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0516 - Im Netz der Mörderspinne

0516 - Im Netz der Mörderspinne

Titel: 0516 - Im Netz der Mörderspinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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es nicht gewohnt, daß jemand freundlich oder gar zärtlich zu ihm war - selbst im 20. Jahrhundert hatte er da vorwiegend negative Erfahrungen gesammelt. Ausnahmen waren Menschen wie Zamorra, Nicole oder Patricia Saris.
    »Lebenskraft«, sagte der Gnom heiser. »Ich dachte erst, er würde mich töten. Dann, als ich Euch sah, Mademoiselle, wußte ich, wir würden eins mit ihm werden. Nie mehr allein… eine Gemeinschaft… doch jetzt weiß ich, daß es anders ist. Hat Esus zu Euch gesprochen, Mademoiselle?«
    Nicole nickte überrascht.
    »Hat er Euch gesagt, daß er mit unserer Lebensenergie nichts anzufangen weiß, weil wir aus einer anderen Zeit stammen?«
    Abermals nickte sie. »Woher konnte er das wissen?«
    »Er hat das Zeitfremde in uns erkannt. Er hat geholfen«, sagte der Gnom leise. »Er hat mir Kraft gegeben. Ich…« Er tastete wieder nach seiner Hüftwunde.
    »Was ist das?« fragte Nicole.
    »Ein Pfeil hat mich getroffen, als ich geflohen bin«, sagte er. »Ich weiß nicht -ich glaube, wir sind in der falschen Zeit, ja?«
    »Und am falschen Ort. 58 vor Christus. Gallien. Helvetier.«
    »Römer. Dann waren es also tatsächlich Römer. Sie nahmen mich gefangen. Ich verzauberte ihren Wein«, er kicherte, »und konnte fliehen. Aber einer schoß mir einen Pfeil in die Hüfte.«
    »Wir sind also räumlich getrennt worden«, murmelte Nicole.
    »Wir müssen meinen Gebieter und den Professor suchen«, sagte der Gnom. »Dann versuche ich es noch einmal.« Er öffnete den Verband. Erstaunt vermerkte Nicole, daß es dem Gnom besser zu gehen schien als noch vor ein paar Minuten.
    »Zamorra und der Dicke sind im Keltenlager. Das heißt, der Dicke konnte flüchten. Aber sie sind auf jeden Fall beide sicher nicht weit von hier.«
    »Ah«, machte der Gnom erfreut. Er entfernte den Verband restlos, jenen Stoffstreifen, den er sich von seinem bunten Hemd gerissen hatte und der mittlerweile fast schwarz vor getrocknetem Blut war.
    »Die Wunde ist geschlossen«, sagte er erstaunt. »Dabei ging der Pfeil durch und durch, und es schmerzte furchtbar. Aber ich spüre nichts mehr.«
    Unwillkürlich griff Nicole zu. Der Gnom keuchte auf. »Aber Mademioseile, Ihr…«
    Sie lächelte kopfschüttelnd. »Ist es Euch so unangenehm, mein Freund, wenn ich Euch an dieser Stelle berühre?«
    Der Namenlose schluckte. »Äh, ich…« Er war gleich in doppelter Hinsicht verlegen. Einmal der weiblichen Hand an seiner Hüfte wegen, zum anderen, weil er so respektvoll angeredet wurde, wie er es nicht gewohnt war.
    »Tatsächlich«, staunte Nicole. »Da scheint keine Wunde zu sein.«
    »Esus hat mich geheilt«, behauptete der Gnom. »Er hat mir gegeben, was er selbst nicht verwerten konnte.« Plötzlich erschrocken, sah er Nicole an. »Seid Ihr mir jetzt böse?«
    Sie verstand. »Meine Lebensenergie ist an Euch geflossen, Freund?«
    »Ich glaube, ja«, sagte er unglücklich. »Und… warum nennt Ihr mich Freund? Ich bin dieser Ehre nicht wert.«
    »Ihr seid es«, sagte Nicole. »Ihr seid es, vielleicht mehr als mancher andere Mensch. Und solange ich nicht weiß, ob Ihr nicht doch einen Namen habt, nenne ich Euch eben meinen Freund.«
    »Aber was wird der Professor dazu sagen?«
    »Ihr glaubt, er wäre eifersüchtig?«
    Der Gnom nickte zögernd und erhob sich. Eine Spinne fiel vom Baum auf seine Schulter, ohne daß er es bemerkte.
    »Er ist es nicht. Er weiß, daß ich nur ihn liebe, mit allem, was ich an Gefühlen geben kann. Aber das hindert mich nicht daran, Euer Freund zu sein. Und wenn Euch tatsächlich meine Energie geholfen hat, freut es mich. Aber… warum sollte dieser Mordgötze es tun? Euch helfen? Euch heilen? Nur, weil er meine Kraft nicht verwerten kann?«
    »Er ist kein Mörder«, wiederholte der Gnom seine schon einmal aufgestellte Behauptung. »Er ist der Waldgott der Kelten. So, wie er nimmt, gibt er auch.«
    Und er warnt, erklang die telepathische Stimme, die beide gleichzeitig vernahmen. Verlaßt diesen Wald, oder er wird euer heißes Grab. Denn ich muß gehen; es gibt Kräfte, denen auch ich nicht widerstehen kann.
    Nicole war förmlich zusammengezuckt. »Was - was bedeutet das?« stieß sie überrascht hervor.
    Ich weiche dem Feuer. Verlaßt den Wald.
    Danach meldete sich Esus nie wieder bei ihnen.
    »Feuer?« stieß der Gnom hervor. Er schnupperte. Dann sah er Nicole ernst an.
    »Es brennt! Waldbrand! Wir müssen hier weg, schnell!«
    Die Spinne glitt von seiner Schulter und verschwand in einer Falte seines bunten Hemdes. Er

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