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05 - Der Schatz im Silbersee

05 - Der Schatz im Silbersee

Titel: 05 - Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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rechts hatten Sie gewollt; ich ging also nach rechts. Da schtand der Häuptling am Boom wie een marinierter Ölgötze. Das ärgerte mich, und so versetzte ich ihm eenen vertikalen Klaps, daß er horizontal zu Boden kam. Natürlich wollte ich ihn schnell in sukzessive Sicherheet bringen und zerrte ihn fort; aber er war mir doch zu schwer, und ich setzte mich een Weilchen off sein Corpus juris , um een bißchen auszuruhen. Da kam so een roter Franctireur geschlichen und sah mich gegen das Licht. Er legte die Flinte an; ich schlug sie zur Seite, und seine Kugel flog in die Milchschtraße empor; ich aber setzte mich mit Hilfe meines Kolbens mit ihm in solche Konfexion , daß er neben dem Häuptling niederknickte. Nun liegen die beeden Kerle da, ganz ohne Sinn und Verschtand , und wissen nich , woran sie denken sollen. Es is doch een Mallör off dieser Welt!“
    „Sei froh, daß es kein größeres Unglück gegeben hat! Wenn du eher kamst, warst du verloren!“
    „Haben Sie keene Sorge! Der Hobble-Frank kommt niemals eher, als bist er den Sieg in beeden Händen hat. Was soll nun mit den Kerls geschehen? Ich alleene kann sie nich bewältigen.“
    „Wir werden dir helfen. Jetzt rasch hinein! Da unten hat das Schießen aufgehört, und es steht zu erwarten, daß die Utahs nun zurückkehren.“
    Die beiden besinnungslosen Indianer wurden in das Versteck gebracht und ebenso gebunden und geknebelt wie die andern. Dann postierte sich Winnetou mit Old Firehand an den Vorhang, um die Vorgänge draußen zu beobachten.
    Ja, die Utahs kehrten zurück, und zwar als Sieger. Es wurde eine doppelte Anzahl Feuer angebrannt, mit deren Bränden man den Wald nach den Toten und Verwundeten durchsuchte. Die Navajos hatten die ihrigen mitgenommen, wie es bei den Indianern Sitte ist.
    Bei jedem Toten, den man fand, erhob sich ein Klage- und Wutgeheul. Die Leichen wurden zusammengetragen, um ehrenvoll begraben zu werden. Man vermißte mehrere Personen, welche gefangen sein mußten. Unter diesen dachte man sich auch die drei Häuptlinge, welche verschwunden waren, ohne daß eine Spur von ihnen zu finden war. Bei dieser Entdeckung hallte der Wald wider vom Gebrüll der ergrimmten Krieger. Die zwei noch übrigen Anführer riefen die hervorragenden Krieger zu einer Beratung, bei welcher laute, zornige Reden gehalten wurden.
    Das brachte Winnetou auf den Gedanken, sich hinauszuschleichen, um vielleicht zu erfahren, was die Utahs beschließen würden. Dies wurde ihm gar nicht schwer. Die Roten waren überzeugt, ganz allein zu sein, und hielten also jede Vorsicht für überflüssig. Die zurückgeschlagenen Navajos kamen gewiß nicht wieder, und wenn dies auch geschah, so waren unten am Ausgang des Tales Wachen aufgestellt. Daß sich mitten im Tal noch viel gefährlichere Feinde als die Navajos befanden, davon hatte man ja keine Ahnung. So hörte Winnetou also alles, was vorgenommen werden sollte.
    Man wollte noch während der Nacht die Toten begraben; die Klagegesänge konnten für später aufgeschoben werden. Jetzt galt es, vor allen Dingen die gefangenen Häuptlinge zu befreien. Das war sogar noch notwendiger, als morgen die Ankunft Winnetous und seiner berühmten weißen Gefährten abzuwarten. Da diese hinauf nach dem Silbersee wollten, mußten sie unbedingt und auf alle Fälle in die Hände der Utahs fallen. Der Häuptlinge wegen mußte so schnell wie möglich aufgebrochen werden, um dieselben zu befreien. Darum sollten alle nötigen Vorbereitungen getroffen werden, um beim Grauen des Tages den Verfolgungsritt antreten zu können.
    Jetzt zog Winnetou sich langsam und vorsichtig zurück. In der Nähe des Versteckes angekommen, sah er mehrere Pferde stehen. Diese Tiere waren während des Kampfes scheu geworden und hatten sich von den anderen getrennt; es waren ihrer fünf. Da fiel dem Apachen ein, daß die Gefangenen doch transportiert werden müßten, drei Häuptlinge und ein Krieger. Dazu waren vier Pferde nötig. Kein Mensch befand sich in der Nähe. Die Tiere scheuten vor ihm nicht, weil er ein Indianer war. Er nahm eins derselben am Halfter und führte es nach dem Versteck. Dort saß Old Firehand hinter dem Vorhang und nahm es in Empfang. Auf diese Weise wurden noch drei andre hineingeschafft; sie schnaubten zwar ein wenig, wurden aber von Winnetou sehr bald beruhigt.
    Im Innern des Versteckes wurde niemand die Zeit lang. Es gab so viel zu erzählen, zu hören und – zu lauschen. Der Hobble-Frank hatte sich, natürlich in völliger Dunkelheit,

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