0508 - Morganas wilde Meute
Schleudern. Es schwankte von einer Seite zur anderen, weil das Blech unter seinen Läufen so glatt war, daß es sich nicht festkrallen konnte.
Suko lachte auf. Noch ein heftiger Schlenker, dann mußte der Wolf der Fliehkraft gehorchen.
Das geschah auch. Er drehte sich noch ein letztes Mal, bevor er von der Motorhaube verschwand. Jenna und Suko sahen ihn kippen. Er prallte bis gegen die Stützwand und hatte noch Glück, nicht von den Rädern überrollt zu werden.
»Weiter!« sagte Suko. Er wollte Jenna mit diesen Worten Mut machen.
Der Weg nahm an Breite zu. Sie waren bereits in die Kurve eingefahren, über sich sahen sie jetzt das hochgezogene Gitter. Die Wölfe waren hinter ihnen geblieben. Es sprang auch kein Tier mehr gegen den Wagen. Alles sah sehr gut für sie aus.
Jenna hatte sich gedreht und schaute durch die Heckscheibe. Ihr Gesicht wurde von der Spannung gezeichnet. Der Atem floß stoßweise.
»Ja, wir schaffen es!« keuchte sie. »Ja, wir packen es, Suko. Die Wölfe sind nicht mehr da!«
»Das wollte ich auch meinen.« Mit einer Hand lenkte er nach links.
Willig folgte der Rover jeder Bewegung. Die Kurve hatten sie fast hinter sich gelassen. Das letzte Stück, etwas stark ansteigend, wurde von der grellen Lichtflut eingefangen.
Links stand die kleine Säule mit dem Spalt für die Codekarte. Es wirkte alles normal, bis zu dem Augenblick, als die Meute erschien.
Sie stand plötzlich dort, wo das Licht eine scharfe Grenze zeichnete.
Wölfe, die eine Reihe bildeten. Eine lebende Mauer, aus kompakten, fellbedeckten Körpern, kalten Raubtieraugen und aufgerissenen Schnauzen, in denen die Zähne wie Messer blinkten.
»Mein Gott, was sollen wir machen?« rief Jenna.
»Ganz einfach«, erwiderte Suko. »Durch!«
Er gab Gas.
Jenna Jensen duckte sich auf dem Rücksitz zusammen und preßte die Hände vor das Gesicht…
***
Ich ging davon aus, daß Morgana Layton die Tiefgarage nicht über die Rampe verlassen hatte. Wenn sie tatsächlich nicht mehr hier unten steckte, war sie mit dem Fahrstuhl gefahren, um durch das Haus zu entwischen. Das wäre natürlich schlecht gewesen.
Ich orientierte mich in Richtung Lift. Es wäre leicht gewesen, durch den Mittelgang zu laufen. Der Weg hätte mich direkt zu meinem Ziel geführt.
Nun rechnete ich damit, daß er von den Wölfen unter Kontrolle gehalten wurde.
Das Risiko wollte ich nicht eingehen, deshalb nahm ich den Umweg und lief Zickzack, wobei mich noch die abgestellten Fahrzeuge schützten. Suko war schon abgefahren. Ich hörte den Motor des Rover. Neben einer Säule, von der ich bereits den Lift erkennen konnte, blieb ich stehen und schaute zur Ausfahrt zurück.
Der Rover rollte in die Höhe. Suko hatte das Fernlicht eingeschaltet. Der Lichtglanz reichte auch mir als Sichtschirm, in den plötzlich die Schatten eintauchten.
Morganas Meute war da.
Zwei Wölfe griffen den Wagen an. Einer sprang auf die Motorhaube, ein anderer wuchtete sich seitlich gegen die Karosserie in Höhe des Fonds. Helfen wollte ich den beiden nicht. Ich drückte ihnen nur die Daumen, daß sie es schafften.
Ich verließ meine Deckung. Die Beretta hatte ich aus der Halfter geholt. Mein Blick konzentrierte sich auf die Knopfleiste rechts der Aufzugstür.
Leider stand die Kabine nicht unten. Für mich ein Beweis, daß Morgana den Weg ins Haus genommen hatte.
Auch ich mußte hoch.
Ich drückte den dementsprechenden Knopf, um die Kabine kommen zu lassen. Ihr selbst wandte ich den Rücken zu, schaute in die Garage hinein und konnte auch noch den Rover sehen.
Suko schien es geschafft zu haben, denn er fuhr relativ unbehelligt weiter.
Ich atmete auf und hörte, wie hinter mir die Tür zur Seite glitt.
Drei Augen schauten in die Kabine.
Zwei normale und eine Pistolenmündung, ein kaltes Glitzauge.
Mit einem etwas mulmigen Gefühl betrat ich den Lift. Als sie Tür zufuhr, wurde der Kloß im Magen noch dicker.
Ich dachte daran, daß sich Morgana den Dunklen Gral geholt hatte. Da sie darüber Bescheid wußte, mußte sie tatsächlich Kontakt mit der Königin von Saba gehabt haben.
Nur hatte ich die geheimnisvolle Königin nicht so eingeschätzt. Ich sah sie mehr auf meiner Seite als auf der anderen. Was hatte sie zur Umkehr bestimmt?
Die Kabine hielt im Erdgeschoß, wo sich die große Halle befand, ähnlich wie das Foyer eines Luxus-Hotels, nur nicht so prächtig und teuer ausstaffiert.
Ich schaute mich um, so gut es ging, bevor ich den Fahrstuhl verließ. Diesmal hatte ich die
Weitere Kostenlose Bücher