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0506 - Die Spur der Ratte

0506 - Die Spur der Ratte

Titel: 0506 - Die Spur der Ratte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Leiche nicht anfreunden. Aber euch Pathologen sagt man ja nach, ihr hättet…«
    »Bitte keine aufgewärmten Vorurteile, Herr Staatsanwalt!« protestierte Dr. Mathieu. »Was ich sage, stimmt. Dieser - nein, besser, dieses Etwas, das man mir auf den Tisch gelegt hat, hat niemals gelebt. Also kann es auch nicht gestorben sein. Es sieht nur so aus wie ein Mensch, aber es ist keiner.«
    »Was dann?«
    Barin sah ihn forschend an und strich sich durch den struppig-verwilderten Vollbart. In seiner ganzen Erscheinung - etwa 1,70 m groß und zweieinhalb Zentner schwer; bis auf einen schütteren Haarkranz, der über die Koteletten in den Räuberbart überging, kahlköpfig; kariertes Baumwollhemd, mehrfach geflickt und ausgefranste Jeans und ausgetretene Turnschuhe - sah er absolut nicht wie ein Mann aus, der ehrfurchtgebietend vor den Schranken des Gerichts auftrat. Das seriöse Outfit sparte er sich eben für den Gerichtssaal auf und gab sich ansonsten so, wie er sich selbst wohl fühlte. Umständlich nahm er eine dicke Zigarre aus dem Lederetui, das er wieder in der Brusttasche des Hemdes verschwinden ließ, biß die Spitze ab und spie sie in einen Abfalleimer. Dann setzte er den schwarzen Lungentorpedo unter dem mißbilligenden Blick des Mediziners in Brand und begann ungeniert zu paffen.
    »Ich warte auf den Tag, wo Ihnen Ihr Stinkzapfen den Bart abfackelt«, brummte Dr. Mathieu unwillig und wedelte die Qualmwolken vor seinem Gesicht beiseite! »Und jetzt macht es mir noch mehr Spaß, Sie nicht auf den schriftlichen Befund warten zu lassen, sondern Ihnen gleich hier einen Schock zu versetzen. Wissen Sie eigentlich, daß hier Rauchen verboten ist?«
    »Ich rauche nicht, ich paffe«, verriet Barin. »Und die Toten wird’s nicht weiter stören. Während der Inquisition hat man noch ganz andere Mittel verwendet, um Unwillige endlich zu einer Aussage zu überreden.«
    Dr. Mathieu nickte. »Und hinterher sahen sie so aus wie das da .« Er winkte den Staatsanwalt an den Ob duktionstisch und zog dann mit einem Ruck die Plastikdecke zurück.
    Ein von der Gerichtsmedizin obduzierter Leichnam sieht nie schön aus Wenn er vorher von Rattenbissen verunziert worden war, noch weniger Aber dieser Tote…
    »Stimmt«, sagte René Barin. »Der kann nicht gelebt haben. Der hat nur funktioniert. Und wie, beim Pferdefüßigen, hat besagte, nach Ihren Worten menschengroße Ratte ihn abschalten können?«
    »Daran arbeite ich noch«, brummte Dr. Mathieu verdrossen.
    Barin nickte. Er betrachtete die Gestalt. »Was ist das für eine Substanz?« erkundigte er sich und betastete den linken Arm des Toten - oder das, was davon noch zu betasten war. »Fühlt sich an wie ganz normales Fleisch. Aber Blut ist doch nie darin geflossen, oder?«
    »Nie. Es gibt keinerlei Blutgefäße. Es ist so etwas wie ein synthetischer Schwamm, recht kompakt strukturiert. Aber das Material muß erst noch analysiert werden. Das Knochengerüst scheint eine noch weitere verdichtete Art desselben Materials zu sein. Es gibt übrigens keine Haut. Die Oberfläche der Substanz sieht nur so aus. Nur den leichten Haarflaum, der sich hier und da auf echter Haut bildet, hat man nicht nachahmen können. Das war vermutlich zu kompliziert.«
    Barin nickte. Er tastete weiter und fand dünne Kabel, die nicht einmal isoliert waren. »Motoren?«
    »Nein. Nur diese Drähte. Und es gibt ein Loch. Da muß die Batterie gesessen haben. Aber sie ist fort, obwohl der Körper an der Stelle nicht verletzt war. Fragen Sie mich bloß nicht nach Dingen, die ich nicht erklären kann.«
    »Wer ist ›man‹?«
    »Bitte?« stieß der Mediziner verwirrt hervor.
    »Sie sagten eben, ›man‹ habe die Härchen nicht nachbilden können, weil das vermutlich zu kompliziert sei. Wer oder was steckt Ihrer Ansicht nach hinter diesem ›man‹?«
    Dr. Mathieu winkte ab. »Wenn ich das wüßte, Herr Staatsanwalt, wäre mir wohler. Aber das herauszufinden, ist doch eigentlich Ihre Sache, oder? Ich stelle die Todesursache fest, mehr nicht. Und in diesem Fall gibt es keine, weil es kein Leben gab. Das - das Ding da - ist kein Mensch.«
    René Barin nickte. »Es ist so etwas wie ein Roboter, nicht wahr? Oder ein Klon?«
    »Ein Cyborg.«
    ***
    Zamorra strebte die nächsthöhere Etage an, wo ihre Privaträume und auch Zamorras Arbeitszimmer lagen. »Was hast du vor?« wollte Nicole wissen. »Der Keller ist unten. Richtung Luzifuge Rofocale, nicht Richtung Petrus.«
    »Ich möchte nur was zum Feuermachen mitnehmen«,

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