0503 - Adelige Blutsauger
Tür aufschießen, wenn er rauswollte. Ich aber befand mich in der großen Halle und schaute mich nach einer Waffe um, mit der ich Kelso empfangen konnte.
Nicht einmal Schwerter oder Lanzen hingen an den Wänden. Wie leergeräumt kam mir alles vor.
Draußen stürmte es mittlerweile. Ich vernahm ein gewaltiges Krachen und sah auch einen gezackten Blitz aus den Wolken in Richtung Boden fahren.
Ein Gewitter reinigt die Natur. Soweit war ich noch nicht. Nach wie vor gab es Kelso und auch die beiden Untoten.
Bisher hatte ich nur einen Teil dieser großen Halle im Blickfeld gehabt. Ich änderte meinen Standort, lief jetzt quer durch den großen Saal und blieb stehen, wie vom Blitz getroffen.
Nahe der Tür zum Rittersaal standen zwei Personen.
Tote, die lebten.
Ich hatte sie in den Särgen liegen sehen. Jetzt waren sie gekommen. Ein Mann und eine Frau.
Der Mann hatte die Arme ausgestreckt, und auf ihnen lag der Körper einer Frau.
Es war Kate Manderston!
Sie rührte sich nicht, sah aus wie tot. Mich durchpeitschte bei diesem Anblick ein heißer Schreck. Plötzlich saß mir die Kehle zu, ich konnte kaum sprechen.
War alles umsonst gewesen?
Ich ging nicht weiter. Mich interessierten in diesem Fall nur die beiden Manderstons.
Sie starrten mich an. Erst beim Näherkommen sah ich, daß ihre Mäuler offenstanden. Und aus ihnen ragten zwei Vampirzähne.
Sie waren Blutsauger!
Als sie im Sarg lagen, hatte ich davon nichts bemerkt. Eigentlich ein Unding, das Kreuz hätte sich bei dieser Nähe sicherlich gemeldet. Wieso standen sie jetzt als Untote vor mir?
Sie regten sich nicht. Neben Sir Walter stand seine Gemahlin Freya. Sie hatte den Kopf so gedreht, daß sie auf Kate starren konnte, die der Vampir trug wie einst der berühmte Graf Dracula sein Opfer.
Kelso hatte ich vergessen. Sie tat auch nichts, als ich näher auf sie zuging. Es mußte mir gelingen, einen Blick auf Kate zu werfen. Ich wollte wissen, ob sie schon gebissen worden war.
Auf halber Strecke stoppte mich die rauhe Stimme des Mannes.
»Blut kommt auf uns zu. Wir werden es dir wegnehmen, wir werden es trinken und wir werden…«
»Habt ihr sie zu einem Vampir gemacht?«
»Noch nicht.«
Mir fiel ein Stein vom Herzen, als ich die Antwort hörte. Ich sah auch keinen Grund, weshalb die beiden Blutsauger hätten lügen sollen.
»Dann laßt sie los!«
»Sie gehört uns!« erklärte der Mann.
»Wie ihr wollt.« Bevor ich mich gegen sie stellte, wollte ich noch wissen, wer sie waren. »Habe ich euch nicht als Tote in den Särgen liegen sehen?«
»Das dachte ich auch.«
»Ihr seid es nicht?«
»Nein, ihre Großeltern sind tot. Wir sind Kate Manderstons Vorfahren. Es ist eine Laune des Schicksals gewesen, daß wir fast genauso aussehen wie Kates Großeltern. Verstanden?«
»Fast.«
»Der Hund hat die beiden echten Manderstons getötet.«
»Und weshalb?«
»Wir brauchten freie Bahn. Wir wollten endlich wieder raus aus den alten Särgen. Das Blut wartet, Sinclair. Menschliches Blut, verstehst du das?«
»Sie kennen meinen Namen?«
»Ja, wir haben einen Helfer.«
»Kelso?«
»So ist es. Er hat dafür gesorgt, daß wir endlich frei wurden. Und wir werden ihn reich belohnen.«
»Mit Blut?«
»Nein, er wird Macht bekommen. Aber dein Blut wird uns ebenfalls munden. Wir haben lange warten müssen, bis wir die Chance hatten. Geh du hin, Freya, ich kümmere mich um Kate!«
Das wurde gefährlich. Freya setzte sich tatsächlich in Bewegung.
Sie stürmte mir förmlich entgegen. Es sollte ein überfallartiger Angriff werden, aber sie hatte die Rechnung ohne mich gemacht. Mein blitzschnell angesetzter Rundschlag holte sie von den Beinen. Ich hatte das Kreuz noch stecken lassen, weil ich zuerst Kate aus den Klauen ihres Ahnherren befreien wollte. Sie lag für einen Biß günstig, der Mann brauchte nur den Kopf zu senken, um die Zähne in den Hals schlagen zu können.
Ich dachte daran, daß die beiden sogar die gleichen Namen trugen wie die echten, verstorbenen Großeltern der Kate Manderston. Eine Sekunde später war ich bei dem alten Vampir.
Er sah mich, sein Kopf ruckte hoch, vielleicht wollte er mir auch an die Gurgel, er hatte sein Maul weit aufgerissen. Ich sah sogar Blut in seinen Augen, was seine Fratze noch schrecklicher machte, als sie ohnehin schon war.
Mit beiden Fäusten schlug ich zu.
Der Vampir bekam die Wucht voll mit. Er kippte zu Boden und mußte Kate zwangsläufig loslassen. Ich fing sie auf.
Kate blieb noch in ihrer
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