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0511 - Der Fluch der Baba Yaga

0511 - Der Fluch der Baba Yaga

Titel: 0511 - Der Fluch der Baba Yaga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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dich unserer?« wurde ihr vorgeworfen. »Oder aus welchem Grund hast du um deine Abstammung immer ein Geheimnis gemacht? Fühlst du dich als etwas Besseres?«
    Da warf sie jäh den Kopf in den Nacken. »Vielleicht bin ich nichts besseres als ihr, aber ich habe zumindest etwas aus mir gemacht!« Während ihr immer noch blind in diesem scheußlichen Höhlenlabyrinth verrottet! fügte sie in Gedanken hinzu. Zu spät erinnerte sie sich, auf welche Weise die Thessalischen Hexen ihre Umwelt sondierten - daß sie unter anderem auch Stygias Gedanken erkennen konnten.
    »Verrotten, denkst du. Wie wunderschön ehrfurchtsvoll, dankbar und demütig das doch ist!« höhnten die Hexen.
    Stygia wußte, daß sie einen Fehler begangen hatte, als sie die Kontrolle über sich verloren hatte. Sie hatte versäumt, ihre wirklichen Gedanken abzukapseln und den Hexen nur das zu präsentieren, was sie erkennen sollten. Sie straffte sich. Alles oder nichts. Diesmal kontrollierte sie sich besser. »Wenn ihr schon in meinen Gedanken herumschnüffelt, dann wißt ihr natürlich auch, was ich von euch will. Wie lautet eure Antwort, ja oder nein?«
    Damit hatte sie die Alten in die Enge getrieben. Jetzt mußten sie zugeben, Stygias Gedanken solange nicht lesen zu können, wie diese sich abkapselte, und damit eine Schwäche eingestehen.
    Aber in diesem Punkt unterschätzte Stygia die Hexen. Die ließen sich nicht so einfach aufs Glatteis führen. »Wir möchten die Bitte mit unseren Ohren aus deinem Mund hören, wie es üblich ist. Um was willst du uns ersuchen?«
    Es gefiel der Fürstin überhaupt nicht, daß die drei Alten damit den Spieß umgedreht hatten. Aber sie hatte damit gerechnet. Die Thessalischen Hexen waren im Laufe der Jahrtausende nicht dumm gewordeij, Doch Stygia brauchte das Auge. Und sie konnte es nicht mit Gewalt an sich bringen.
    Nicht in diesem Fall.
    Denn hier zählte ihre Autorität als Fürstin nicht, und sie würde sich höchstens lächerlich machen, wenn sie darauf pochte. Selbst der mächtige Asmodis hatte es nie gewagt, den Thessalischen Hexen Vorschriften zu machen.
    Es gefiel ihr wirklich nicht, aber sie mußte sich an die Spielregeln halten. Die Thessalischen hatten es ihr gerade deutlich vor Augen geführt, wie hier der Hase lief. Sie war eine Bittstellerin, mehr nicht. Hier galten keine Befehle.
    Fest sah sie in die Augenhöhlen der drei Blinden. »Gebt mir das Auge. Ich muß sehen.«
    ***
    »Großmutter Yaga?« wiederholte Zamorra. »Laß mich nachdenken, Boris… ist das nicht diese alte Märchenhexe, die…«
    »Nicht Märchen«, korrigierte Saranow sofort. »Sage, Mythos, Legende -such’s dir aus. Aber mit einem Märchen hat Baba Yaga nichts zu tun.«
    »Na schön. Auf jeden Fall Hexe, nicht wahr? Ihr Haus steht auf Stützpfosten, die wie Hühnerbeine geformt sind. Ah, jetzt verstehe ich die Ironie deiner Mahl-Wahl. Hühnerbeine… und wegen der Baba Yaga hast du mich hierher gerufen? Wegen einer Märchengestalt? - Pardon: einer Sagengestalt?« Zamorra schüttelte verständnislos den Kopf. »Jetzt fehlt nur noch, daß du mir erzählen willst, Baba Yaga habe den Nibelungenschatz gefunden, in den Resten des Zeltes des Hunnenkönigs Etzel, der Günther, Hagen und die anderen abmurksen ließ…«
    Saranow winkte ab, derweil Zamorra genußvoll am Hühnerfleisch kaute. »Um den alten Etzel kümmern wir uns zu gegebener Zeit. Unter uns Klosterbrüdern gesprochen, halte ich sowohl ihn als auch den Nibelungenschatz für eine Erfindung…«
    »Eine russische?« grinste Zamorra.
    »Barbar!« polterte Saranow. »Ignorant! Da zeigt sich wieder einmal die Dekadenz des kapitalistischen Westens, die uns leider so viele Jahrzehnte vorenthalten wurde…«
    »Zurück zum Thema«, verlangte Zamorra. »Was habe ich mit der Yaga zu tun, oder umgekehrt sie mit mir?«
    »Der alte Mythos ist erwacht. Das verflixte Luder zieht eine Spur der Verwüstung durch das Land. Alle Schilderungen stimmen dahingehend überein, daß die auf ihrem Ofen reitende Hexe gesehen wurde, und ihr Haus watschelte treu und brav hinter ihr her. Die Behörden haben meine Fakultät beauftragt, diesen Höllenspuk zu ergründen und möglichst auch zu beenden. Ausnahmsweise haben sie da mal ziemlich rasch und ohne vorherige Schmiergeldaktionen geschaltet; schließlich geht es den Ortsvorstehern ja um ihre Dörfer.«
    »Na schön, und warum sitzt du dann noch hier und vertilgst moskowitische Hühner, statt der Baba Yaga gehörig auf die Finger zu klopfen?«
    »Nicht

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