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052 - Die Leichenkammer des Dr. Sarde

052 - Die Leichenkammer des Dr. Sarde

Titel: 052 - Die Leichenkammer des Dr. Sarde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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war in einen Teufelskreis geraten, der sich immer dichter
um sie schloss. Ihre größte Furcht bestand in diesen Sekunden darin, dass Dr.
Sarde eventuell schon unten vor dem Haus auf sie warten könne.
    Der Gedanke an eine solche Möglichkeit trieb sie noch rascher voran. Sie
erreichte die Haustür und rannte hinaus auf die dunkle Straße.
    Sie sah sich nach rechts und links um. Vorn an der Straßenecke stand ein
Mann. Sie zuckte zusammen. In jedem einsamen Passanten sah sie Dr. Sarde.
    Michele Claudette lief zur Parallelstraße und bog dann nach rechts ab. Ein
Auto fuhr an ihr vorüber. Zwei junge Burschen saßen darin. Der Chauffeur fuhr
langsamer, der auf dem Beifahrersitz beugte sich halb aus dem Fenster und rief:
»Hallo, Mademoiselle? So allein zu später Stunde? Dürfen wir Ihnen ein wenig
Gesellschaft leisten?«
    Der Wagen fuhr bis dicht an den Rand des Gehweges heran. Michele Claudette
wandte nicht einmal den Blick. Sie lief einfach weiter und hörte nicht auf die
anstößigen Bemerkungen, die man ihr nachrief.
    Sie hoffte, einen Polizisten zu treffen. Aber ihr Wunsch erfüllte sich
nicht.
    Michele lief bis zu Pierres Bistro .
Von den Kneipen in dieser Stadt war sie am längsten geöffnet.
    Es brannte noch Licht. Rauch und der Dunst von Alkohol schlugen ihr
entgegen, als sie in das Lokal trat.
    Sie zwängte sich zwischen den Tischen durch und kam bis zur Theke vor.
    »Kann ich schnell mal telefonieren?« Die Bedienung sah sie an.
    Michele Claudette presste die Lippen zusammen. Sie musste ungewöhnlich erregt
aussehen und fühlte instinktiv, dass die Blicke der Männer, die unmittelbar am
Tisch neben ihr saßen, sich auf sie richteten. Einer machte eine anzügliche
Bemerkung, ein anderer versetzte ihr einen Klaps auf den verlängerten Rücken.
Sie zuckte zusammen.
    »Kommen Sie! Hier im Nebenzimmer können Sie telefonieren.« Die Bedienung
öffnete ihr die Tür zu einem kleinen Nebenraum. »Hatten Sie einen Unfall?«,
fragte sie interessiert.
    »Ich werde verfolgt ! Ein Mörder,
er ...« Sie hielt inne, als ihr bewusst wurde, was sie da sagte. Das Mädchen
hinter der Theke musterte sie wie eine Irre.
    »Ich muss die Polizei verständigen. Es ist dringend, es ist äußerst
dringend!« Die junge Französin wählte mit zitternden Fingern die Nummer des
Reviers. Sie wurde etwas ruhiger. Hier fühlte sie sich zunächst mal sicher,
denn es war ausgeschlossen, dass der geheimnisvolle Mann, der sich Dr. Sarde
nannte, ihren Weg hierher verfolgt hatte ...
     
    ●
     
    »... vier Fälle von Leichenraub konnten wir eindeutig feststellen«, fuhr
Kommissar Lecquell mit fester Stimme fort. Er stand vor dem riesigen
erleuchteten Stadtplan von Paris. Lecquell wandte den Blick und sah seinen
Besucher, der vor einer Stunde in Paris eingetroffen war, aufmerksam an.
    Es war Larry Brent.
    Das Innenministerium hatte Lecquell die Ankunft des Amerikaners mitgeteilt.
Die Fälle von Leichenraub auf verschiedenen Pariser Friedhöfen stellten die
Beamten vor ein großes Problem. Bis zur Stunde war es ihnen nicht gelungen, die
geringste Spur aufzunehmen. Der oder die Täter, es war anzunehmen, dass
zumindest zwei dafür verantwortlich zu machen waren, denn einer allein konnte
nicht in diesem Umfang und in dieser Schnelligkeit die Dinge zu einem
erfolgreichen Abschluss bringen, gingen jedenfalls so geschickt zu Werke, dass
Lecquell einen Spezialisten angefordert hatte.
    Die Angelegenheit kam ihm nicht ganz geheuer vor.
    Leichenraub war ein Verbrechen, mit dem er bisher noch nichts zu tun hatte.
Er konnte sich überhaupt nicht vorstellen, weshalb sich jemand eines solchen
Verbrechens schuldig machte. Aber es ging nicht nur um den Raub allein. Ein
Friedhofswärter war brutal zu Tode gekommen, als er die Täter offensichtlich
überraschte. Mord und Leichenraub! Beides bedurfte der Aufklärung.
    Lecquell fühlte, dass irgendetwas Geheimnisvolles in Paris vorging. Und die
Erfahrung hatte gezeigt, dass der Kommissar, dem man eine gewisse Ähnlichkeit
mit dem schon fast legendär gewordenen Kommissar Maigret des Schriftstellers
George Simenon nachsagte, sich in seinen Gefühlen selten irrte.
    »Ich habe unmittelbar nach Bekanntwerden des zweiten Leichenraubes auf dem
Cimetière de Picpus einige meiner Beamten als Totengräber und Friedhofsgärtner
getarnt. Umsonst! Drei Tage lang schnüffelten sie auf dem Cimetière de Picpus
herum – und am vierten Tag kam es zu einem Leichenraub auf dem Cimetière de
Mountrouge! Dieser Friedhof liegt auf der

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