0508 - Morganas wilde Meute
toten Stadt Marib. Mehr kann ich dir nicht sagen. Man muß es nur finden.«
»In Gräbern liegen zumeist Tote!« Ich ließ nicht locker.
»Bei ihr ist es anders.« Morgana lächelte. »Ich lasse mich nicht von dir aufs Glatteis führen. Ich habe eine Aufgabe zu erfüllen, denn der Kreis muß sich schließen. Fast habe ich das Gefühl, daß du mir nicht geglaubt hast, wenn ich von der Macht der Wölfe sprach. Sie ist stärker als die der Menschen. Die Wölfe waren schon, als es die Menschen noch nicht gab. Denke immer daran.«
»Ja, vielleicht. Das gibt dir trotzdem nicht das Recht, prähistorische Dinge wieder in diese Zeit zu holen. Tut mir leid, so jedenfalls denke ich. Und ich werde auch alles daransetzen, dies zu verhindern. Ferner weiß ich, daß mir die Königin von Saba nicht negativ gegenübersteht. Ich wundere mich nur, daß sie dir etwas von ihrem Wissen vermittelt hat.«
»Ich habe eben daran geglaubt.«
»Oder hast du sie getäuscht?«
Sie lachte mich an. »Wie hätte ich das schaffen können?«
Die Königin hat nicht nur Freunde. Eine Feindin habe ich selbst kennengelernt. Es war Layana, eine Vampirin, die die Macht der Königin brechen wollte. Damals konnte ich ihr helfen.
»Aber sie wird für dich nichts tun. Die Welt, in der mein Wolfsblut geflossen ist, steht ihr näher. Sie mag keine modernen Zeiten. Die alte Magie soll wieder leben, und dazu gehört der Dunkle Gral, der das große Wissen der Antike gespeichert hat. Ein gewaltiges, magisches Wissen, ein kaum überschaubares Potential. Ich habe ihn jetzt. Er ist für mich die Zukunft.«
»Ein Irrtum, Morgana!« erklärte ich ihr. »Er wird dir nicht gehorchen. Du stehst auf der falschen Seite. Jeder, der bisher von ihm wußte oder ihn besessen hat, gehört zu einem auserwählten Kreis, nicht zuletzt Hector de Valois, ein mächtiger Templer-Führer.«
»Auch seinen Namen habe ich gehört. Er hat etwas mit dir zu tun, nicht wahr?«
»Es stimmt. Ich habe mal als Hector de Valois gelebt. Er ist praktisch in mir wiedergeboren.«
»Und weiter?«
»Ich war auch Richard Löwenherz.«
Das überraschte sie etwas. Für einen Moment zogen sich ihre Augen zusammen. Sie wurden noch schmaler.
»Willst du weitere Stationen wissen, Morgana?«
»Wenn es sie gibt, ja.«
»Dann muß ich weit, sehr weit zurückgehen. In die Zeit, die auch der Königin von Saba nicht unbekannt sein dürfte. Denn dort lebte ein Mann, der mit der Königin in Verbindung gebracht wurde. Man nannte ihn den Weisen…«
»Salomo!« stieß sie hervor.
Morgana Lyton funkelte mich an. »Willst du behaupten, daß du den König Salomo kennst?«
»Sehr gut sogar. Er wußte über den Gral Bescheid. Ich gehe davon aus, daß ich einmal er gewesen bin.«
Diesmal hatte ich sie. »Das sagst du nur so!«
»Nein, ich weiß es!«
Morgana wurde unsicher. »Du und König Salomo waren ein und dieselbe Person?« Sie lachte auf. Es klang schrill durch die Garage.
»Nein, das kann ich nicht glauben, das nehme ich dir nicht ab.«
»Weshalb nicht?«
»Ich müßte es spüren, verstehst du? Ich habe von der Königin zahlreiche Informationen bekommen. So etwas merkt man einfach. Du bist nicht derjenige, für den du dich ausgibst.«
»Deshalb gehört mir auch der Gral!« widersprach ich. »Ich werde ihn mir zurückholen.«
Morgana schüttelte den Kopf. »Nein, Sinclair. Denk daran, was ich dir ›versprochen‹ habe. Diese Nacht wirst du nicht überleben. Der Gral fehlte mir in meiner Sammlung. Er ist das Tüpfelchen auf dem i. Ich gebe ihn freiwillig nie her. Niemals!«
Es lief alles auf eine Konfrontation hinaus. Ich schaute mich um.
Sie befehligte die Wölfe, konnte sie aus dem Nichts entstehen lassen und einen grausamen Terror entfachen.
Noch hielten sie sich zurück.
Aber etwas anderes geschah.
Einer jener späten Autofahrer kehrte zurück, um seinen Wagen in der Garage abzustellen. Das Gittertor war durch den Außenkontakt in Bewegung gesetzt worden und schob sich rasselnd und quietschend in die Höhe. Die Geräusche durchtönten die Halle. Gerade in der Nacht hörten sie sich besonders laut an.
Beide waren wir verunsichert. Ich dachte an den Unschuldigen, der nichtsahnend über die Rampe in die Garage fahren würde.
Suko sprang aus dem Wagen. »John, hol sie dir!«
Es war zu spät. Das Tor war geöffnet, die Straße frei.
Scheinwerferlicht blendete. Auch Morgana Layton wurde getroffen. Konturenscharf stand sie inmitten dieser gewaltigen Fülle. Der Fahrer sah sie jetzt.
Er
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