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0515 - Der mordende Wald

0515 - Der mordende Wald

Titel: 0515 - Der mordende Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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nicht mehr wissen, was dieser Helvetier-Stamm plant, nur noch, was er lagert, um nicht unversehens auf ihn zu treffen. Und wo die Barbaren zu finden sind, wissen wir ja…«
    »Sena und Gaius sind also umsonst gestorben.«
    »So kannst du es sehen. Ich rate dir auch, keine Forderungen zu stellen. Der Centurio ist über die Vorfälle im Lager sehr ungehalten. Er könnte dich bei der nächsten Schlacht ganz nach vorn kommandieren oder dich zum Standartenträger machen. Du weißt, was das heißt.«
    Remus nickte. Er war verbittert.
    »Überhaupt: Ruh dich aus, mein Freund. Den Tag, den wir hier verlieren, müssen wir auf dem Marsch wieder einholen. Wir müssen in Caesars Zeitplan bleiben. Und den Schuldenmacher wird nicht interessieren, daß das kaum zu schaffen ist.«
    Remus Tiberius seufzte. »Ich folge deinem Rat, mein Freund. Trotzdem hätte ich gern gewußt, was mit dem Gefangenen passiert ist. Er kann sich nicht einfach in Luft aufgelöst haben!«
    »Er ist ein Zauberer«, sagte Marcus Remigius. »Er hat die Ketten geschmolzen. Vielleicht hat er auch den Wein vergiftet. Ich bin froh, daß wir nichts mehr mit ihm zu tun haben.«
    »Ich habe ein ungutes Gefühl«, sagte Remus. »Wir werden alle sterben.«
    »Sicher«, erwiderte der Decurio. »Eines Tages, irgendwann. Ich ziehe dafür einen Landsitz in Ertrurien vor, bis ins hohe Alter, verwöhnt von schönen Sklavinnen. Wenn die Feldzüge gegen Gallien vorüber sind, werde ich General sein. Vielleicht schenkt mir Caesar ja auch ein Stück Land in Gallien. Ein Dorf an der Küste von Aremorica vielleicht.«
    »Da wirst du nichts als Verdruß haben«, unkte Remus.
    »Wieso? Bis dahin wird ganz Gallien besetzt sein.«
    »Ganz Gallien?« Remus war skeptisch.
    »Ganz Gallien«, versicherte der Decurio. »Caesar und ich werden gleichermaßen zufrieden sein.«
    ***
    Während im keltischen Lager der Tageslauf begann, bemühte Zamorra sich, seine Fesseln zu lösen. Es gelang ihm schließlich; die Kelten hatten seine Körperkraft und Geschicklichkeit unterschätzt. Bewacht wurden die Käfige auch nicht mehr; scheinbar war man der Ansicht, daß die Gefangenen bei Tageslicht ohnehin keine Möglichkeit zur Flucht hatten.
    So, wie die Kästen postiert waren, war es in der Tat unmöglich, zu entkommen, ohne von jemandem gesehen zu werden.
    Zamorra wußte inzwischen, daß in einem ähnlichen Kasten links neben ihm Nicole gefangen war. Sie wiederum wußte von Don Cristofero zu berichten. Da an Zamorras rechter Seite niemand war, mußte der Gnom also am entfernten Ende der Käfigreihe stecken.
    Falls man ihn nicht gleich erschlagen hatte. Zamorra hielt das für nicht unwahrscheinlich. Der Namenlose mit seiner Mißgestalt und der pechschwarzen Haut, gegen die selbst der dunkelste Neger noch hell wirkte, mußte vielen einfachen Gemütern fremdartig und unheimlich erscheinen. Und Fremdes pflegte man in vielen Zeitaltern und Kulturen der Einfachheit halber zu erschlagen, weil man Angst davor empfand.
    Immerhin - zumindest Nicole und Cristofero lebten noch. Zamorra wußte nicht, was er angestellt hätte, wenn man Nicole getötet hätte.
    So aber war noch nicht alles verloren.
    Deshalb machte Zamorra sich unsichtbar.
    ***
    Caxatos war allein in seinem Zelt. Er hatte seinen Schüler und dessen Schüler fortgeschickt. Er mußte nachdenken. Vor ihm lagen zwei seltsame Gegenstände - die Silberscheibe und das Objekt, aus dem der Blitz gekommen war. Die Frau in dem seltsamen, kurzen Gewand ging ihm nicht aus dem Kopf. Sie trug Druiden-Weiß, konnte aber niemals ein Druide sein. Wer oder was war sie, daß sie einen Blitz schleudern konnte? Und der Mann in seiner ebenfalls eigenartigen weißen Kleidung, wer war er? Auch ein Druide? Warum aber trug er das Weiß dann nicht in der traditionellen Art?
    »Ich muß mit ihnen sprechen«, beschloß Caxatos.
    Er erhob sich, strich über sein Gewand und schob die goldene Sichel, das Symbol seiner Würde und seines Amtes, hinter die Hüftkordel. Dann verließ er das Zelt und ging hinüber zu den Wagen mit den Hühnerkäfigen, von denen einige leer gewesen waren, weil Hühner, die nicht mehr genug Eier hatten legen wollen, im Kochkessel gelandet waren.
    Ein Schicksal, das in ähnlicher Form auch den Gefangenen zustoßen mochte - je nachdem, wer sie waren und wie über sie entschieden wurde. Sie waren genau dort aufgetaucht, wo auch die römischen Spione gewesen waren; das sprach nicht gerade für sie. Und Caxatos benötigte nach wie vor mindestens ein

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