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05 - Der Schatz im Silbersee

05 - Der Schatz im Silbersee

Titel: 05 - Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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aber lieben es, sich kurz zu fassen, und dies wollen wir jetzt tun.“
    Wenn der Rote ein Palaver hält, so findet er kein Ende. Die jetzige Unterredung hätte vielleicht Stunden in Anspruch genommen, wenn Old Shatterhand nicht schon die Einleitung abgeschnitten hätte. Der Rote warf ihm einen halb verwunderten, halb zornigen Blick zu, setzte sich wieder nieder und sagte: „Der ‚Alte Donner‘ ist ein berühmter Häuptling. Er zählt viel mehr Jahre als Old Shatterhand und ist nicht mehr gewohnt, sich von jungen Männern unterbrechen zu lassen. Wenn die Bleichgesichter mich beleidigen wollen, so brauchten sie mich nicht kommen zu lassen. Ich habe gesprochen. Howgh!“
    „Ich habe nicht die Absicht gehabt, dich zu kränken. Ein Mann kann viele Jahre zählen und doch weniger erfahren haben als ein jüngerer. Du wolltest von den Zeiten reden, in denen es noch keine Bleichgesichter gab; wir aber haben die Absicht, von dem heutigen Tag zu sprechen. Und wenn ich es bin, der dich rufen ließ, so werde ich auch derjenige sein müssen, welcher zuerst spricht, um dir zu sagen, was ich von dir will. Auch ich habe gesprochen. Howgh!“
    Das war scharf zurechtgewiesen. Er deutete den Roten dadurch an, daß er es sei, der hier zu sprechen und zu fordern habe. Sie schwiegen, und darum fuhr er fort: „Du hast meinen Namen genannt und kennst mich also. Kennst du auch die beiden Krieger, welche hier neben mir sitzen?“
    „Ja. Es ist Old Firehand und Winnetou, der Häuptling der Apachen.“
    „So wirst du wissen, daß wir stets die Freunde der roten Männer gewesen sind. Kein Indianer kann sagen, daß wir ihm unbeleidigt entgegengetreten sind; ja, wir haben oft auf unsere gerechte Rache verzichtet und verziehen, wo wir hätten strafen sollen. Warum verfolgt ihr uns?“
    „Weil ihr die Freunde unsrer Feinde seid.“
    „Das ist nicht wahr. Der ‚Große Wolf‘ hat uns gefangengenommen, ohne daß wir ihm geringste Feindseligkeit erwiesen hatten. Er trachtete uns wiederholt nach dem Leben und brach mehreremale sein Wort. Um unser Leben zu retten, mußten wir uns gegen die Utahs wehren.“
    „Habt ihr nicht im Wald des Wassers den alten Häuptling niedergeschlagen und andre Häuptlinge und Krieger mitgenommen?“
    „Wieder nur, um uns zu retten.“
    „Und jetzt befindet ihr euch bei den Navajos und Timbabatschen, welche unsre Feinde sind!“
    „Aus Zufall. Wir wollten nach dem Silbersee und trafen hier auf sie. Wir hörten, daß es zum Kampf zwischen euch und ihnen kommen werde, und beeilen uns, Frieden zu stiften.“
    „Wir wollen Rache, aber keinen Frieden, und aus euren Händen am allerwenigsten.“
    „Ob ihr ihn annehmt, das ist eure Sache; wir halten es für unsre Pflicht, ihn euch anzubieten.“
    „Wir sind Sieger!“
    „Bis vorhin, aber nun nicht mehr. Ihr seid schwer gekränkt worden; das wissen wir; aber es ist ungerecht von euch, euch an Unschuldigen zu rächen. Unser Leben hat wiederholt auf dem Spiel gestanden. Wäre es auf euch angekommen, so wären wir längst am Marterpfahl gestorben, wie die andern Bleichgesichter im Tal der Hirsche.“
    „Was wißt ihr davon?“
    „Alles. Wir haben ihre Leiber begraben.“
    „So warst du dort?“
    „Ja. Wir waren mitten unter euch. Wir haben gehört, was die Utahs sprachen, und gesehen, was sie taten. Wir standen unter den Bäumen, als die Navajos kamen, und sahen, daß ihr sie von dannen getrieben habt.“
    „Das ist unmöglich; das ist nicht wahr.“
    „Du weißt, daß ich nicht lüge. Fragt die Häuptlinge der Utahs, welche dabeigewesen sind.“
    „Wo sollen wir sie fragen? Sie sind verschwunden.“
    „Wohin?“
    „Wissen wir es?“
    „Sind sie von den Navajos getötet worden?“
    „Nein. Wir glaubten es, aber wir fanden ihre Leiber nicht. Dann glaubten wir, sie seien gefangen; aber wir haben die Navajos hart verfolgt und keinen einzigen Gefangenen bei ihnen gesehen, während viele von ihnen in unsre Hände geraten sind. Die Häuptlinge der Utahs befinden sich nicht bei den Navajos.“
    „Aber verschwunden können sie doch nicht sein!“
    „Der große Geist hat sie zu sich genommen.“
    „Nein. Der große Geist mag von so treulosen und verräterischen Männern nichts wissen. Er hat sie in unsre Hände gegeben.“
    „In eure Hände?“
    „Ja, in die Gewalt der Bleichgesichter, welche ihr verderben wolltet.“
    „Deine Zunge ist falsch; sie spricht solche Worte, um uns den Frieden abzuzwingen.“
    „Ja, ich will und werde euch den Frieden abzwingen, ich

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