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05 - Der Schatz im Silbersee

05 - Der Schatz im Silbersee

Titel: 05 - Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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befand. Um zu diesem Ziel zu gelangen, mußte das ganze Lager umschlichen werden. Die drei kühnen Männer schritten also immer weiter an der Felsenwand hin, die Feuer alle zu ihrer Linken lassend.
    Nach dieser Seite hin konnten sie gut sehen; nach vorn war es dunkel; da galt es also, vorsichtig zu sein. Wo das Auge nicht ausreichte, mußte die tastende Hand gebraucht werden. Winnetou huschte, wie gewöhnlich, voran. Plötzlich blieb er stehen und ließ ein fast zu lautes, erschrockenes „Uff!“ hören. Die andern beiden hielten ihre Schritte auch an und lauschten gespannt. Als alles ruhig blieb, fragte Old Shatterhand leise: „Was gibt es?“
    „Ein Mensch“, antwortete der Apache.
    „Wo?“
    „Hier bei mir, vor mir, in meiner Hand.“
    „Halte ihn fest! Laßt ihn nicht schreien!“
    „Nein. Er kann nicht schreien; er ist tot.“
    „So hast du ihn erdrosselt?“
    „Er war schon tot; er hängt an dem Pfahl.“
    „Herrgott! Wohl am Marterpfahl?“
    „Ja. Sein Skalp fehlt; sein Leib ist voller Wunden. Er ist kalt, und meine Hände sind naß vom Blut.“
    „So sind die Weißen schon tot, und hier ist der Marterplatz. Suchen wir einmal!“
    Sie tasteten um sich und fanden binnen zehn Minuten gegen zwanzig schauderhaft verstümmelte Leichen, welche an Pfähle und Bäume gebunden waren.
    „Entsetzlich!“ stöhnte Old Shatterhand. „Ich glaubte, diese Leute noch retten zu können, wenigstens vor solchen Qualen! Gewöhnlich warten die Roten bis zum nächsten Tag; hier aber haben sie sich keine Zeit gelassen.“
    „Und der Plan, die Zeichnung!“ meinte Old Firehand. „Die ist nun verloren.“
    „Noch nicht. Wir haben die gefangenen Häuptlinge. Vielleicht können wir diese gegen die Zeichnung austauschen.“
    „Wenn sie noch da und nicht etwa vernichtet ist.“
    „Vernichtet? Schwerlich! Die Roten haben gelernt, die Wichtigkeit solcher Papiere einzusehen. Ein Indianer vernichtet jetzt eher alles andere als ein Papier, welches er bei einem Weißen findet, zumal wenn es nicht bedruckt, sondern beschrieben ist. Laß dir also noch nicht bange sein. Übrigens leuchtet mir ein, aus welchem Grund man diese Kerle hier so schnell ermordet hat.“
    „Nun, warum?“
    „Um Platz für uns zu bekommen. Unsre Ankunft ist gemeldet worden. Wir sind noch nicht da; folglich erwartet man uns für morgen früh ganz gewiß, und kommen wir da noch nicht, so sendet man Späher nach uns aus.“
    „Die Boten, welche abgesendet wurden, um unsre Ankunft zu melden, werden da sein, die Yampa-Utahs aber noch nicht“, meinte Winnetou.
    „Nein, die sind noch nicht da. Es hat wohl Stunden gedauert, ehe sie es gewagt haben, unsern Rastort zu passieren und in die Felsenenge einzudringen. Vielleicht kommen sie erst morgen früh, da der letzte Teil des Weges so schlecht ist, daß er des Nachts nicht – – –horch! Wahrhaftig, sie kommen; sie sind da!“
    Oberhalb der Stelle, an welcher die drei standen, ließ sich plötzlich ein lautes, fröhliches Geschrei hören, welches von unten her sofort beantwortet wurde. Die Yampa-Utahs kamen trotz der Finsternis der Nacht und trotz des schlechten Weges, welcher ihnen sehr bekannt sein mußte. Das war ein Gebrüll und Geheul, daß man sich hätte die Ohren verstopfen mögen. Es wurden Brände aus den Feuern gerissen, mit denen die bereits hier Lagernden den Ankömmlingen entgegenliefen. Der Wald wurde hell und lebendig, so daß die drei in die größte Gefahr, bemerkt zu werden, gerieten.
    „Wir müssen fort“, sagte Old Firehand. „Aber wohin? Vor und hinter uns ist alles voller Menschen.“
    „Auf die Bäume“, antwortete Old Shatterhand. „In dem dichten Gezweig können wir warten, bis die Aufregung sich gelegt hat.“
    „Gut, also hinauf! Ah, Winnetou ist schon oben!“
    Ja, der Apache hatte gar nicht lange erst gefragt. Er schwang sich hinauf und versteckte sich im Blätterdach. Die beiden andern folgten seinem Beispiel, indem sie die nächsten Bäume erstiegen. Es ist keine Schande, sich gegen eine solche Übermacht zu verbergen.
    Jetzt sah man beim Schein der Feuer und der Fackeln die Yampa mit ihren Genossen kommen. Sie stiegen von den Pferden, welche fortgeführt wurden, und fragten, ob Winnetou und die Weißen angekommen und ergriffen worden seien. Diese Frage wurde mit der größten Verwunderung aufgenommen. Die Yampa wollten nicht glauben, daß die Genannten nicht angekommen seien, denn sie waren ja der Fährte derselben gefolgt. Es wurde hin und her gefragt; hundert

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