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0516 - Im Netz der Mörderspinne

0516 - Im Netz der Mörderspinne

Titel: 0516 - Im Netz der Mörderspinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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großformatige Bücher befaßten sich mit der Zeit des 1. Weltkriegs. Nicht, daß ihr an den Schlachtenbeschreibungen gelegen wäre, aber es interessierte sie, wieso dieser Konflikt dermaßen hatte eskalieren können.
    Ehe sie das Buch las, blätterte sie die Seiten durch und betrachtete die Bilder; eine alte Angewohnheit aus Kinder- und Jugendtagen. Die meisten Fotos zeigten Kriegsschauplätze.
    Plötzlich stutzte sie.
    Sie beugte sich vor, als könne sie dadurch besser erkennen, was das Bild zeigte - genauer gesagt: wen.
    War das nicht…?
    Sie sprang auf, eilte zur Sprechanlage, die alle bewohnten Räume des Loire-Schlosses miteinander verband, und rief nach Raffael Bois.
    ***
    Nicole Duval bäumte sich innerlich auf. Sie wollte den Tod nicht akzeptieren, obgleich er bereits bei ihr war und sich an ihr zu schaffen machte - in Gestalt der unheimlichen Tentakel, die aus Baumstämmen wuchsen, Nicole umschlungen hielten und ihre Spitzen unter ihre Haut geschoben hatten. Sie fühlte, wie diese violett pulsierenden Tentakel ihr etwas zu entziehen versuchten - ihre Lebensenergie?
    Nicht weit von ihr entfernt hing der schwarzhäutige Gnom in ebenso fataler Lage. Im Gegensatz zu Nicole schien er sich mit seinem Schicksal abgefunden zu haben, sehnte den Tod sogar herbei. Nicole wußte nicht, wie lange der Namenlose schon dort hing, aber er sah alt und grau aus, und aus einer schlecht verbundenen Hüftwunde tropfte Blut.
    »Gib nicht auf!« schrie Nicole den Gnom an. »Gib dich nicht verloren! Wir schaffen es, wieder freizukommen, wenn wir es nur wollen!«
    Aber er schüttelte nur müde den Kopf.
    Nicole wünschte sich verzweifelt eine Waffe. Irgend etwas, womit sie diese verfluchten Tentakel durchtrennen konnte, die wie Schläuche bei einem Blutaustausch an ihr hingen. Daß es alles andere als ein Austausch war, sondern ein ausschließliches Nehmen, bewiesen ihr die Skelette, die ringsum in den Ästen hingen. Das waren auch einmal lebende Menschen gewesen, die von den blitzschnell aus den Bäumen hervorwachsenden Tentakeln gepackt und in die Höhe gerissen worden waren. Opfer des Waldgottes Esus…
    Er hatte zu Nicole »gesprochen«, auf seine lautlose, telepathische Art. Er hatte ihr mitgeteilt, daß ihr Sträuben vergeblich war und daß sie eins mit ihm und dem Wald werden würde.
    Ein Gott?
    Ein mörderischer Dämon war er, der menschliches Leben aufsog! Nicole ahnte jetzt, daß der Druide sie seinem Mordgötzen zum Fraß vorgeworfen hatte. Weil sie ein weißes Kleid trug, zumindest von der Farbe her einem Druidengewand ähnlich, war sie ihm von Anfang an nicht ganz geheuer erschienen. Sie hatte es in seinen Gedanken gelesen. Und bevor er sich noch mehr Kopfzerbrechen über sie machen mußte, hatte er sich ihrer jetzt wohl auf die simpelste Weise entledigt.
    Nicole hoffte, daß wenigstens Zamorra noch eine Chance bekam. Aber was half es, wenn sie ohnehin hier in der Vergangenheit festsaßen? Der Gnom lag im Sterben, der einzige, der sie wieder in ihre Zeit bringen konnte. Sicher, Zamorra war relativ unsterblich; er konnte nur durch Gewalt oder durch Unfall getötet werden, wie auch sie selbst. Sie beide hatten vom Wasser der Quelle des Lebens getrunken und alterten nicht mehr. Zamorra hatte also immerhin die Chance, allein dadurch wieder in die Gegenwart zurückzukehren, daß er die Zwischenzeit durchlebte. Aber das waren zwei Jahrtausende! 25 oder mehr Menschenalter! Und zum Schluß würde er aufpassen müssen, daß er sich nicht selbst begegnete!
    Eine nicht gerade traumhafte Vorstellung…
    Plötzlich klang die Stimme des Mördergottes wieder in Nicole auf.
    Du und der andere - ihr gehört nicht in diese Zeit. Eure Lebenskraft kann ich nicht verwerten. Ihr seid nutzlos für mich.
    »Nun gut«, murmelte Nicole. Dann würde es wohl ein schnelles Ende geben, kein langsames Dahinsterben durch Kraftentzug. Wenn es schon keine Rettung gab, war die schnelle Lösung entschieden vorzuziehen.
    Ein Greifarm lag um Nicoles Hals. Es war einfach, ihr das Genick zu brechen.
    Die Tentakel, deren Spitzen sich unter ihre Haut geschoben und dabei wohl auch eine schmerzstoppende Substanz abgesondert hatten, zogen sich von einem Moment zum anderen zurück. Nicole schwebte sekundenlang frei in der Luft - und stürzte dann.
    ***
    Der nachtschwarze Rolls-Royce Phantom rollte vor der großen Villa auf knirschendem Kies aus. Der flüsterleise Motor verstummte; nur die Scheinwerfer brannten noch. Der Chauffeur eilte um das Fahrzeug herum und

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