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0511 - Der Fluch der Baba Yaga

0511 - Der Fluch der Baba Yaga

Titel: 0511 - Der Fluch der Baba Yaga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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schreiten.
    ***
    Boris Saranow tätigte von seinem Büro aus einige Telefonate. Wenig später reichte ihm eine Sekretärin eine Handvoll Fernkopien herein, die Zamorra in der Tat weitgehende Vollmachten gaben. Saranow staunte selbst. »Ich hab’s wahrhaftig nicht geglaubt, daß sie darauf eingehen würden. Mir scheint, die Sache wird an höherer Stelle noch viel ernster genommen, als ich bisher dachte.«
    »Vielleicht liegt’s an der französisch-russischen Freundschaft, die ja immerhin schon zu Zeiten deGaulles und Chruschtschows zementiert wurde«, lächelte Zamorra. »Ich würde mir wegen der seltsamen Gedanken der Bürokraten keine grauen Haare wachsen lassen - wichtig ist doch nur, daß wir Unterstützung finden.«
    »Sie sollten lieber unseren Etat aufbessern«, brummte Saranow. »Ich habe zwar immer ungern unter geheimdienstlicher Überwachung gearbeitet, aber zu Zeiten der Union gab es wenigstens noch jede Menge Geld für unsere Psi-Forschungen. Jetzt sollen wir die gleichen Ergebnisse erzielen, aber mit weniger als der Hälfte des früheren Etats, und dabei wird der Rubel immer wertloser. Das schmälert das Budget zusätzlich.«
    Zamorra hatte unterwegs in einem Touristik-Büro Kartenmaterial besorgt und breitete es jetzt auf Saranows Schreibtisch aus. Der Russe staunte. »Das sind ja ganz neue, hochmoderne Karten«, stieß er hervor. Eingehend studierte er die Details, konzentrierte sich auf Ausschnitte, die er kannte. »Unglaublich«, murmelte er. »Diese Karten scheinen zu stimmen.«
    »Glasnost, towarischtsch«, schmunzelte Zamorra.
    »Und das für die Touristen, während man uns auf dem alten Ramsch sitzen läßt«, polterte Saranow. »Tschort wos mil«
    »Der Teufel hat was anderes zu tun«, grinste der Franzose. »Also, zeig mir die Gegend, die die Baba Yaga verwüstet, zeichne uns die Route auf, und dann sehen wir uns die Sache einmal an.«
    Saranow zog bedächtig mit einem Leuchtmarker eine Linie. »Hier müßte die Stelle sein, an der sie zuletzt gesichtet wurde.«
    »Etwa sechzig Kilometer vor Moskau«, überlegte Zamorra. »Sind Napoleon und Hitler damals auch so nahe gekommen?«
    »Erstens war ich nicht dabei, zweitens sind beide tot«, brummte Saranow. »Die Yaga lebt aber. Wir müssen sie stoppen, Brüderchen Zamorra. Die Zeit drängt. Die letzte Sichtung liegt einen halben Tag zurück. Weißt du, wie schnell ein Reiter sechzig Kilometer zurücklegen kann?«
    »Das ist etwa ein Tagesritt. Ansonsten mag das Pferdchen nämlich nicht mehr.«
    »Großmutter Yagas Pferdchen aber besteht aus einem Ofen, der im Gegensatz zu dem Haferfresser nicht ermüdet«, wandte Saranow ein.
    »Na schön. Brechen wir also auf, fahren wir der Hexe entgegen.« Zamorra faltete die Karte wieder zusammen, so, daß der offenliegende Kartenausschnitt die Gegend zwischen Moskau und der letzten Sichtung des alles verwüstenden Ungeheuers zeigte. »Glaubst du, Brüderchen«, fragte Saranow mißtrauisch, »daß wir das mit dem Tschaika schaffen? Das ist zwar ein nobles und elegantes Gefährt, aber vielleicht müssen wir ins Gelände oder über Straßen, die von der Baba zu einem Acker umgepflügt worden sind.«
    Jemand anderer hatte bereits für sie gedacht. Draußen wartete ein Mann in Stiefeln, Flanellhose und Pullover auf sie, der sich als Kapitän Sergeij Maximin vom MBR vorstellte. »Ich bin Ihnen als Berater und Verbindungsmann zugeteilt worden«, erklärte er, »und als ergänzende Autorität für den Fall, daß ein selbsternanntes Provinzfürstchen Ihre Vollmachten nicht akzeptieren möchte. Bitte, steigen Sie ein.« Einladend deutete er auf den kleinen Shiguli-Geländewagen.
    Zamorra und Saranow sahen sich an.
    Und stiegen ein.
    ***
    Der Kellner hatte die Reste des Hühnermahls zurück in die Küche gebracht, ein Kochlehrling schabte sie in den Abfalleimer, der nach draußen gebracht wurde. Nur wenig später erschien eine kleine, hutzelige Frau im Hinterhof des Restaurants. Niemand achtete auf sie, als sie sich dem Abfallkübel näherte, ihn öffnete und mit sicherer Hand hineingriff. Sie fischte ein paar Hühnerknochen heraus und ließ sie in einer Tasche ihres schmutzig-dunklen Sackleinengewands verschwinden. So schnell und unauffällig, wie sie aufgetaucht war, verschwand sie wieder - und niemand hatte sie gesehen!
    ***
    »Sie will das Auge! Sie will sehen!« raunten die Thessalischen Hexen. »Ah, aber sie hat doch zwei Augen! Sie kann doch sehen!«
    Stygia atmete tief durch, aber noch ehe sie etwas sagen

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