0503 - Adelige Blutsauger
er gehört den Manderstons. Sir Walter Manderston und Lady Freya leben dort.«
»Allein?«
»So viel mir bekannt ist, ja. Die beiden sind zwar schon älter, aber noch sehr rüstig.«
»Kennen Sie Manderston Castle von innen?«
Stratton nickte. »Natürlich. Einmal im Jahr geben die Manderstons ein Fest. Wir sind ebenfalls eingeladen. Es kommt sehr viel Adel zusammen. Ansonsten leben der Lord und die Lady sehr zurückgezogen. Sie besitzen auch Vermögen und leben von den Zinsen.«
»Gehört dieser weiße Hund auch zum Schloß?«
»Das kann ich Ihnen mit Bestimmtheit nicht sagen. Der Lord und die Lady haben darüber mit mir nie gesprochen.« Stratton schaute mich an. »Verdächtigen Sie die alten Herrschaften, mit den Vampiren unter einer Decke zu stecken?«
Ich hob die Schultern. »Als Polizist muß man eben allen Spuren nachgehen. Das Schloß ist mir auf der Herfahrt aufgefallen, deshalb habe ich Sie danach gefragt.«
»Wir haben hier eine sehr waldreiche Gegend«, erklärte der Commander. »Das Land hier ist praktisch ein einziges Versteck, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
»Da kann ich also tagelang suchen, um die beiden restlichen Blutsauger zu finden.«
»So wäre es.«
»Haben Sie eine bessere Lösung?«
»Zumindest eine Alternative, Mr. Sinclair. Bis auf wenige Leute lasse ich dieses Camp räumen. Sie können es in Besitz nehmen. Ich selbst werde mich auch entfernen. Nicht ganz freiwillig, ich gehorche da den Befehlen von oben. Ich wollte Ihnen eigentlich nur Captain Kelso hierlassen, der kann Ihnen behilflich sein. Außerdem ist der Captain ein ausgezeichneter Kämpfer. Ein Mann, der weder den Tod, die Hölle noch den Teufel fürchtet. Sie können sich auf ihn verlassen.«
Ich schaute Sir James an. »Suko wäre mir lieber. Sie verstehen, nicht wahr?«
»Natürlich, John. Nur habe ich ebenfalls von oben die Direktive bekommen, den Kreis der Eingeweihten so klein wie möglich zu halten. Da war für Suko eben kein Platz. Sorry.«
Ich nickte und schaute wieder durch das Fenster in der Tür. Der Vampir hatte sich von seiner Pritsche erhoben. Er stand da, als würde er überlegen, ob er vorgehen sollte oder nicht.
Er hatte auch mich bemerkt. Mit einem Ruck setzte er sich in Bewegung. Dabei ging er wie ein Untoter, ein Zombie, was er irgendwie auch war. Der Kopf lag etwas schief, als wollte er mir bewußt seine Halswunde präsentieren.
»Er kommt auf die Tür zu«, sagte ich.
»Was wollen Sie jetzt tun?« fragte der Commander.
Ich grinste schief. »Raten Sie mal? Was macht man schon mit Vampiren? Man schaltet sie aus.«
Er verzog den Mund. »Mit einem Pflock aus Eiche oder so?«
»Zum Beispiel, aber den habe ich nicht. Aber ich besitze eine mit Silberkugeln geladene Pistole. Damit ist es auch zu schaffen.« Ich schaute wieder durch die Öffnung. Der Vampir stand nur mehr in Greifweite von der Tür entfernt.
»Können Sie öffnen, Commander?«
Er nickte. Unter der Leiste befand sich der Schlitz für die Codekarte. Ich trat einen Schritt zurück und holte meine Beretta hervor.
Der Commander schob die Karte in den Schlitz. Sir James wartete an der Wand gegenüber. Auch sein Gesicht zeigte eine scharfe Anspannung.
»Sie müssen die Tür nach innen drücken!« erklärte Stratton.
»Gut.«
Eine Klinke besaß die Tür nicht. Als der Commander die Karte in den Schlitz gesteckt hatte, hörte ich das Klacken.
Jetzt war die Tür offen.
Bestimmt hatte der Blutsauger seinen Platz nicht verändert. Darauf baute ich, trat zurück, nahm einen kurzen Anlauf und rannte die Tür ein.
Einen Schrei vernahm ich nicht, dafür einen dumpfen Aufschlag, als es den Blutsauger erwischte. Ich war einen Atemzug später in der Zelle und sah die Bescherung.
Die Tür hatte den Vampir quer durch den Raum bis zur Pritsche geschleudert. Darauf lag er jetzt und krümmte sich. Ein Mensch wäre angeschlagen gewesen, nicht so dieser Blutsauger. Er verspürte keine Schmerzen mehr. Vampire sind nur noch Marionetten, von teuflischen Kräften am Leben erhalten.
Die Tür blieb halb geöffnet. Ich trat sie auch nicht zu. So konnten Sir James und der Commander meine Aktivitäten mitbekommen.
Ich hatte es mit einem schwachen Blutsauger zu tun, der erst stärker werden würde, wenn er das Blut eines Menschen getrunken hatte. Er wälzte sich von der Pritsche, fiel zu Boden und richtete sich schwerfällig wieder auf.
Dabei bewegten sich seine Arme, als würden sie zu einem fremden Wesen gehören.
Ich hatte die Beretta wieder
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