0505 - Im Schwarm gefangen
Nichts, schwerelos. Trotzdem konnte er sehen.
Er blickte in einen Raum, in dem seltsam geformte Maschinen standen. Die Wand im Hintergrund war gelb.
Aber von wo aus konnte er sehen?
Es gab keinerlei Bezugspunkte. ,Alles war so unwirklich.
Er vermißte etwas. Als er seine Arme bewegen wollte, reagierten sie nicht. Seltsam, auch seine Beine, sein gesamter Körper, alles war gefühllos. Die Verbindung von seinem Gehirn zu den einzelnen Teilen des Körpers schien unterbrochen zu sein.
Froud-Crofton wollte etwas sagen, aber es wurde keine Stimme hörbar. Von dem seltsamen Platz, an dem er sich befand, löste sich eine Art Impuls und schwang davon.
Ein Traum ...
Ein realistischer Traum, denn das Bild, das er sah, veränderte sich nicht. ,Nach einer Weile geriet Bewegung ins Bild. Tapmedie Ulpanius erschien innerhalb des Raumes mit der gelben Wand im Hintergrund. Er blickte sich suchend um und trat dann zwischen zwei Maschinen in der Nähe. Er bückte sich, um etwas aufzuheben.
Froud-Crofton sah höchst interessiert zu. Als der Stobäer sich nach einiger Zeit aufrichtete, hielt er die Ynkeloniumbrust des Arztes in den Händen. In der schalenförmigen Brust lagen die beiden künstlichen Lungen.
Ein Alptraum...
Hinüberdämmern...
Erneutes Erwachen...
Froud-Crofton erinnerte sich. Das Traumgefühl war noch immer nicht vorüber. Wenn er nur herausgefunden hätte, wo er sich befand. Tapmedie Ulpanius lag in einiger Entfernung von ihm am Boden. Tot oder bewußtlos.
Ulpanius! Froud-Crofton wollte ihn rufen, aber es wurde wiederum nur ein Impuls daraus, der ins Nichts glitt und den Stobäer nicht erreichte.
Eines war sicher: Froud-Crofton hatte seinen Platz nicht gewechselt. Er spürte seinen Körper nicht, konnte aber sehen.
In seiner Kindheit hatte er einen immer wiederkehrenden Traum gehabt: Er war über eine Wiese gelaufen. Die hohen Grashalme hatten sich im Wind bewegt. Froud-Crofton hatte riesige Sätze gemacht, fast schwerelos war er bis zu den Wolken hinaufgeschwebt und dann langsam zurückgefallen. Auf diese Weise war er immer näher an den dunklen und drohenden Wald im Hintergrund herangekommen. Der merkwürdige Kontrast zwischen der hellen Wiese und dem dunklen Wald war niemals aus Froud-Croftons Erinnerung gewichen. Mit zunehmendem Alter hatte der Arzt diesen Traum immer seltener erlebt, schließlich war er ganz ausgeblieben.
Obwohl die äußeren Umstände jetzt anders waren, erinnerte Froud-Crofton sich an diesen Traum. Er selbst war leicht und körperlos in einer hellen Umgebung, aber irgendwo im Hintergrund gab es eine dunkle Drohung, eine unfaßbare Gefahr.
Die Umgebung explodierte plötzlich. .
Froud-Crofton hörte auf zu denken.
Die Kontrolleure: „Die letzte Stufe beginnt."
Zwischendurch war der neue Selektor bei Bewußtsein. Er ist bereits eingepaßt und verhält sich wunderbar. Aber noch immer besteht die Gefahr, daß er nicht standhält. Der entscheidende Augenblick kommt nach der letzten Stufe.
Dann wird der Selektor ins System eingeschaltet.
Wir wagen noch nicht, uns mit dem Neuen in Verbindung zu setzen. Die Kontrolleure haben das auch nicht gern. Seit wir einmal einen Speicher verdorben haben, weil wir uns zu schnell bei ihm meldeten, sind wir vorsichtiger geworden und richten uns nach den Anweisungen der Kontrolleure.
Jeder Neue bedeutet eine Sensation für uns.
Er bedeutet Abwechslung und neue Geschichten. Wenn wir nicht arbeiten, erzählen wir einander unsere Geschichten. Viele Erzählungen sind schon so oft wiederholt worden, daß sie langweilig wirken. Wir wissen, daß es vor allem die Geschichten der Neuen sind, die uns über alle psychischen Schwierigkeiten hinweghelfen. Psychische Schwierigkeiten kennen wir kaum.
Wenn jemand aus dem System ausscheidet, geschieht das in den seltensten Fällen wegen technischen Versagens.
Die Kontrolleure: „Die letzte Stufe wird unterbrochen."
Wir lauschen in unseren Gehäusen.
Was bedeutet das?
Die Kontrolleure: „Der Neue setzt sich zur Wehr!"
Was?
Ich... ich... wir... wir...
Wir erinnern uns. Haben wir uns ebenfalls gewehrt? Warum überschneiden sich unsere Gedanken? Warum kann nicht jeder von uns in Ruhe über alles nachdenken?
Wir...
Ich sehne mich danach, einen Augenblick allein zu sein mit meinen Gedanken, um zu mir selbst finden zu können. Ich muß nachdenken, über die Vergangenheit.
Wie war das damals bei... mir.., uns?
Wir resignieren. Es läßt sich nicht mehr ergründen. Wir sind ein System geistig
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