschtürzen , denn sonst werden Sie drittens wie der Wind zu Ihren Vätern und Patriarchen versammelt!“
    Die beiden Jäger mußten trotz des Ernstes der gegenwärtigen Situation über diese Strafrede lachen. Es war augenblicklich kein Feind in der Nähe, und so konnte sich Old Shatterhand ohne Besorgnis erkundigen: „Aber wer hat dir denn die Erlaubnis gegeben, das Versteck zu verlassen?“
    „Erlaubnis? Mir hat keen Mensch was zu erlauben. Ich bin mein eegner Herr und Fideikommißbesitzer . Nur die Sorge um Sie hat mir den Küraß umgeschnallt. Kaum waren Sie fort, so ging een Geschrei los, als ob die Cimbern mitten in die Teutonen eingebrochen wären. Das wäre noch auszuhalten gewesen, denn meine Nerven sind mit Teer und Fischtran eingerieben. Aber nachher ging das Geschieße los, und es wurde mir um Sie angst und bange. Mein kindliches Gemüt hängt mit väterlicher Anhänglichkeit an Ihrer seelischen Daseinsexistenz, und ich kann es mir unmöglich ruhig gefallen lassen, wenn Sie von den Roten um Ihr schönes Leben gebracht werden. Darum nahm ich das Gewehr und huschte fort, ohne daß die andern es in der ägyptischen Verfinsterung bemerkten. Links wurde geschossen; nach

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