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0514 - Der Schädeltempel

0514 - Der Schädeltempel

Titel: 0514 - Der Schädeltempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Begr ündung, die mir je untergekommen ist«, sagte der Mann. »Und eben hast du gesagt, ich sei ›auch‹ nicht der Richtige. Was soll das heißen? Ich verlange eine Erklärung.«
    »Du wirst sie dort drinnen finden«, sagte das Mädchen.
    Der Mann starrte den riesigen Schädel an, die aufklaff ende Öffnung und die Schwärze dahinter.
    »Ich denke ja gar nicht daran« protestierte er. »Erst will ich wissen, was hier gespielt wird und woran ich bin.«
    »Du weigerst dich?«
    »Selbstverständlich.«
    »Das ist bedauerlich«, sagte das Mädchen.
    Er sah die Hand nicht einmal kommen. Es ging alles unglaublich schnell. »Holt ihn«, sagte das Mädchen, als der Mann reglos vor ihr im heißen Sand lag.
    Diesmal fand sie keine Tränen. Er hatte ihr nicht gefallen, aber inständig hoffte sie, daß doch noch einmal die Stunde kam, in der der richtige Mann erschien. Jener, der alles ändern würde.
    Warum fand der kleine Drache nichts auf seiner Suche?
    ***
    Zamorra stoppte den Kombi vor der Treppe zum Haupteingang. Raffael Bois rieb sich die Augen. »Das ist doch unmöglich, Monsieur«, stieß er hervor. »Ich… ich bin doch noch nicht senil! Ich weiß doch noch, was ich gesehen habe…«
    »Habe ich Sie etwa kritisiert?« gab Zamorra zurück.
    Was da stand, war kein wie ein Drache gestyltes Motorrad. Es war auch kein wie ein Drache gestylter Nissan-Geländewagen. Es war auch kein Reitdrache.
    Es war ein Pegasus!
    Aber was für einer!
    Der Pferdekörper war anstelle eines Felles mit dunklen Hornschuppen bedeckt, die Flügel waren fledermausartige Flughäute, und statt der Hufe besaß das nette Biest krallenbewehrte Klauen wie ein Raubvogel. Außerdem zuckte in unregelmäßigen Abständen eine meterlange Chamäleonzunge aus dem Maul des Pferdekopfes mit den rot glühenden Augen.
    Fehlte nur noch, daß das Biest Feuer spie…
    Zamorra dachte an das Auto vor Mostaches Kneipe, das sich in einen Reit-Drachen verwandelt hatte. Hier hatte sich ein Motorrad in einen Pegasus-Drachen verwandelt. Bedeutete das, daß auch hier im Château Montagne die Show gerade vorbei war?
    Zamorra stieg aus. Der Pegasus bäumte sich auf, wieherte und fauchte und bekundete damit deutliche Abneigung gegen den Menschen.
    »Braves Kätzchen, ganz brav«, murmelte Zamorra. »Bleib schön, wo du bist. Dein Chef gibt dir dafür bestimmt auch eine Extraration bleifreien Hafer…«
    »Meinen Sie, Monsieur, so was frißt der?« erkundigte sich Raffael ernsthaft.
    Zamorra winkte ab. Der Pegasus schien noch zu überlegen, ob er einen Angriff starten sollte oder nicht. Zamorra gab Raffael den Wink, so schnell wie möglich im Gebäude zu verschwinden, und folgte ihm im Sturmschritt, ehe der Pegasus-Drache zu einem Entschluß gekommen war.
    Drinnen schien auf den ersten Blick alles unverändert. »Wohin ist der Besucher gebracht worden?« wollte Zamorra wissen.
    »In den kleinen Salon, Monsieur«, verriet der alte Diener. »Falls Lady Patricia nicht mittlerweile anders entschieden hat, müßte die Gesellschaft noch dort zu finden sein.«
    Zamorra wog den Dhyarra-Kristall in der Hand. »Bleiben Sie zurück, Raffael«, bat er. »Ich möchte nicht, daß Sie zu Schaden kommen, falls es zu einer Auseinandersetzung kommt.«
    »Aber wenn Sie Hilfe brauchen, Monsieur…«, bot Raffael selbstlos wie stets an. Zamorra lächelte ihm zu und ging dann weiter. Er hoffte, daß es keinen Streit gab. Der andere war garantiert ein sehr starker Magier, und wenn es sich bei ihm um einen anderen Vertreter seiner Art handeln sollte als um jenen, den Zamorra in Mostaches Lokal kennengelernt hatte, war er auch noch schwer einschätzbar.
    Als Zamorra die Tür zum kleinen Salon öffnete, stolperte ihm gleich eine ganze Kolonie von Gartenzwergen entgegen. Die unterarmlangen, buntgekleideten Kerlchen mit den langen Bärten und den Zipfelmützen wieselten um ihn herum, schrien auf ihn ein und zupften heftig an seinen Hosenbeinen, um ihn in die Mitte des Zimmers zu zerren. Dort waren ein paar weitere Zwerge und Lafitte junior miteinander beschäftigt. Für den Kleinen waren Zwerge, speziell Gartenzwerge, in lebendiger, lebhafter Form natürlich etwas ungemein Aufregendes. Die Babies konnten damit noch herzlich wenig anfangen. Und Patricia Saris und Nadine Lafitte unterhielten sich, immer wieder einen Blick auf die Zwerge werfend, mit einem breitschultrigen Hünen, der Zamorra nur zu gut bekannt war. Wenn er keinen eineiigen Zwillingsbruder besaß, war es tatsächlich der Typ aus Mostaches

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