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0511 - Der Fluch der Baba Yaga

0511 - Der Fluch der Baba Yaga

Titel: 0511 - Der Fluch der Baba Yaga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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schien es manchmal. Es gab nur eine Handvoll Autos und eine Menge Eselskarren, aber eine richtige große Kutsche wie diese hier hatte schon seit vielen Jahrzehnten kein Mensch mehr gesehen. Tiefschwarz war sie, wie ein Schatten in der Nacht, einer Nacht, die nur von ein paar weit auseinander stehenden Gaslaternen etwas aufgehellt wurde. Eine düstere Gestalt hielt vom hohen Kutschbock aus die Zügel; das Gefährt glich in seiner Form fast jenen Wells-Fargo-Kutschen, die stets in Wildwestfilmen von den Indianern oder Bankräubern überfallen wurden.
    Dimitrios hatte gerade die kleine Schänke verlassen, in der er sich noch einmal mit ein paar Gläsern Retsina und Ouzo für die Gardinenpredigt seiner Helena und den kommenden Tag gestärkt hatte. So ganz nüchtern war er deshalb nicht mehr, auch wenn in den Gläschen mehr Wasser als Ouzo gewesen war. Aber daß er statt weißer Mäuse gleich eine unheimliche, schwarze Kutsche sah…?
    Die stoppte vor ihm ab!
    Der Kutscher rührte sich nicht, sah Aristide nicht einmal an. Statt dessen wurde die Einstiegstür der Kutsche von innen geöffnet.
    Drinnen brannten Kerzen!
    »Ich träume«, murmelte Aristide. Durch die verhängten Fenster war nicht der geringste Lichtschimmer gefallen, und Kerzen in einer Kutsche? Liefen die nicht Gefahr, bei dem Gerassel und Gerumpel aus den Haltern zu fallen und die Kutsche in Brand zu setzen?
    »Steig ein«, sagte eine verführerische Frauenstimme.
    »Wer? Meinen Sie mich?« fragte Aristide.
    »Dummkopf!« kam es zurück. »Siehst du sonst noch jemanden auf der Straße, zu dem ich reden könnte? Worauf wartest du noch?«
    Die Frau beugte sich vor, so daß Aristide im Kerzenschein ihr tiefes Dekolleté bewundern konnte. Das weiße Gewand umschloß ihren Körper wie eine zweite Haut, und die Blässe ihres Gesichtes gab ihr im Kerzenschein etwas Unirdisches. Sie winkte Aristide zu.
    Er rang mit sich. Einerseits mußte er morgen schon wieder ziemlich früh aufstehen und war ohnehin schon spät dran, weil er sich nicht aus der Gesprächsrunde hatte lösen können, in der es immerhin um so lebenswichtige Dinge wie Europapolitik und Tennis gegangen war. Aber das Angebot, das diese eigenartige Frau ihm machte, war recht eindeutig.
    Er war alkoholisiert genug, keine Fragen mehr zu stellen.
    Er stieg ein.
    Und die Lamia entblößte ihre Vampirzähne, biß zu und trank gierig Aristide Dimitrios’ Blut.
    ***
    Mit dem Besuch in Mostaches umgetauftem Lokal wurde es an diesem Abend nichts. Zamorra und Nicole hatten die in den letzten Tagen eingegangene Post sortiert und festgestellt, daß einige Dinge unaufschiebbar rasch erledigt werden mußten; es war mit dem Ausspannen zumindest für die nächsten 24 Stunden vorbei. So saßen sie beide für den Rest des Tages an Telefonen und PC-Tastaturen, um Anfragen zu beantworten und kurze Artikel für Fachzeitschriften abzufassen, die dann per DFÜ oder Fax direkt an die jeweiligen Redaktionen verschickt wurden. Zamorra hatte diese Dinge in den letzten Wochen und Monaten etwas schleifen lassen; zum einen war er auf die Einkünfte nicht dringend angewiesen, und zum anderen hatten sie so oft dermaßen viel zu tun gehabt, daß ihnen kaum Zeit geblieben war. Und etwas Erholung war zwischendurch auch immer wieder mal nötig gewesen. Jetzt aber rückten etliche Veröffentlichungstermine näher, und die Arbeit mußte erledigt werden - so oder so. Auch, wenn Zamorra lieber mit Nicole zu ihrem verschwiegenen Badeplatz an der Loire hinuntergefahren wäre, um dort die Sonne zu genießen und später Mostache mit Lady Patricia zusammen einer Heimsuchung biblischen Ausmaßes zu unterziehen.
    Aber das war ja nur aufgehoben, nicht aufgeschoben. Und so ging der Tag dahin, bis Zamorra kein Monitorflimmern mehr sehen konnte. Er war auch nicht so recht fit; der sehr unruhige Schlaf und die ungewohnte Zeit zeigten allmählich ihre Wirkung. Also wurde der Rest der Arbeit auf den kommenden Tag verschoben.
    In dieser Nacht schlief Professor Zamorra wesentlich ruhiger. Nicht nur des bequemen Bettes wegen.
    Er blieb auch von schlechten Träumen verschont. Und deshalb machte er sich über das Traum-Erlebnis vor dem Kaminfeuer in der kleinen Bibliothek keine Gedanken mehr.
    ***
    Einst war er viele Jahrtausende lang als Asmodis der Fürst der Finsternis gewesen. Dann hatte er der Hölle den Rücken gekehrt und sich fortan Sid Amos genannt - manchmal aber auch anders. Je nachdem, in welche seiner Tarnexistenzen auf der Erde er gerade mal

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