0513 - Sandra und die Mördermaske
nichts?«
»Was denn?«
Suko kreiselte herum. »Verflixt!« schrie er und deutete dorthin, wo die Fotokopien lagen.
Die Papiere hatten sich zusammengerollt und eine schwarzbraune Farbe angenommen, während gleichzeitig über seine gesamte Länge eine Flammenzunge hinweghuschte.
Die Unterlagen brannten vor unseren Augen.
Das erschreckte uns zwar, viel mehr überraschte uns der Gegenstand, der über den Unterlagen schwebte.
Es war die silberne Maske!
***
Sie sah so aus, wie ich sie in Erinnerung hatte. Silbrig leuchtend mit rot gefüllten Augen, die gefährlich und brennend blickten, als wollten sie uns vernichten.
Ich griff nach dem Kreuz, da hörte ich die warnende Stimme aus der Unendlichkeit, wie mir schien.
»Mach es nicht, John! Such den Körper, bitte, such ihn! Laß das Kreuz und auch den Dunklen Gral. Laß beides weg. Bitte, finde den Körper, finde ihn…«
Es war Bill Conolly, der zu mir geredet hatte, und seine Worte fielen auf fruchtbaren Boden.
Ich steckte das Kreuz weg!
Suko schaute mich verwundert an. Die Frage stand in seinen Augen, ich aber winkte ab. »Nein. Suko, so nicht. Wir haben keine Chance, glaub mir. Bleib zurück.«
»Aber…«
»Bitte.« Ich ließ das Kreuz wieder verschwinden. »Es geht nicht.«
»Such den Körper, John, such ihn… die Zeit wird immer weniger. Wenn nicht, werde ich …«
Das Wort sterben konnte sich Bill sparen. Ich wußte auch so Bescheid und schaute zu, wie die Maske verschwand. Sie bewegte sich, huschte davon und war nicht mehr zu sehen.
Aus, vorbei…
Zurück blieb das, was einmal eine Spur gewesen war und jetzt als Asche auf dem Tisch lag. Tote Materie, die uns nichts mehr sagen konnte.
Suko schüttelte den Kopf. »Ich begreife es nicht«, sagte er leise.
»Ich komme da einfach nicht mit. Du hast eine Spur gefunden. Man drängt dich, irgend etwas zu unternehmen, und jetzt wird die Spur wieder gelöst. Was soll das?«
»Keine Ahnung.«
»Will man uns zum Narren halten?«
Ich schaute auf die grauschwarze Asche. Der Brandgeruch zog scharf und beißend durch das Zimmer. »Ich hörte wiederum Bills Stimme. Er warnte mich davor, das Kreuz zu benutzen. Daraus kann man schließen, daß mein Kreuz stärker ist. Zusätzlich erwähnte er den Dunklen Gral. Er wollte nicht, daß ich ihn einsetze. Keine Waffen. Nur frage ich mich, wie wir ihn dann befreien und den anderen Körper finden können.«
»Stimmt.«
Ich fegte die Asche in einen Papierkorb. Suko öffnete derweil das Fenster und ließ frische Luft in den Raum. Das Telefon meldete sich.
Ich hob ab und hörte Sheilas Stimme.
»Gibt es etwas Neues, John?«
Ich wollte Sheila nicht enttäuschen und erzählte ihr deshalb nichts von den Dingen, die sich ereignet hatten. »Nein, Sheila, es gibt nichts Neues.«
»Bist du mit den Unterlagen weitergekommen.«
»Ja, die Spur ist nicht schlecht.«
»Und du glaubst, daß du Bill Conolly durch sie auch finden kannst?«
»Ich bin davon überzeugt.«
Sheila schwieg zwar, dennoch wußte oder ahnte ich, daß sie noch etwas sagen wollte, sich aber nicht traute. Zudem brauchte sie noch ein aufmunterndes Wort, etwas Trost, den gab ich ihr auch.
»Noch eins, Sheila, Bill hat sich wieder bei mir gemeldet. Du weißt, wie ich das meine?«
»Ja, natürlich. Wie… wie geht es ihm?« Ihre Stimme klang schwer und stockend.
»Gut, relativ gesehen. Er hat mich noch einmal darauf hingewiesen, den Körper zu finden.«
»Das schaffst du?«
»Ich bin sogar überzeugt davon, Sheila.«
»Dann ist es gut. Tu alles, John, bitte.«
»Darauf kannst du dich verlassen, Mädchen. Gute Nacht.« Ich legte auf und schaute den Apparat nachdenklich an. Meine Lippen waren zusammengepreßt, und ich hörte Sukos leise Frage.
»Bist du davon wirklich überzeugt, daß wir es schaffen?«
Ich schaute meinen Freund lange an. »Ich weiß es nicht«, flüsterte ich. »Ich weiß es beim besten Willen nicht…«
***
Sandra Wieran gehörte zu den jungen, dynamischen Frauen, wie sie von der Werbung und der Industrie gern als trendmachend und beispielhaft hingestellt werden.
Eine gute Schulausbildung, ein kurzes Studium, dann der Sprung in einen kreativen Beruf.
So hatte Sandra es sich vorgestellt, so war es auch eingetroffen.
Der kreative Beruf bedeutete bei ihr Marketing und Werbung. In einer kleinen aber feinen Werbeagentur hatte sie angefangen wie ein Lehrling, hatte alles gemacht, sogar Papierkörbe geleert. Drei Monate später bereits besaß sie den Durchblick, um Assistentin des
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