0507 - Zwischenspiel auf Tahun
Fragen beantworten?"
Der Blick des Mannes wurde gläsern.
„Be ... besieht... gen?"
Der Weindunst seines Atems hätte Harm Davis fast aus den Schuhen gehoben. Fen Dal schnupperte genießerisch. Das mußte in der Tat eine gute Sorte sein, die der Mann trank.
Allerdings sah er nicht mehr so aus, als könnte er noch Fragen beantworten. Zwischen jeder Silbe rülpste er vernehmlich.
„Wir wollten Ihre diesjährige Ernte aufkaufen", behauptete Harm Davis. „Natürlich müssen wir uns vorher von der Qualität Ihres Erzeugnisses überzeugen. Man sagte uns, gerade Ihr Berg sei besonders ertragreich und bringe den besten Wein in der ganzen Umgebung."
Der Alte nickte, wobei er seine eigene Standfestigkeit über- und das Gewicht seines Kopfes unterschätzte. Er setzte sich auf den Boden und blinzelte hoch in die Sonne.
„Toller ... hicks ... Wein, das! Pro.... probieren Sie... hicks...
mal!"
Er blieb gleich sitzen, machte sich aber mit unbeholfener Hand an einem Holzdeckel zu schaffen, der scheinbar sinnlos auf der Erde lag. Erst jetzt stellte es sich heraus,, daß er eine runde Grube verschloß, in der ein Faß, mit der herausgesägten Öffnung nach oben, gelagert war. An, seinem breiten Rand lagen einige Becher.
Fen Dal nahm dem Alten die Arbeit ab. Er nahm zwei der Becher, schöpfte damit die goldgelbe Flüssigkeit heraus und reichte einen davon Harm Davis.
„Gut... hicks ... was?"
Der Wein war in der Tat gut.
Die Beiden USO-Agenten hüteten sich, zuviel zu trinken, obwohl sie durstig geworden waren. Schließlich wollten sie noch weiter fahren und nicht gleich beim ersten Versuch fahruntauglich werden.
„Ausgezeichnet", lobte Harm Davis und setzte den Becher ab.
„Beste Qualität. Sie verkaufen?"
Der Alte schüttelte den Kopf.
„Nicht verkaufen. Sie können ihn ... hicks ... geschenkt haben.
Wir verschenken alles!"
Harm Davis beschloß, seine Fragen zu präzisieren.
„Was ist eigentlich hier los, guter Mann? Sie verschenken Ihren Wein, Sie arbeiten nicht mehr. Sie betrinken sich ... das sind doch alles Dinge, die unnormal sind. Reden Sie, was ist hier los?"
Der scharfe Ton mußte bis zum Bewußtsein des Weinbauers vorgedrungen sein, denn er sah den Fragesteller verwundert an.
Dann lallte er etwas Unverständliches, griff nach seinem Becher und beugte sich über das Faß. Ehe Harm Davis oder Fen Dal es verhindern konnten, verlor er das Gleichgewicht und fiel, mit dem Kopf voran, in den Wein.
Nur noch seine Beine schauten aus dem Faß hervor, und sicherlich wäre er im Wein ertrunken, hätten die beiden Männer ihn nicht mit Mühe und Not wieder daraus hervorgezogen. Aber anstatt ihnen für die Lebensrettung zu danken, prustete er ihnen eine volle Ladung ins Gesicht.
„Sinnlos!" schimpfte Fen Dal wütend. „Mit dem Kerl ist nichts anzufangen. Der ist nicht nur besoffen, der ist auch noch dumm dazu."
„Vielleicht wäscht er sich immer in Wein", vermutete Harm Davis und betrachtete voller Mißtrauen den Becher, aus dem er eben noch so genußvoll getrunken hatte. „Komm, wir gehen."
Sie ließen die Alkoholleiche zwischen den Weinreben liegen und kehrten zum Auto zurück. Der erste Kontaktversuch war mißglückt. Vielleicht gelang der zweite.
Während der Weiterfahrt sahen sie mehrmals Gestalten in den Hängen, aber keine von ihnen schien zu arbeiten. Ganders hatte sie also nicht angeschwindelt.
Warum hätte er das auch tun sollen ...?
Sie erreichten eine kleine Ortschaft mit Häusern, die von blühenden Gärten umgeben waren. Im Tal schlängelte sich ein Fluß, an dessen Ufern Obstbäume und saftige Wiesen den Eindruck des ewigen Friedens vermittelten.
In der Ortschaft selbst hingegen ging es nicht ganz so friedlich zu.
Sie drosselten das Tempo, um einen Anhaltspunkt zum Beginn ihrer Ermittlungen ausfindig zu machen. Der erste Kontakt mit der Bevölkerung hatten sie einem tönernen Weinkrug zu verdanken, der aus einem weit geöffneten Keller geflogen kam, begleitet von homerischem Gelächter.
Der Krug verfehlte sie um Haaresbreite und zerschellte auf der Straße.
Fen Dal stoppte und sprang aus der Kabine. Er rannte auf den Keller zu, um den Werfer des Kruges zur Rede zu stellen. Harm Davis folgte ihm mit gemischten Gefühlen. Er wußte, wie unberechenbar Betrunkene sein konnten, besonders dann, wenn sie sich im Recht fühlten. Und das war meist der Fall.
Es war eine Kellerei. An den Wänden lagerten die Fässer, in der Mitte stand ein langer Tisch, von Bänken umgeben. Auf ihnen
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