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05 - Der Schatz im Silbersee

05 - Der Schatz im Silbersee

Titel: 05 - Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nieder, um einem Verwundeten die Kopfhaut zu nehmen. Im nächsten Augenblick stand Old Shatterhand bei ihm, hielt ihm den Revolver vor den Kopf und drohte: „Tu einen Schnitt, so schieße ich dich nieder!“
    Das ‚Lange Ohr‘ hatte wohl das Herz, ein Gewehr und einen Kugelbeutel zu stehlen, aber sich erschießen zu lassen, dazu fehlte ihm der Mut. Er richtete sich auf und sagte im Ton freundlicher Verstellung: „Was kannst du dagegen haben? Die Utahs würden uns auch skalpieren.“
    „Wenn ich bei ihnen wäre, würden sie es bleibenlassen. Ich dulde es nicht, wenigstens bei den noch Lebenden nicht.“
    „So mögen sie ihre Skalpe behalten; aber den Toten werde ich sie nehmen.“
    „Mit welchem Recht?“
    „Ich begreife dich nicht!“ meinte der Rote betroffen. „Ein erlegter Feind muß doch skalpiert werden!“
    „Hier liegen viele. Hast du sie denn alle besiegt?“
    „Nein. Einen habe ich getroffen.“
    „Welchen?“
    „Ich weiß es nicht.“
    „Ist er tot?“
    „Auch das weiß ich nicht. Er lief weiter.“
    „So zeige mir denjenigen Toten, in welchem die Kugel deines Gewehres steckt; dann sollst du ihn skalpieren dürfen; eher aber nicht!“
    Der Häuptling zog sich brummend in sein Versteck zurück, und seine Leute folgten diesem Beispiel. Da erhob sich unten, wo die zurückgeschlagenen Utahs sich wieder gesammelt hatten, ein Geschrei. Da der Jäger zwischen Timbabatschen stand, hatten sie ihn nicht genau sehen können; nun er sich noch allein im Freien befand, erkannten sie ihn, und man hörte sie rufen: „Old Shatterhand! Die Zauberflinte, das Zaubergewehr!“
    Daß dieser Mann sich hier befinden könne, war ihnen unbegreiflich. Seine Anwesenheit machte einen wahrhaft entmutigenden Eindruck auf sie. Desto mehr Courage zeigte er. Er schritt langsam weiter, auf sie zu und rief, als er in guter Hörweite von ihnen gekommen war: „Holt eure Toten und Verwundeten! Wir schenken sie euch.“
    Einer der Anführer trat vor und antwortete: „Ihr werdet auf uns schießen!“
    „Nein.“
    „Redest du die Wahrheit?“
    „Old Shatterhand lügt nie.“
    Dabei drehte er sich um und kehrte in sein Versteck zurück.
    So treulos diese Roten waren, diesem Jäger, diesem Bleichgesicht trauten sie keine Untreue, keinen Verrat zu. Dazu kam, daß es der Indianer für eine große Schande hält, seine Toten oder gar Verwundeten im Stich zu lassen. Darum schickten die Utahs jetzt, zunächst wenigstens versuchsweise, zwei ihrer Leute ab, welche sich langsam näherten, einen Verwundeten aufhoben und ihn forttrugen. Sie kehrten wieder und schafften einen zweiten fort. Als auch jetzt nichts Feindseliges unternommen wurde, gewannen sie volles Vertrauen, und es kamen ihrer mehrere. Old Shatterhand trat wieder heraus; sie erschraken und wollten davonlaufen. Er aber rief ihnen zu: „Bleibt! Es geschieht euch nichts.“
    Sie blieben zaghaft stehen; er näherte sich ihnen vollends und fragte: „Wie viele Häuptlinge sind jetzt bei euch?“
    „Vier.“
    „Welcher ist der vornehmste von ihnen?“
    „Nanap varrenton (der ‚Alte Donner‘).“
    „Sagt ihm, daß ich mit ihm sprechen will! Er mag die Hälfte des Weges machen und ich die andre Hälfte; so treffen wir uns in der Mitte. Die Waffen lassen wir zurück.“
    Sie richteten diese Botschaft aus und brachten den Bescheid: „Er wird kommen und die andern drei Häuptlinge mitbringen.“
    „Ich bringe nur zwei Gefährten mit, die er vielleicht kennen wird. Sobald ihr hier fertig seid, mögen die Häuptlinge kommen.“
    Bald näherten sich diese vier von der einen und Old Shatterhand mit Firehand und Winnetou von der andern Seite. In der Mitte trafen sie zusammen, begrüßten sich mit ernstem Neigen des Kopfes und setzten sich einander gegenüber auf die Erde. Der Stolz verbot den Roten, sofort zu sprechen. Ihre Züge konnte man wegen der dick aufgetragenen Farbe nicht erkennen, aber ihren Blicken sah man die Verwunderung an, neben Old Shatterhand die beiden andern berühmten Männer zu bemerken. So ruhten die Augen der beiden Parteien eine ganze Weile aufeinander, bis endlich der älteste der Roten, eben der ‚Alte Donner‘ die Geduld verlor und zu reden beschloß. Er erhob sich, reckte sich in würdevolle Haltung und begann: „Als die weite Erde noch den Söhnen des großen Manitou gehörte, und es bei uns keine Bleichgesichter gab, da – – –“
    „Da konntet ihr die Reden halten, so lang es euch beliebte“, fiel Old Shatterhand ein. „Die Bleichgesichter

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