Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
05 - Der Schatz im Silbersee

05 - Der Schatz im Silbersee

Titel: 05 - Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
an der Seite seines Freundes und Vetters niedergelassen. Früher war er nicht von dem dicken Jemmy gewichen und trotz aller scheinbaren Zerwürfnisse mit ihm stets ein Herz und eine Seele gewesen; seit er aber den Altenburger gefunden hatte, war das anders geworden. Droll wollte nicht gelehrt sein und ließ den Kleinen sprechen, ohne ihn jemals zu verbessern; das band den Hobble mit mächtiger Gewalt an ihn. Übrigens dachte Droll, der erfahrene Westmann, nicht etwa gering von dem Kleinen; er schätzte im Gegenteil dessen gute Eigenschaften in vollem Maß und freute sich auch jetzt aufrichtig über seine Heldentat. Denn daß Frank erst den Häuptling und dann auch den andern Indianer niedergeschlagen hatte, war kein Werk etwa der Tolldreistigkeit, sondern der Überleung und Geistesgegenwart. Diese Tat fand allgemeine Anerkennung, und alle hatten sich lobend ausgesprochen, nur einer noch nicht, nämlich der Lord. Jetzt aber holte er das Versäumte nach. Er saß an der anderen Seite des Kleinen und fragte diesen: „Frank, wollen wir wetten?“
    „Ich wette nicht“, antwortete der Gefragte.
    „Warum nicht?“
    „Ich habe keen Geld dazu.“
    „Ich borge es Ihnen.“
    „Borgen macht Sorgen, sagen wir in Sachsen. Übrigens is es nich etwa christlich und kontributärsozial , eenem armen Menschen Geld zu borgen, um es ihm durchs Wetten wieder abzuluxen . Da kommen Sie bei mir schief an die Ecke. Ich behalte mein Geld, ooch wenn ich keens habe.“
    „Aber Sie würden vielleicht gewinnen!“
    „Fällt mir gar nich ein! Durchs Wetten mag ich nich reich werden. Es ruht kein Segen drauf. Ich habe meine prinzipiellen Grund- und Gegensätze, in denen ich mich nun eenmal nich irre machen lasse.“
    „Das ist schade. Ich wollte dieses Mal mit aller Absicht verlieren, als eine Art Belohnung für Ihre Heldentat.“
    „ Een jedes Heldentum belohnt sich in seinem Innern ganz von selbst. Man trägt die akkusative Anerkennung in seinen eegenen und heiligsten Herzenslokalitäten mit sich herum. Dem Verdienst seine Krone, und den andern nich die Bohne! Übrigens is es doch wohl een wenigstens multiplizierter Gebrauch, Fürschten und Helden durch eene Wette zu belohnen. Wer geben will, der mag doch geben, und zwar nich indirekt durch eine falsche Wette, sondern gleich direkt mit der Hand in den Mund. Das is in allen höheren Kulturschtaaten so Sitte, und darum wird's auch im Umkreis meiner Persönlichkeet nich andersch eingeführt.“
    „So würden Sie es mir also nicht übelnehmen, wenn ich Ihnen ein Geschenk machte?“
    „Sogar sehr! Schenken läßt sich der Hobble-Frank nischt ; dazu hat er eene viel zu majestätische Ambition; aber een Andenken, so was der gewissenhafte Franzose een Subenir und Kataplasma nennt, das darf man mir schon reichen, ohne befürchten zu müssen, die Lyrasaiten meines Gemütes in mißgestimmte Nebenklänge zu komponieren.“
    „Nun, dann haben Sie – ein Andenken also. Ich hoffe, daß Sie sich darüber freuen. Ich habe zwei und kann also eins entbehren.“
    Er schob ihm eins seiner Prachtgewehre in die Hände. Frank aber schob es ihm zurück und sagte: „ Hörnse , Mylord, Schpaß beiseite! Greifen Sie mich nich off demjenigen Punkt an, wo ich verderblich werden kann! Ich lächle gern und innig, aber ich kann ooch Kanonengesichter schneiden, wenn man meiner unbewachten Interferenz zu nahe tritt. Een kleener Scherz ist gut und ooch für die Gesundheet leicht verdaulich; aber an der Nase zupfen, das kann ich mir nich gefallen lassen und laß ich mir nich gefallen; da denk' ich viel zu hoch und diagonal von mir!“
    „Aber ich scherze ja nicht; es ist mein völliger Ernst!“
    „Was? Sie wollen dieses Gewehr wirklich aus Ihrem Besitztum entlassen?“
    „Ja“, entgegnete der Engländer.
    „Und mir als bona immobilia schenken?“
    „So ist es.“
    „Dann her damit, nur rasch her damit, ehe die Reue kommt! Der Wahn is kurz wie Jemmy, aber die Reue lang wie Davy, singt Freiligrath. Dieses Gewehr mein Eegentum , mein unumschtößliches und konzentriertes Eegentum ! Das ist ja grad, als ob heut' Christbescherung wär'! Ich bin ganz außer mir vor Freede ! Ich bin ganz komplexiert und überwältigt! Mylord, brauchen Sie mal eenen guten Freund, der für Sie durch dick und dünne geht, so pfeifen Sie mir nur; ich werde sofort apräsang sein! Wie bedanke ich mich nur? Wollen Sie eenen freundlichen Händedruck, eenen lukrativen Kuß oder eene interimistische Umarmung vor der ganzen Welt?“
    „Ein

Weitere Kostenlose Bücher