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05 - Der Schatz im Silbersee

05 - Der Schatz im Silbersee

Titel: 05 - Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Utah betreten hat. Er ist zwar sehr beschwerlich, aber wenn wir bald aufbrechen, werden wir noch vor ihnen und sogar schon vor den Navajos oben sein.“
    „So wollen wir uns beeilen. Wir haben hier nichts mehr zu tun, als diese Weißen zu begraben, die wir doch nicht hängen lassen können. Das ist bald geschehen, wenn wir sie nebeneinander legen und mit Steinen bedecken. Dann machen wir uns sofort auf den Weg. Ich hoffe das beste, zumal wir so viele Geiseln haben und wir also die Utahs wohl zwingen können, auf friedliche Vorschläge einzugehen.“

SECHZEHNTES KAPITEL
    Am Silbersee
    Es war eine gewaltige Szenerie, welche sich den Augen der Weißen bot, als sie nach einigen Tagen sich dem Ziel ihres beschwerlichen Rittes näherten. Sie ritten in einem langsam aufsteigenden Cañon, an dessen beiden Seiten mächtig hohe Felsenmassen aufstarrten, und zwar in einem Farbenglanz, welcher die Augen beinahe blendete. Kolossale Sandsteinpyramiden, eine neben der andern stehend, oder sich kulissenartig vor- und hintereinander schiebend, strebten in einzelnen, verschieden gefärbten Lagerungen und Stockwerken zum Himmel empor. Bald bildeten diese Pyramiden gradlinige senkrechte Wände; bald waren sie mit ihren vielen Pfeilern und vorspringenden Ecken, Spitzen und Kanten mit steinernen Schlössern oder phantastischen Zitadellen zu vergleichen. Die Sonne stand hoch, schräg über diesen großartigen Formationen und ließ dieselben in einer geradezu unbeschreiblichen Farbenpracht erglänzen. Gewisse Felsen schillerten im hellsten Blau, andre tief goldigrot; zwischen ihnen lagen gelbe, olivengrüne und im feurigsten Kupfer funkelnde Lagerungen, während in den Furchen ein gesättigt blauer Schatten ruhte. Aber dieses Gepränge, bei welchem dem Beschauer die Augen übergehen wollten, war ein totes; es fehlte ihm das Leben, die Bewegung. Es floß kein Wassertropfen zwischen diesen Felsen; kein Halm fand Nahrung auf dem tiefen Grund, und an den starren Mauern war kein grünender Zweig, kein einziges Blatt, dessen Grün dem Auge wohlgetan hätte, zu bemerken.
    Aber daß es zu Zeiten hier Wasser gab, und zwar in gewaltiger Menge, das bewiesen die Spuren, welche zu beiden Seiten deutlich am Gestein zu erkennen waren. In diesen Zeiten bildete der jetzt trockene Cañon das Bett eines Stromes, welcher seine reißenden Fluten tief und breit in den Colorado ergoß. Dann war die Schlucht wochenlang für jeden menschlichen Fuß gesperrt, und wohl schwerlich konnte ein kühner Westmann oder Indianer es wagen, sich den Wogen auf schwankem, gebrechlichem Kanu anzuvertrauen.
    Die Sohle des Cañon bestand dementsprechend aus einer tiefen Lage rundgescheuerter Steine, deren Zwischenräume mit Sand ausgefüllt waren. Das gab eine sehr beschwerliche Bahn, denn die runden Steine wichen bei jedem Schritt unter den Hufen der Pferde und ermüdeten die Tiere so, daß man von Zeit zu Zeit Halt machen mußte, um sie ausruhen zu lassen.
    Old Firehand, Old Shatterhand und Winnetou ritten voran. Der erstere widmete der Umgebung eine auffällige Aufmerksamkeit. Man sah ihm an, daß er nach einer Stelle suchte, welche ihm jedenfalls von Wichtigkeit war. Da, wo zwei gewaltige Felsenpfeiler sich in der Höhe aneinander lehnten und unten einen Zwischenraum ließen, welcher kaum zehn Fuß breit war und sich nach innen zu verengen schien, hielt er sein Pferd an, betrachtete die Stelle mit prüfendem Blick und sagte: „Hier muß es sein, wo ich damals herauskam, nachdem ich die Ader gefunden hatte. Ich glaube nicht, daß ich mich irre.“
    „Und da willst du hinein?“ fragte Old Shatterhand.
    „Ja. Und ihr sollt mit.“
    „Führt der Spalt denn weiter? Es scheint doch, daß er bald zu Ende geht.“
    „Wollen sehen. Es ist doch möglich, daß ich mich irre.“
    Er wollte vom Pferd steigen, um nachzuforschen; aber der Apache lenkte sein Tier nach der Felsenenge und sagte in seiner ruhigen, sicheren Weise: „Meine Brüder mögen mir folgen, denn hier beginnt ein Weg, auf welchem wir eine große Strecke abschneiden werden. Auch ist er für die Pferde viel bequemer als der Geröllboden des Cañons.“
    „Du kennst diese Spalte?“ fragte Old Firehand überrascht.
    „Winnetou kennt alle Berge, Täler, Schluchten und Risse genau; du weißt, daß er sich niemals irrt.“
    „Das ist wahr. Aber daß du gerade diese Stelle kennst, und daß du von ihr behauptest, der Anfang eines Weges zu sein, das ist sonderbar. Kennst du die Gegend, in welche er führt?“
    „Ja.

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