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0515 - Schreie aus dem Werwolf-Brunnen

0515 - Schreie aus dem Werwolf-Brunnen

Titel: 0515 - Schreie aus dem Werwolf-Brunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Chinese.«
    Der Fremde erwiderte nichts. Dafür vernahm Suko einen Schritt, als der Mann in das Zimmer trat. Er war dabei sehr vorsichtig, bewegte sich zwar auf Suko zu, schlug jedoch einen Bogen, als hätte er trotz der Fesseln noch Angst vor dem Gefangenen.
    Plötzlich blieb er stehen.
    Suko hörte am Schaben oder Rascheln der Kleidung, daß er sich bewegte. Was er tat, war in der Dunkelheit nicht zu sehen, aber sehr bald schon wurde sie von einem Speer aus Licht durchbrochen. Der Mann hatte eine Lampe genommen und richtete den Strahl direkt gegen Sukos Gesicht, so daß dieser geblendet wurde, mit den Augen zwinkerte und erst recht nichts erkennen konnte.
    »Ist das eine Art von Folter?« sprach er fragend in die Helligkeit hinein.
    »Nein, aber wir müssen vorsichtig sein.«
    »Weshalb?«
    »Ich kann es dir nicht sagen. Es ist einfach schlimm, verstehst du? Wir befinden uns in einer furchtbaren Lage.«
    »Das glaube ich gern. Sonst hättet ihr mich ja nicht geholt. Aber gefesselt kann ich leider nichts ausrichten.«
    »Man wird dir die Schlingen bald abnehmen.«
    »Hoffentlich. Ich habe allmählich das Gefühl, meine Arme würden mir abfallen.«
    »Du wirst dich noch zusammenreißen müssen.«
    Suko lachte leise. »Ich möchte sehen, wenn einer von euch in die Lage gerät.« Er hielt die Augen noch immer geschlossen, weil der Lichtkegel in seinem Gesicht explodierte. Das dauerte noch zwei, drei Sekunden, dann schwenkte er zur Seite, wanderte noch über den Boden und verschwand. Der Mann aber blieb in der Tür stehen.
    »Warte noch eine Weile«, sagte er zum Abschied.
    Er ging weg. Suko lauschte seinen allmählich verklingenden Schritten nach. Die Stille trat ein. So sehr er sich auch umhörte, weitere Geräusche drangen nicht an seine Ohren.
    Was wollten diese Leute von ihm?
    Suko spekulierte darüber, zu einem Ergebnis kam er nicht. Aber er machte sich Vorwürfe. Er hätte seinem Freund John Sinclair Bescheid geben sollen, wo er hingefahren war. Wenn sein Verschwinden auffiel, konnte der Geisterjäger suchen, bis er schwarz wurde. Finden würde er ihn nicht. Und das konnte fatal ausgehen…
    ***
    Es gibt Situationen, in die man einmal im Jahr praktisch hineingepreßt wird.
    Das sind dann so Dinge wie: Was schenke ich guten Freunden oder Verwandten zum Geburtstag oder zu Weihnachten?
    Ich hatte dieses zweite Problem mal wieder zu bewältigen. Natürlich gab es für meine Freunde nur Kleinigkeiten – Johnny Conolly, mein Patenkind einmal ausgenommen –, aber auch Kleinigkeiten summieren sich.
    Ich hatte mir einen halben Tag Urlaub genommen, das heißt, bis zum Mittag war ich im Büro geblieben und anschließend gegangen.
    Für die Kleinigkeiten würde der Nachmittag draufgehen. Johnny bekam von mir ein Fahrrad. Das hatte ich nicht selbst gekauft, sondern bei einem Versandhaus bestellt. Es war schon geliefert worden und stand bei den Conollys gut versteckt.
    Aber was sollte ich seinen Eltern schenken? Und Glenda Perkins, Suko, Jane Collins, Sarah Goldwyn? Bei der Horror-Oma war es am einfachsten.
    Drei Leerkassetten bereiteten ihr immer Freude. Bill bekam einen guten Whisky, aber bei den Frauen wurde es schwierig. Zudem brauchte ich noch etwas für meine Eltern.
    Ich mischte mich also in den Trubel.
    Und der war gewaltig. Die gleiche Idee wie ich hatten auch andere gehabt. London quoll über. Besonders im Bereich der Regent und Bond Street, der Kings Road und der Sloana Street. Natürlich auch in all den anderen kleinen Nebenstraßen, in denen zahlreiche Spezialgeschäfte wie Pilze aus dem Boden geschossen waren.
    Für Suko fand ich einen originellen Wecker, mein Vater bekam ein in Leder eingebundenes Adreßbuch, bei den Frauen schließlich wurde es schwieriger.
    In einem winzigen Laden, der mit Trödel vollgestopft war, fand ich schließlich Bilderrahmen aus Silber. Das war etwas für meine Mutter. Das gleiche Geschenk wollte ich auch Sheila machen. Sie konnte sich ein Foto ihrer Familie hineinstellen.
    Das wäre erledigt.
    Blieb noch Glenda. Was sollte ich ihr holen? Wie immer Parfüm?
    Das war mir doch ein wenig zu billig. Nicht vom Preis her, sondern von der Idee.
    Da mir die Füße vom langen Gehen schon schmerzten, legte ich eine Pause ein.
    Das Lokal sah nett aus. Es war von außen grün angestrichen worden. Im Kontrast dazu standen die dunkelroten Fensterrahmen.
    Hinter der Glastür empfing mich eine angenehme Wärme. Draußen war es naßkalt. Die Temperaturen bewegten sich knapp über dem Gefrierpunkt.

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