0505 - Im Schwarm gefangen
war nicht die richtige Beschreibung des seltsamen Vorgangs. Richtiger war, daß sein Körper in irgend etwas eingegliedert wurde. Nicht sein gesamter Körper, stellte er voller Entsetzen fest, sondern nur bestimmte Teile.
Wo bin ich? dachte Froud-Crofton.
Ab und zu spürte er beruhigende Impulse. Der Eindruck, daß er einen Traum erlebte, war jetzt vorüber. Er konnte auch nichts sehen, war aber sicher, daß er seinen Platz inzwischen nicht gewechselt hatte. Sein Körper oder das, was davon übriggeblieben war, reagierte auch jetzt nicht auf die Befehlsimpulse des Gehirns.
Was geschieht mit mir? fragte sich der Arzt.
Es war ein quälender Gedanke, aber Froud-Crofton kam nicht von der Vorstellung los, daß er auf dem Seziertisch eines phantastischen Chirurgen lag. Er sollte nicht getötet, sondern nur so weit verändert werden, daß er in ein bestimmtes System paßte.
Aber war das überhaupt durchführbar?
Die Unbekannten, die ihn entführt und ins Innere des Schwarmes gebracht hatten, besaßen sicher Möglichkeiten, an die terranische Wissenschaftler nicht zu glauben wagten.
Oder war alles, was er im Innern des Schwarmes erlebt hatte, nur eine Illusion?
Froud-Crofton spürte, daß der Prozeß, dem er ausgeliefert war, langsamer verlief oder sogar zum Stillstand kam, wenn er mit seiner ganzen Willenskraft dagegen ankämpfte.
Er wußte jedoch, daß er auf diese Weise nur einen Aufschub erreichen konnte. Schließlich würden die Unbekannten ihre Pläne doch verwirklichen.
Was hatte man mit ihm vor?
Sicher wollte man ihn nicht töten. Er sollte für einen bestimmten Zweck verwendet werden. Deshalb wurde er präpariert. Er empfand keine Schmerzen, aber die seelischen Qualen waren um so stärker. Es waren weniger Angst und Entsetzen, die seinen Verstand zu lähmen drohten, als eine unermeßliche Einsamkeit.
Allmählich wurde er sich darüber klar, daß er sich in etwas befand, in irgendeinem mechanischen Körper. Er war mit diesem Körper verbunden. Zwischen ihm und dem Ding, in das man ihn gesteckt - nein eingepflanzt hatte, bestand eine Art Symbiose.
Das Ding hielt seinen Körper oder die Überreste davon am Leben, und er sollte dafür bestimmte Arbeiten erledigen.
Noch wußte er nicht, was man von ihm erwartete, denn sein Verhältnis zu seinem Aufenthaltsort war noch gestört, er hatte sich noch nicht völlig, damit abgefunden.
Ich muß klar denken! befahl er sich.
Was war in chronologischer Reihenfolge geschehen? Sein Schiff war Von fremdartig aussehenden Schiffen mit Traktorstrahlen ins Innere des Schwarmes entführt und in eine fünftausend Meter durchmessende Gerüstkugel gebracht worden. Etwas - wahrscheinlich ein Roboter -hatte ihn aus der Jacht gehoben und hierhergebracht. Er war von fremdartigen technischen Einrichtungen untersucht worden. Dann hatte man ihn betäubt und zerstückelt. Was während seiner Bewußtlosigkeit geschehen war, wurde offenbar mit einem unfaßbaren technischen Aufwand funktionsfähig erhalten.
Er befand sich jetzt in einem Behältnis, unfähig, auch nur eine Bewegung zu machen.
Vielleicht, überlegte er, existierte nur noch sein Gehirn.
Doch das war unwahrscheinlich. Schließlich hatte er, als er zum erstenmal aus der Bewußtlosigkeit erwacht war, sehen können. Jetzt war es zwar dunkel um ihn herum, doch das schien ihm eher die Folge technischer Vorgänge als mangelnder körperlicher Fähigkeiten zu sein.
Er überlegte weiter.
Die Fremden machten sich diese Mühe bestimmt nur, weil sie etwas von ihm erwarteten. Oder wollten sie auf diese Weise Kontakt mit ihm aufnehmen? Waren sie so fremdartig, daß sie keine andere Verständigungsmöglichkeit besaßen?
Froud-Crofton merkte, daß seine Willenskraft allmählich erlahmte. Das ständige Drängen der Fremden gewann die Oberhand.
Der Terraner gab nach und entspannte sich. Vielleicht würde er auf diese Weise schneller erfahren, was man mit ihm vorhatte.
Sofort wurde seine Verbindung mit seinem Behältnis stärker, er ahnte mehr als er spürte, daß sich weitere Anschlüsse in seinen geschundenen, aber gefühllosen Körper senkten.
Er wollte schreien, doch seine Lippen - wenn er sie noch besaß - bewegten sich nicht.
Da löste sich die Dunkelheit um ihn herum auf. Er konnte sehen. Wieder blickte er in den Raum mit der gelben Wand im Hintergrund und den Maschinen, die wie Höcker aus dem Boden wuchsen.
Zwischen den Maschinen lag noch immer Tapmedie Ulpanius.
Der Stobäer bewegte die Hände. Er lebte also.
Die
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