0509 - Die Banditen von Terrania
ausgerichtet sein. Es soll darauf hinauslaufen, daß Sie den großen Unbekannten, der die Banden lenkt, finden."
Nach dieser langen Rede machte ich eine Pause, holte Atem und fügte abschließend hinzu: „Ich verlange viel von Ihnen, Staehmer, aber ich kann Ihnen nur geringe Unterstützung anbieten. Waffen können Sie haben, soviel Sie wollen - nur die nötigen Leute kann ich nicht abstellen. Es ist mir leider nicht möglich, Ihnen mehr als fünf Männer zuzuteilen. Hinzu kämen noch zwanzig Roboter Ihrer Wahl. Was sagen Sie dazu, Staehmer?"
Noch bevor er eine Antwort gab, empfing ich seine ablehnenden Gefühle.
„Tut mir leid", begann er, „aber das..."
Ich unterbrach ihn; „Sprechen Sie nicht weiter. Ich weiß, daß es eine Zumutung ist, ein halbes Dutzend Männer gegen terrorisierende Horden los zu schicken. Es wäre Selbstmord.
Deshalb will ich Ihnen die doppelte Anzahl von Männern und Robotern überlassen. Ihr Unternehmen käme damit immer noch einem Todeskommando gleich, aber Ihre Erfolgschancen werden immerhin größer. Mehr kann ich leider nicht tun. Bevor Sie sich entscheiden, möchte ich Ihnen nur noch vor Augen halten, was für uns alle davon abhängt, den großen Unbekannten auszuschalten, der die Banden dirigiert."
Ich legte eine Pause ein und wartete neugierig auf seine Stellungnahme. Diesmal beging ich nicht den Fehler, seine Emotionen zu filtern. Ich wollte mich überraschen lassen.
Staehmer ließ sich nicht lange mit der Antwort Zeit.
„Tut mir leid, aber ich kann Ihre Bedingungen nicht annehmen", sagte er.
Ich verbarg meine Enttäuschung nicht, konnte ihm aber andererseits keinen Vorwurf machen.
„Ich verstehe Ihre Lage", erklärte ich, um nicht erst Gewissensbisse in Staehmer aufkommen zu lassen. Ich wollte ihn nicht zu etwas überreden, gegen das er sich innerlich sträubte. Deshalb betonte ich noch einmal: „Ich habe vollstes Verständnis für Ihre Lage."
„Das bezweifle ich eben, Sir", meinte Staehmer lächelnd. „Sie ließen mich leider nicht ausreden, denn sonst wäre es erst gar nicht zu diesem Mißverständnis gekommen. Ich bin nämlich nicht der Meinung, daß Sie mir zuwenig Leute zur Verfügung stellen, sondern daß es zu viele sind. Ich würde diesen Auftrag gerne im Alleingang erledigen."
Für einen Moment war ich sprachlos.
„Ich muß zugeben, daß ich mir das insgeheim gewünscht habe, Staehmer", erklärte ich dann. „Aber ich konnte mit diesem Vorschlag nicht direkt an Sie herantreten. Es kann sein, daß Sie getötet werden, kaum daß Sie ins Freie treten. Es kann aber auch sein, daß es Ihnen gelingt, von einer Bande aufgenommen zu werden und so dem Drahtzieher auf die Spur zu kommen."
Staehmer nickte. „Es ist eine bewährte Methode der USO, Agenten in den feindlichen Reihen einzuschleusen und den Gegner in seiner inneren Struktur zu schwächen. Und warum sollte diese Methode nicht auch in diesem Fall wirksam sein?"
„Eben."
Wir waren uns einig. Nur noch in einem Punkt hatten wir eine unterschiedliche Meinung. Ich wollte Serkano Staehmer eine umfangreiche technische Ausrüstung mit auf den Weg geben, doch er lehnte ab. Er bestand darauf, nur einen Paralysator und ein kleines Funksprechgerät mitzunehmen, das er bequem in der Tasche verstauen konnte.
„Wenn ich zuviel mit mir herumschleppe, dann werde ich noch womöglich zu einem begehrten Beuteobjekt", begründete er seine Ablehnung.
7.
Serkano Staehmer Der Mann lag mit verrenkten Gliedmaßen da. Auf den Simsen der umliegenden Hochhäuser warteten die Geier.
In diesem Moment wünschte ich mir, eine Strahlenwaffe bei mir zu haben. Ich hätte die Aasfresser reihenweise abgeschossen.
Ich ging zu dem Toten, hob ihn auf und trug ihn zu einem Straßenstück, das von Mitgliedern des Homo superior aufgerissen worden war. In der Betondecke der Straße war ein riesiges Loch aus nackter Erde.
Nachdem ich den Toten abgelegt hatte, suchte ich mir eine Latte, die sich als Schaufel verwenden ließ, und begann in der lockeren Erde zu graben. Als ich ein tiefes Loch geschaufelt hatte, legte ich den Toten hinein und schüttete die Erde über ihn.
Die Geier auf den Simsen erhoben sich und flogen enttäuscht weiter.
Der Abend dämmerte bereits, und ich mußte mir ein Versteck für die Nacht suchen. Denn es war nicht gut, sich nachts im Freien aufzuhalten. Da die Stromversorgung fast überall in Terrania-City ausgefallen war, lag die Stadt im Dunkeln. Das war die Zeit der Nachträuber, die aus dem Zoo
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